Neustadt Andergasse feiert seit 50 Jahren

2019: Eröffnung mit den Diamonds-Cheerleadern des FC 23 Hambach im freien Flug am Maibaum.
2019: Eröffnung mit den Diamonds-Cheerleadern des FC 23 Hambach im freien Flug am Maibaum.

Das Andergasser Fest ist in Neustadt eine Institution. Die Premiere wurde 1973 gefeiert. Ein Blick zurück auf Kuriositäten, Prominente und das aktuelle Programm. Los geht es am Freitagabend.

Jürgen Kern ist vom Andergasser Fest nicht wegzudenken. Der Winzer vom Weingut Müller-Kern ist seit den Anfängen dabei. Dass jedes Jahr rund um den 1. Mai gefeiert wird, haben die Hambacher ihrem früheren Ortsvorsteher Benno Zech zu verdanken. „Er hat gemeinsam mit meiner Schwiegermutter Antonia Müller ausgeheckt, dass in der Andergasse gefeiert wird“, sagt Jürgen Kern. Denn 1973 gab es einen Grund zu feiern: „Die Andergasse war die letzte Straße in Hambach, die einen Kanal bekommen hat.“

„Es sollte eine einmalige Sache sein zur Einweihung der Straße“, so Kern. Doch das Fest an einem Samstag und einem Sonntag sei ein so großer Erfolg gewesen, „dass man sich wenige Tage später im Kreis der Winzer sagte: Das müssen wir wieder machen.“ Somit war der Grundstein gelegt, damit aus dem Nachbarschaftstreffen ein beliebtes Weinfest werden konnte. Und damit sich die Mühe lohnte, wurde gleich noch der Freitag als dritter Festtag dazu genommen, später kam sogar der Montag mit dazu.

Zum Pinkeln an den Misthaufen

Anfangs habe man viel improvisiert, es sei bei weitem nicht so professionell gewesen wie heute. Kern erinnert sich noch gut, dass im ersten Jahr „die Männer, die mal mussten, zum Misthaufen in jedem Weingut gingen, nur für die Damen gab es Toiletten im Haus“. Und auch der Festtermin rund um Hexennacht habe für eine gewisse Brisanz gesorgt. So hätten sich die Diedesfelder ein paar Streiche ausgedacht und einmal auch den Maibaum gestohlen. Aber auch ein Hambacher Verein habe die Bewohner der Andergasse mal aufs Korn genommen und den Baum schon in der Nacht vor dem Aufstellen „entführt“, erinnert sich Kern: „Seitdem ist immer geheim, wo der Maibaum gelagert wird.“

2006: Ehrengast Otmar Walter mit der Pfälzer Weinkönigin Patricia Kern.
2006: Ehrengast Otmar Walter mit der Pfälzer Weinkönigin Patricia Kern.

Weniger schön seien die Jahre mit Exzessen gewesen, als das Fest zu voll war und es zu Prügeleien kam. „Aber das haben wir Betreiber zum Glück in den Griff bekommen. Wir wollen ja ein friedliches Fest“, betont Kern. Zum Andergasser Fest seien auch Prominente gekommen – etwa der ehemalige Ministerpräsident Kurt Beck oder Otmar Walter, Fußball-Weltmeister von 1954. Von Anfang an hätten die beteiligten Weingüter großen Wert auf „gute Weine und Speisen“ gelegt. Seit 25 Jahren gebe es zudem viel Musik in den Weingütern. So feiert das Weingut Martin Nickel in diesem Jahr ein kleines Jubiläum: Es bietet seit 20 Jahren jungen Bands eine Bühne für ihre selbstgeschriebene Musik.

Mit den Enkeln aufs Fest

Jürgen Kern, inzwischen 71 Jahre alt, freut sich wieder aufs Andergasser Fest. In diesem Jahr aus einem besonderen Grund: Die Verantwortung im Weingut und beim Ausschank habe nun die jüngere Generation übernommen. „Und ich kann das Fest mit meinen Enkeln erleben. Ich bin noch nie am Fest über die Andergasse flaniert. Das werde ich jetzt aber mit meinen Enkeln machen“, sagt Kern.

Er hoffe, dass die Winzerbetriebe „noch jahrelang das Fest stemmen können, denn es ist ein schöner gemeinsamer Beitrag für Hambach“. Diesen Wunsch unterstreichen auch Ortsvorsteherin Gerda Bolz, die am Fest im elterlichen Weingut Glas gefordert ist, und ihr Stellvertreter Pascal Bender, der die organisatorischen Fäden in den Händen hält. Am Freitag um 18.30 Uhr geht es los. Alle treffen sich vor dem Weingut Müller-Kern, wo die Kolpingskapelle spielte, ehe es gemeinsam hoch zum Jägerstübchen steht, wo dann der Maibaum aufgestellt wird und zur Eröffnung ein paar Grußworte gesprochen werden. Bender freut sich, dass wieder alle Ausschankstellen wie im Vorjahr mit dabei sind. Am Sonntag und Montag findet jeweils ab 11 Uhr zudem der Bauernmarkt statt. Darauf war vergangenes Jahr noch verzichtet worden, um zum Ausklang der Corona-Vorschriften für nicht zu viel Trubel zu sorgen. „Nun freuen wir uns auf die Schausteller, die im oberen Bereich zu finden sein werden“, sagt Bender. Er lobt das Engagement der Weingüter und „dass wir überall an allen vier Festabenden ganz unterschiedliche Musikangebote haben“.

Tipps für die Anreise

Um die Anwohner zu entlasten, wird in diesem Jahr erstmals ein Reinigungsfahrzeug im Einsatz sein und morgens die Andergasse sauber machen. An Besucher appelliert Bender, möglichst mit dem Rad, per Bus oder zu Fuß zu kommen. Möglich sei auch die Anfahrt mit Mobility on Demand. Wer mit dem Auto komme, solle möglichst im Bereich Dammstraße/Freibad parken und dann zum Fest laufen. Eine Weiterfahrt in den Kirschgarten und Richtung Diedesfeld sei nicht zu empfehlen – „wegen der Baustelle in der Weinstraße in Diedesfeld und weil in den Feldern auch schnell alles voll ist und Suchverkehr bedeutet Stress und verärgert die Anwohner“, so Bender.

Ortsvorsteherin Bolz freut sich, „dass beim Fest schon die dritte Generation mit im Boot ist und weiterhin alle gerne mitmachen“. Am wichtigsten sei, dass sich alle an die Spielregeln halten und es friedlich bleibe.

Info

Das gesamte Programm des Andergasser Fests ist zu finden unter www.neustadt-hambach.de und dann unter dem Punkt Veranstaltungen. Die Winzerhöfe sind am Freitag von 19 bis 1 Uhr geöffnet, am Samstag von 14 bis 1 Uhr, am Sonntag von 11 bis 1 Uhr und am Montag von 11 Uhr bis Mitternacht.

x