Neustadt Die Handball-Menschen

Zum Abschluss ihres langen Zusammenwirkens feierte das Trainergespann Peter Henkes (links) und Gregor Bopp den Aufstieg in die V
Zum Abschluss ihres langen Zusammenwirkens feierte das Trainergespann Peter Henkes (links) und Gregor Bopp den Aufstieg in die Verbandsliga mit den Handballern des TSG Haßloch II.

«HASSLOCH.» Sie sind nach wie vor Freunde. Aber dreimal wöchentlich – wie in den vergangenen 30 Jahren – werden sie sich nicht mehr sehen. Peter Henkes und Gregor Bopp haben ihre lange gemeinsame Trainerkarriere zum Rundenende mit dem Aufstieg der Handballer der TSG Haßloch II in die Verbandsliga beendet. Henkes wird dem Verein als Jugendkoordinator treu bleiben, Bopp eine Pause machen und mehr Zeit mit seiner Familie und dem Hund verbringen.

Kennen und schätzen gelernt haben sich Henkes und Bopp 1988 beim SV Friesenheim in Ludwigshafen. Bopp kam damals aus der Jugendmannschaft in das von Henkes trainierte Männerteam, spielte zunächst als Linksaußen, später auch als Spielmacher im Rückraum. Seitdem einte die beiden ein Grundsatz, den sie sich geschworen haben: „Uns gibt es nur im Doppelpack.“ Später beim TV Edigheim hatten die beiden rückblickend in den acht Jahren dort viel Spaß und feierten drei Aufstiege, die den Verein in die Pfalzliga führten. „Das war eine ganz besondere Station, weil damals der ganze Ort unterwegs war und uns feierte. Das vergesse ich mein Leben lang nicht“, erinnert sich Bopp gerne: „Wir sind damals sogar in Ludwigshafen zur Mannschaft des Jahres gewählt worden – vor der TSG Friesenheim, die da schon in der Zweiten Bundesliga spielte.“ Im Trainergespann fungierte zunächst der erfahrenere Haßlocher Henkes, der bei der TSG Haßloch schon zwischen 1986 und 1988 die Regionalliga-Männer trainiert hatte und davor Reserve- und Jugendmannschaften der Großdörfler, als Chef. „Er lag spieltaktisch eigentlich auch nie falsch“, zollt Bopp den Fachkenntnissen und dem handballerischen Gespür seines Gespannpartners heute noch Respekt. Zuletzt hätten sich die beiden aber bei der Interpretation ihrer Rollen doch auf Augenhöhe angenähert. Während sich Gegensätze oft anziehen, einte die beiden die gleiche Philosophie. Spieltaktisch genoss die Abwehr ein hohes Maß an Aufmerksamkeit. Der Torhüter, um dessen Training sich stets Bopp kümmerte, sei der wichtigste Verteidiger – und erster Angreifer, finden beide. Darüber hinaus bekannten sich die beiden Trainer stets dazu, dem eigenen Nachwuchs eine Chance zu geben, waren keine „Fans“ zusammengekaufter Mannschaften. „Wir wollten mit dem Potenzial arbeiten, das wir beim Antritt unserer Posten vorgefunden haben und lieber Spieler weiterentwickeln als neue zu holen“, präzisiert Bopp. „Peter habe ich immer bewundert für den guten Draht, den er mit seinen Spielern auf menschlicher Ebene aufgebaut hat, und er hat immer zuerst den Mensch und dann den Handballer gesehen“, so Bopp, der diese Werte aber selbst in sich trägt. So kümmerten sich die Übungsleiter auch um Probleme der Spieler außerhalb der Halle, vermittelten mal Ausbildungsplätze oder gaben private Tipps, Ratschläge und Unterstützung. Erfolg um jeden Preis – das war nichts für die beiden. Aber erfolglos waren sie in ihrem Wirken beileibe nicht: Neun Aufstiege stehen zwei Abstiegen gegenüber, wie sie weiter berichten. Spieler wie Eulen-Star Thorsten Laubscher oder Bernando Totolici, der in Rumäniens Junioren-Auswahl stand, und Lubomir Amrich, der in seiner slowakischen Heimat in der Ersten Liga gespielt hatte, betreuten die beiden und bildeten sie weiter aus. Henkes betont, dass ihm sehr viel an der Ausbildung junger Spieler gelegen habe und auch noch immer liege. Daher will er nun bei der TSG Haßloch den Jugendbereich auf noch professionellere Beine stellen. Den emotionalen Höhepunkt erlebten die beiden dennoch in Edigheim, als sie mit ihrer Mannschaft ein Testspiel gegen das Nationalteam Israels austrugen, das sich im Januar 2002 auf die Europameisterschaft vorbereitete. „Den Ball mit den Unterschriften habe ich immer noch“, erzählt Henkes, in dessen Erinnerung auch die hohen Sicherheitsvorkehrungen und behördlichen Auflagen geblieben sind, die für das Spiel notwendig wurden. Bopp erzählt, wie im Anschluss das gemeinsame Abschlussessen zu einer munteren Party auswuchs, als einer der Israelis eine Gitarre in die Hand nahm und losspielte. Dazu hätten die Gäste aus dem Nahen Osten immer wieder nach dem „heißen Wein“ verlangt – Glühwein – was den Trainern dort Sorgenfalten bereitet hätte. Später folgten für den heute 65-jährigen Henkes und seinen 48-jährigen Kompagnon, der in Frankenthal lebt, Stationen in Mutterstadt und Schifferstadt, ehe sie vor drei Jahren in Haßloch mit dem Aufbau einer Zweiten Mannschaft beauftragt wurden. „Am Anfang hatten wir nur neun Spieler, die noch keinen Verein hatten“, sagt Henkes. Heute sei die Mannschaft ein gewachsenes Team: „Uns war es immer wichtig, einen echten Haufen auf dem Feld zu haben. Ohne Starkult um einen Toptorjäger.“ Jeder im Team sollte Spaß am Handball haben. „Und es hat sich gezeigt, dass dieses Konzept Erfolg hatte“, so Henkes. Beide sind stolz darauf, dass sie stets „saubere Abgänge“ hingelegt hätten, wenn sie mal von einem Verein zum nächsten gingen: „Gefeuert worden sind wir nie, aber nach einigen Jahren ist die Zeit dann auch mal reif für etwas Neues.“ Beide haben gesehen, wie sich der Handball in den vergangenen 30 Jahren rasant entwickelt hat. „Die Einführung der ,schnellen Mitte’ war ein echter Gewinn für den Handball“, sagt Bopp, der heute viel, viel schnellere Spiele sieht mit viel athletischeren Aktiven als zu seiner Zeit als Handballer. Dass Bopp irgendwann noch einmal auf die Trainerbank zurückkehren wird, ist nicht ausgeschlossen. Momentan aber habe er alle Anfragen abgesagt und will sich im Marathon und Triathlon versuchen. Henkes freut sich jetzt auf das Verreisen mit seiner Frau im Wohnmobil, was sonst wegen der Saisonvorbereitung kaum möglichgewesen ist.

x