Neustadt „Eierkrieg“ und „Viehweg“

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In der 78. Ausgabe der „Haßlocher Heimatblätter“ berichten wieder einige Autoren über die früheren und heutigen Zeiten im Großdorf. Wolfgang Hubach lieferte dazu mit sechs Beiträgen den Löwenanteil. So befasst er sich mit dem „Haßlocher Eierkrieg von 1919“. Aber es geht auch um die „Viehwegkapelle“ und um das Thema Hochwasserschutz.

Der Titel „Eierkrieg“ stammt aus dem „Stadt- und Dorfanzeiger“ vom 20. Februar 1919. In diesen ärmlichen Zeiten hatten die Hühnerhalter eine bestimmte Menge an Eiern abzuliefern – aber die Anzahl war in einer Höhe festgesetzt worden, wie sie nur ein ahnungsloser Münchner Ministerialbeamter sich hatte ausdenken können. Der kannte bestimmt nicht die alte Regel: „Wann de Holler blieht, sinn die Hinkle mied.“ Das heißt, dass nach der Brutzeit, wenn die Glucken Küken haben, die Hühner kaum oder überhaupt keine Eier legen. Jeder wusste, dass im Hof neben dem Gockel nur drei oder vier „Verrecklinge“ herumscharrten, die eh „topfreif“ waren, dass aber im Holzverschlag auf dem Speicher oder sonstwo die „richdische Hinkle verschdeckelt“ waren. Für die widerspenstigen Hühnerhalter dachte man bei der Behörde eine Strafe aus. Am 14. Juni 1919 wurde bekanntgegeben: „Den in der Beilage verzeichneten Hühnerhalter und ihren Haushalts-angehörigen wird die ihnen für Juni zustehende Zuckermenge wegen Nichterfüllung der Eierlieferschuld auf 220 Gramm herabgesetzt.“ Gegen diese Anordnung lief die Bevölkerung Sturm. Ein weiterer Bericht von Wolfgang Hubach befasst sich mit der Rehbachverlegung und dem Hochwasserschutz. Unter anderem beleuchtet er auch das Thema „Modellbau“: Mit ganz primitiven Mitteln wurden früher hervorragende Ergebnisse er-zielt. In einem weiteren Beitrag befasst er sich mit dem Lumpenmann, der in der Nachkriegszeit mit dem Ruf „Lumbe, Alteise, Knoche, Babier“ mit einem „Tempo“-Dreirad durch das Dorf zog. Extra eingesammelt wurden Tierhäute. Dafür gab es Fachhändler, die durch den Ort fuhren und riefen: „Hasebelz, Gäsehaut“. Hubach stellt daneben die „Viehwegkapelle“ vor, die kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs von einigen Musikbegeisterten gegründet wurde. Der Name „Viehwegkapelle“ gaben die Haßlocher der Band, weil ihre Gründer Hans Herrmann, Helmut Henrich, Rudi Ulmer, Karl Scheurer und später Helmut Zimmermann die alle in nächster Nachbarschaft im früher „Viehweg“ genannten Teil der Kirchgasse wohnten. Manfred Watta erzählt von einer „Kindheit in schwerer Zeit“, die der Geburtsjahrgang 1933/34, dem er angehört, erlebt hat. Er berichtet von seinem Großvater, mit dem er auf das Grundstück am Sandbuckel fuhr, um Obst zu ernten, das sie dann anschließend meistens an durchfahrende Soldaten verteilten. Weiter berichtet von Tiefflieger- und Bombenangriffen, die er miterlebt hat. Weitere Beiträge stammen aus der Feder von Vera Martens, die die Gemeine Nachtkerze vorstellt, die im Museumsgarten blüht und gedeiht, und von Peter Scheurer, der über die Laufszene im Haßlocher Wald schreibt. Es werden sogar mehrere Laufstrecken angeboten. Nicht nur Sportler aus Haßloch findet man auf den Strecken, sondern auch viele aus den umliegenden Orten. (go) Heimatblätter Zu beziehen sind die „Haßlocher Heimatblätter“ zu den Öffnungszeiten des Heimatmuseums oder unter Telefon 06324/3366 oder 5648.

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