Neustadt Am Rande der Bande

Ein großer Moment für kleine Fußballer: Am Freitag vor einer Woche waren beim letzten Test der deutschen Fußball-Nationalmannschaft vor der WM in Brasilien elf Nachwuchskicker des TSV Königsbach in Mainz im Spiel gegen Armenien dabei. Doch sie saßen nicht einfach nur auf den Zuschauerrängen. Nein, sie durften Hand in Hand mit den armenischen Profis aufs Spielfeld laufen und gemeinsam mit ihnen und den deutschen Elitekickern den Nationalhymnen lauschen. „Ein sensationelles Erlebnis für die Kinder – die waren komplett durch den Wind“, erzählt TSV-Jugendleiter Dierk Moser begeistert. Die Königsbacher F-Jugend hatte sich auf eine Ausschreibung des Südwestdeutschen Fußball-Verbandes hin beworben und war unter über 50 Mitbewerbern ausgelost worden. Und die Jungs erhielten, so Moser, in Mainz das volle Verwöhnprogramm: Die vier Autos aus Königsbach – die elf Kinder wurden von einer Mutter und zehn Vätern sowie dem Trainer begleitet – durften auf V.I.P.-Parkplätzen stehen. „Die Kinder wurden bei der Ankunft von drei Frauen übernommen, dann haben wir sie nicht mehr gesehen“, erinnert sich Moser. Vor dem Spiel durften sich die Jungen das Stadion mitsamt der Umkleiden anschauen. Und sie wurden eingekleidet. Den neuen Fußballdress inklusive Schuhe, Stulpen, Trikot durften sie behalten. Vor dem Einlaufen ins Stadion wurden die Jungs aufgereiht. „Es war klar, dass wir die Armenier haben – jeder von denen hat sich dann ein Kind genommen“, hat sich der Jugendleiter erzählen lassen, was sich in den Katakomben vor dem Anpfiff abgespielt hat. Und die kleinen Königsbacher hätten natürlich mehr zur anderen, zur deutschen Mannschaft hinübergelinst. Moser: „Die waren hin und weg, denn da waren ja die Idole. Und mit den Armeniern konnten sie schließlich nicht sprechen, weil sie deren Sprache nicht verstehen.“ Dafür haben sie aber mit den deutschen Kickern reden können. Selbst Jogi Löw, der Bundestrainer, habe mit ihnen ein paar Worte gewechselt, weiß Moser. Und die Deutschen hätten die Knirpse alle abgeklatscht. So etwas strengt natürlich an. Von der Rückfahrt nach Neustadt soll keiner der Kleinen noch etwas mitbekommen haben. „Der größte Teil von denen hat schon an der Autobahn-Auffahrt geknackt“, verrät Dierk Moser lachend. (sab) „Hat hier so spät noch jemand geheiratet?“ fragten sich am Donnerstagabend vor einer Woche einige Touristen, welche sich um 22 Uhr vor dem Deidesheimer Bahnhof aufhielten und einen hupenden Autokorso auf sich zukommen sahen. Für eine Hochzeitsgesellschaft waren die Insassen der Fahrzeuge allerdings sehr, sehr locker drauf, was die Passanten noch mehr verwunderte. Der Schreiber dieser Zeilen konnte die irritierten Gäste allerdings aufklären, denn es handelte sich um die Mannschaft und den Anhang der TSG Deidesheim, die nach ihrer Rückkehr vom 3:0-Sieg im Aufstiegsspiel bei der FG Dannstadt und dem dadurch gelungenen Wiederaufstieg in die Fußball-A-Klasse noch eine Ehrenrunde durch ihren Heimatort drehten. (dil) Fußball ohne Fans, das ist schwer vorstellbar. Anfeuerung von den Rängen, Fahnen, Banner, Gesänge, Sprechchöre, Beifall für gelungene Aktionen – das alles gehört dazu und macht ein Fußballspiel oft zu einem unvergesslichen Ergebnis. Allerdings bezieht sich diese Art der Unterstützung für die eigene Mannschaft in der Regel auf den Profi-Fußball. Im Amateurbereich kommt dies so gut wie nicht vor, da geht es relativ still zu. Doch es gibt Ausnahmen, wie – frei nach Asterix – dieses kleine von unbeugsamen Pfälzern bevölkerte Dorf namens Deidesheim (auch wenn der Ort streng genommen eine Stadt ist). Die heißblütigen Deidesheimer Fans haben vergangene Woche ihren Teil zum 3:0-Auswärtssieg bei der FG Dannstadt, mit der die TSG den Aufstieg in die A-Klasse perfekt gemacht hat, beigetragen. Die rund 100 Anhänger, überwiegend in den Vereinsfarben Blau und Weiß gewandet, haben 90 Minuten lang Betrieb gemacht. Vor dem Spiel hatten sie ihre Fahnen („Deisemer Jungs“) aufgehängt und schon lange vor dem Anpfiff die eigene Mannschaft lautstark unterstützt. Dabei haben die TSG-Fans ihrer Freude ganz ohne Pyrotechnik Ausdruck verliehen. Lobens- und nachahmenswert. Den Höhepunkt gab es kurz vor Schluss, als sich Spielertrainer Rudi Benkler selbst auswechselte. Die Anhänger hatten ein gutes Gespür dafür, wer der Vater des Erfolges ist und feierten ihn mit lang anhaltenden Rudi-Rudi-Sprechchören. Einziger Kritikpunkt: Gesanglich gibt es noch Luft nach oben, das Repertoire ist überschaubar. Wie wäre es in der kommenden Saison mit „Es gibt nur ein Rudi Benkler“ nach der Melodie von „Es gibt nur ein Rudi Völler“ (im Original „Quantanamera“)? Das passt vom Vornamen her. Und auch was Bedeutsamkeit und Beliebtheit anbelangt, kann es der Deidesheimer Spielertrainer fast mit dem Idol aus Leverkusen aufnehmen. (thl) Wir bleiben bei Rudi Benkler. Der 37 Jahre alte frühere Oberligaspieler hat gleich in seinem ersten Jahr als Coach der TSG Deidesheim so etwas wie das Triple geschafft: Aufstieg, Kreispokalsieg und Gewinn des Verbandsgemeindeturniers. Der Spielertrainer, der wegen eines früheren Bandscheibenvorfalls mit Schmerztabletten spielte, rückt sich nicht selbst in den Mittelpunkt, obwohl er nach seinem Gala-Auftritt beim 3:0-Sieg im Aufstiegsspiel in Dannstadt mit zwei Toren, einer super Vorlage, einem Lattenschuss und jeder Menge guter Aktionen allen Grund dazu hätte. Doch das entspräche nicht dem Naturell Benklers. Dazu ist er zu bescheiden. Und bemerkenswert selbstkritisch ist er auch, denn das 3:3 im Hinspiel nahm er wegen falscher taktischer Ausrichtung auf seine Kappe. Benkler stellt lieber die Mannschaft in den Vordergrund, lobt die tolle Trainingsbeteiligung (16 bis 18 Mann pro Übungseinheit) und den Verein, der die guten Rahmenbedingungen zur Verfügung stelle. Dem Trainer macht es in Deidesheim offensichtlich viel Spaß, da lässt es sich auch mal wegstecken, von einem Mitspieler nach dem Abpfiff per Wasserdusche nass gemacht zu werden. Und Benklers Erklärung, das Aufsteigerteam bleibe zusammen und werde noch verstärkt, wird bei der Konkurrenz bestimmt keine Freudentänze auslösen. (thl)

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