Neustadt 20-Jährige klagt Stiefvater an

Wegen mehrfachen sexuellen Missbrauchs seiner Stieftochter muss sich seit gestern ein 45-jähriger Neustadter vor dem Landgericht Frankenthal verantworten. Der Angeklagte schweigt zu den Vorwürfen.

Insgesamt 25 Taten, begangen zwischen Januar 2004 und November 2012, hält die Staatsanwaltschaft dem Mann vor. Er soll das Mädchen sexuell berührt und mehrfach versucht haben, in sie einzudringen. Außerdem soll er mindestens zehnmal vor dem Kind sexuelle Handlungen ausgeführt haben. Da der Angeklagte, inzwischen Frührentner, keinerlei Aussagen dazu machen wollte, musste seine inzwischen 20-jährige Stieftochter, die als Nebenklägerin auftritt, befragt werden. „Er war für mich mein Vater“, sagte sie. Lange Zeit habe sie nicht gewusst, dass er ihr Stiefvater sei. Ihre erste Erinnerung an die Übergriffe sei die, dass er ihr immer mal wieder ans Gesäß gefasst habe. In einer Nacht habe sie ihr Zimmer verlassen, um ins Bad zu gehen. Im Flur habe der Vater wie so häufig am Computer gesessen. In dieser Nacht habe er sie auf seinen Schoß gezogen. Sie sollte mit ihm einen Porno mit Comic-Figuren anschauen. Damals sei sie zehn Jahre alt gewesen. Immer häufiger sei er dann nachts in ihr Zimmer gekommen, habe sich vor ihr befriedigt, sie auch ausgezogen und angefasst. Mehrfach habe er auch versucht, mit ihr Geschlechtsverkehr zu haben. Sie habe sich gewehrt und ihm gedroht, der Mutter davon zu erzählen. Daraufhin habe er ihr vorgehalten, sie würde die Familie zerstören. Und sie habe sich geschämt. Am 15. Mai 2006 habe er ihr so wehgetan, dass sie geschrien habe. Daraufhin sei die Mutter in ihr Zimmer gekommen. Diese sagte aus, sie habe ihren Mann etwa einen Meter vor dem Bett der Tochter im dunklen Kinderzimmer stehen sehen, in Boxer-Shorts und mit nacktem Oberkörper, in der Hand ein Handtuch. Ihre Tochter sei nicht ganz bekleidet gewesen. Der Angeklagte habe gesagt, es sei nichts passiert, er habe ein Computer-Kabel aus dem Zimmer holen wollen, das Kind habe wohl schlecht geträumt. Sie habe ihn an diesem Abend das erste Mal im Zimmer der Tochter gesehen. Auf ihre Nachfrage habe das Mädchen gesagt, dass das nicht stimme. Die Frau ging daraufhin mit ihrer Tochter zur Polizei. Doch die Geschädigte habe sich davor gescheut, für ein Gutachten und vor Gericht noch einmal alles berichten zu müssen. Von einer Anzeige wurde abgesehen. Die stellte die junge Frau erst, als ihr Stiefvater sie am 26. November 2012 in der neuen Wohnung ihrer Mutter erneut an die Brust fasste. Die Mutter kam wenig später nach Hause und fand ihr Kind völlig aufgelöst vor. Der Angeklagte habe sie noch angerufen, erzählte die Mutter, und sie gebeten, die Tochter davon abzuhalten, zur Polizei zu gehen. Es täte ihm leid. Das allerdings wollten weder Mutter noch Tochter glauben. Der Prozess wird heute, 9 Uhr, fortgeführt. (hjm)

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