Ludwigshafen Zwei Favoriten, zwei Außenseiter

Geht nach 16 Jahren: Eva Lohse.
Geht nach 16 Jahren: Eva Lohse.

Vier Kandidaten sind bisher im Rennen um das Amt des Stadtbürgermeisters.

In vier Monaten bestimmen rund 122 000 Wahlberechtigte, wer neuer Oberbürgermeister in Ludwigshafen wird. Vier Kandidaten sind bisher im Rennen um die Nachfolge von Eva Lohse (61, CDU). Eine erste Bestandsaufnahme vor dem 24. September. Als erste auf den OB-Zug gesprungen ist Jutta Steinruck von der SPD. Die Parteispitze hat die 54-Jährige aus West bereits im April 2016 als Wunschkandidatin präsentiert. Ein Jahr vor dem Urnengang wurde die Europaabgeordnete dann von einer Vollversammlung mit fast 98 Prozent der Stimmen unter den Augen von Ministerpräsidentin Malu Dreyer nominiert. „Es gefällt mir nicht, zuzuschauen, wie Ludwigshafen unter seinen Möglichkeiten bleibt“, sagte Steinruck. „Es muss ein neuer Geist durch die Flure des Rathauses wehen. Ich will eine Vor- und Querdenkerin sein, die Visionen für die Stadt hat.“ Dezernate und Bildungseinrichtungen möchte sie besser vernetzen, ein Handlungskonzept gegen Armut entwickeln, sozialen Wohnungsbau forcieren, Stadtteil-Foren etablieren, die Innenstadt attraktiver gestalten und Angsträume beseitigen. Die Marke Lu brauche frischen Glanz. Die CDU gab erst Mitte November bekannt, dass Lohse nicht mehr antritt. Steinruck nutzte den Zeitvorsprung, tourte durch die Stadtteile und sammelte Anregungen für ihr Arbeitsprogramm, das sie am 8. Juni vorstellt. Schützenhilfe erhält sie von der Linkspartei und der FWG, die bereits Wahlempfehlungen für die Genossin abgegeben haben. Steinruck, Mutter eines erwachsenen Sohns, ist damit leicht favorisiert. Am 25. November lüftete die Union das Geheimnis, wer Steinrucks schärfster Widersacher wird: Peter Uebel, sozialpolischer Sprecher der Stadtratsfraktion. Der Mediziner aus der Gartenstadt sei nah dran an den Menschen und werde die moderne Stadtentwicklung fortführen, sagte Parteichef Ernst Merkel über den 53-Jährigen, der hoch motiviert sei: „Er brennt und rennt.“ Uebel kündigte an: „Im Vordergrund steht bei mir immer der Bürger – und zwar im 360-Grad-Winkel.“ Mehr Bürgernähe – das war seine wichtigste Botschaft. Er wolle Arbeitsplätze schaffen und am Stadtbild arbeiten. „Die Bürger erwarten, dass wir eine saubere Stadt haben, in der sie ohne Angst nachts über Plätze und Straßen gehen können. Eine Kultur des gegenseitigen Respekts muss letztlich das Leben unserer Stadtgesellschaft bestimmen.“ Offiziell nominiert wurde der verheiratete Vater zweier erwachsener Söhne am 28. März – und erhielt 100 Prozent Zustimmung. „Besser geht’s nicht. Das ist eine Riesenmotivation für mich“, sagte Uebel, der im Vorfeld bei allen Ortsverbänden seine Visitenkarte abgab. Auch die Union hatte zur Kandidatenkür jede Menge Promis eingeladen, darunter Alt-Ministerpräsident Bernhard Vogel. Quasi aus dem Nichts tauchte am 10. Februar der Bewerber der AfD auf: Dirk Schmitz, Unternehmensberater aus Kehl und früheres CDU-Mitglied. Er legt Wert darauf, als unabhängiger Kandidat anzutreten. Erstmals in Ludwigshafen zeigte er sich beim „Politischen Aschermittwoch“ der AfD am 1. März. Offiziell nominiert wurde er nicht. Ludwigshafen brauche einen Neuanfang, sagte er. Dafür sei er der Richtige, weil er nicht Teil des Filzes sei, meinte der 55-Jährige. Ludwigshafen dürfe nicht länger eine Stadt sein, die sich durch gescheiterte Großprojekte definiere. Für das Zentrum, das Dreh- und Angelpunkt einer Stadt sein müsse, fehle ein schlüssiges Konzept. Der Berliner Platz sei ein Fiasko, der Einzelhandel tot. Ferner wolle er prüfen, ob sich eine mit 1,4 Milliarden Euro verschuldete Stadt eine derart aufgeblähte Verwaltung leisten könne. „Ich will Politik nicht beklagen, sondern gestalten“, betonte Schmitz. Als bisher letzter auf den OB-Zug gesprungen ist Thorsten Portisch (47), der vor drei Monaten aus der CDU ausgetreten ist und seine Kandidatur am 12. Mai öffentlich machte. Der auf der Parkinsel heimische Diplom-Kaufmann tritt als unabhängiger Bewerber an und bezeichnet sich als „kreativen Konservativen“ und „überzeugten Europäer“. Kämpfen will er für eine dritte Rheinquerung bei Altrip, um die Verkehrsströme in der Region besser zu lenken – auch mit Blick auf den Hochstraßenabriss. Die Parkraumbewirtschaftung will er an private Betreiber vergeben und die Digitalisierung als zentrales Thema in der Stadtpolitik verankern. Das Handwerk und der Mittelstand müsse gestärkt, junge Unternehmer müssten an den Rhein gelockt werden. Nur das bringe zusätzliche Gewerbesteuereinnahmen.

x