Neustadt „Attraktiv und wissenschaftlich wertvoll“

St. Martin: Seit 2011 weiden Heckrinder, auch Auerochsen genannt, im St. Martiner Wald. Sie sind als tierische Landschaftspfleger eingesetzt. Die Auswirkungen werden inzwischen auch von Studenten der Universität Landau erforscht. Und Ende des vergangenen Jahres gab es einen Preis der Metropolregion Rhein-Neckar für das Weideprojekt.

Pläne, was mit dem Preisgeld geschehen soll, hat Peter Hiery bereits. Bevor sie jedoch umgesetzt werden, will sich der Initiator mit den anderen Verantwortlichen besprechen. 13.000 Euro hat das „Beweidungsprojekt mit Heckrindern“ der Gemeinde St. Martin beim Wettbewerb „Landschaft in Bewegung“, den die Metropolregion Rhein-Neckar ausgelobt hat, gewonnen (Die RHEINPFALZ berichtete am 12. Dezember). Bereits seit 2011 haben Heckrinder, die aus der Südwestpfalz stammen, in der Waldgegend um den St. Martiner Weiher eine neue Heimat gefunden. Sie sollen die Landschaft, die zuzuwuchern und zu verbuschen drohte, freihalten. Bis zu jenem Zeitpunkt rückten dazu mehrmals im Jahr Mitarbeiter der Landschaftspflege aus, eine kostspielige und zeitaufwendige Aufgabe, die nun eingespart wird. Wie Helmut Schuler, Geschäftsführer des Biosphärenreservats Pfälzerwald-Nordvogesen, sagt, habe die Idee, die Landschaft durch Rinder offen zu halten, schon länger existiert. Doch ein Areal habe sich „leider nie gefunden“. Als Peter Hiery nun seinen Vorschlag eingebracht habe, Auerochsen auf der Waldweide des gemeindeeigenen Waldes einzusetzen, sei er sofort angetan gewesen. Laut Schuler sind neben der Gemeinde die Kreisverwaltung Südliche Weinstraße und das Forstamt Haardt ins Boot geholt worden. Sämtliche Behörden unterstützten seither das Beweidungsprojekt, das mittlerweile wissenschaftlich begleitet werde. Selbst die Unesco habe es anerkannt, weil es zum Naturschutz und zur Umweltbildung beitrage, dem Tourismus und der Forschung diene. An dem Wettbewerb „Landschaft in Bewegung“ der Metropolregion Rhein-Neckar teilzunehmen, lag folglich auf der Hand. Peter Hiery fertigte mit Johannes Sauerhöfer, Schüler am Leibniz-Gymnasium in Neustadt, einen Film und Fotos an, verfasste einen Bericht, der die Aufgaben und Ziele des Projekts darlegte. Und die Jury war angetan. Das Beweidungsprojekt wurde als „touristisch attraktiv, wissenschaftlich und pädagogisch wertvoll“ eingestuft. Das ehrenamtliche Engagement des Ideengebers hat weitere Pluspunkte gebracht. Peter Hiery kann die maßgeblichen Kriterien leicht belegen: die zehn Heckrinder, die die Landschaft freihalten, weil sie die Flächen abgrasen und Blätter von den Bäumen fressen, tragen auch zu deren Veränderung bei. So haben Studenten der Universität Landau, die das Projekt wissenschaftlich begleiten, auf dem rund 40 Hektar großen Areal, auf dem die Rinder leben, bereits 26 verschiedene Dungkäfer ausgemacht. Auch seltene Pflanzen, die auf der Roten Liste stehen, haben sich schon ausgebreitet. Und die Studenten werden das Gelände weiter erforschen und untersuchen. Dieses sogenannte Monitoring sei auf zehn Jahre angelegt, sagt Hiery. Aber nicht nur Studenten, auch das Leibniz-Gymnasium Neustadt hat Interesse an den Heckrindern bekundet. Nach Vorstellung Hierys soll es demnächst fachkundliche Exkursionen für Schüler und passendes Begleitmaterial für Lehrer geben. Informationen für Kindergartenkinder und Grundschüler sind nach seinen Worten ebenfalls geplant. Des Weiteren wünscht er sich, mit einem weiteren Betrag des Preisgeldes, einen Steg, bestehend aus einem Podest und Platten aus Sandstein, anfertigen zu lassen. Dieser soll über einen kleinen Bach führen und den Besuchern einen besseren Überblick verschaffen. Sitzbänke oder Sitzgruppen für Wanderer dürften ebenfalls nicht fehlen. Schließlich sollen Infotafeln mit QR-Code sowie eine übersichtliche Homepage Interessierte auf das Beweidungsprojekt neugierig machen und grundlegende Auskünfte und Informationen geben. (giw)

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