Neustadt Der Heimkehrer

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„Die Leute schauten mich abwartend und fast skeptisch an. Ich sagte zwei, drei Sätze und wurde gefragt, ob ich Pfälzer bin. Danach hatte ich ein Heimspiel.“ So schildet Andreas Ott (48), der neue Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Rhein-Haardt, eine Vielzahl seiner Begegnungen bei den Neujahrsempfängen in der Region.

Ott ist im Neustadter Ortsteil Lachen-Speyerdorf aufgewachsen, seine Eltern führten dort ein Juweliergeschäft. Nach dem Abitur am Käthe-Kollwitz-Gymnasium zog es ihn über den Rhein, zur Bankausbildung bei der früheren Badischen Kommunalen Landesbank, zum Studium der Betriebswirtschaftslehre nach Mannheim, später als Prüfer zum Badischen Sparkassen- und Giroverband. Ott hat auch die Examen als Steuerberater und Wirtschaftsprüfer abgelegt. „Die Rückkehr zu meiner Heimatsparkasse, bei der ich mein erstes Konto hatte, war immer mein Traum“, erzählt er schmunzelnd. Der Vater von drei Töchtern, 16 und 13 Jahre (Zwillinge) alt, ist mit einer Haßlocherin verheiratet. Als Ott 2009 in den Vorstand der Sparkasse Kraichgau rückte, musste er schweren Herzens auch ins Badische ziehen. Umso lieber ist er jetzt wieder nach Haßloch gezogen, vorerst zur Miete, will aber nun ein Haus bauen. „Ich spiele wieder in meiner alten Tennismannschaft, meine Donnerstagsfußballtruppe gibt es auch noch. Der Kreis schließt sich wieder, was wunderbar ist“, freut sich der Sparkassen-Vorstandsvorsitzende Eine gemeinsame Einarbeitungszeit mit Vorgänger Karl Mang gab es nicht, was für Ott kein Problem war. „Ich habe mir im alten Jahr Urlaub genommen und Herrn Mang für die Übergabe immer mal einen Tag besucht. Es war ein angenehmer Übergang. Er hat es mir sehr leicht gemacht“, schildert der Neue sein Verhältnis zum Vorgänger, der viele Jahre das Gesicht der Sparkasse war. Um das neue Gesicht der Sparkasse zu werden, hat sich Ott viel vorgenommen. So will er in seinem ersten Halbjahr alle 43 Filialen besuchen und mit allen Mitarbeitern ein persönliches Gespräch führen. Wie ambitioniert dieses Vorhaben ist, unterstreicht die Anzahl der Arbeitsplätze bei der Sparkasse: 649. In den ersten Gesprächen hat er Verunsicherung gespürt, „die ich den Mitarbeitern schnell nehmen konnte“. Er sei nicht der Neue, der jetzt durch das Hause fege und alles anders machen wolle. Schon bei den ersten Personalversammlungen in Bad Dürkheim, Neustadt, Frankenthal und Grünstadt habe er dies in den Mittelpunkt seiner Ansprachen gesetzt. Auch weitere Fusionen, die Sparkasse hatte ihre letzte „Hochzeit“ 2004, kann sich Ott nicht vorstellen: „Wir haben mit einer Bilanzsumme von fast vier Milliarden Euro eine optimale Größe. Ich bin gekommen, um das Haus für die Zukunft fit zu machen und nur mit Steigerung der Marktanteile zu wachsen, nicht über Fusionen.“ In die Ausbildung will er verstärkt investieren. „In den kommenden zehn Jahren scheidet ein Viertel der Belegschaft aus Altersgründen aus“, rechnet er vor. Da dies bei vielen Banken der Fall wäre, könne man die Lücken nicht durch Abwerbungen schließen, sondern nur durch eigene Ausbildung. Das Schönste an seinem neuen Büro in der Bad Dürkheimer Zentrale ist in den Augen von Ott nicht der Blick auf die Haardt und die Rheinebene, sondern der Frühsport. „Ich benutze grundsätzlich keinen Aufzug, um fit zu bleiben. Die sechs Stockwerke sind Pflichtprogramm“, berichtet der Hobbyläufer. Und vergisst nicht zu erwähnen, dass er die Anzahl der Stufen schon ermittelt hat. Vom Parkplatz bis zum Schreibtisch im Vorstandsbüro sind es 146.

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