Ludwigshafen Zorn Gottes

Erst wusste niemand, wer sich hinter dem Bandnamen The Acid verbirgt. Als man es dann wusste, klebte gleich das Etikett „Supergroup“ darauf – so nennt man es, wenn berühmte Musiker sich zu einer neuen Gruppe zusammenfinden. RY X, Steve Nalepa und Adam Freeland stellten in der Alten Feuerwache ihr Debüt-Album „Liminal“ vor.

Auch auf der Bühne legten die drei Musiker keinen Wert auf optische Präsenz. Vor Videoclips, die an expressionistische Schwarz-Weiß-Filme der 1920er Jahre erinnern, waren sie oft nur als Schattenrisse zu erkennen. RY X, der mit bürgerlichem Namen Ry Cuming heißt, konnte man noch an seiner Gitarre erkennen. Er ist ein Singer/Songwriter aus Australien, der mit einer seltsam gehauchten Kopfstimme ein paar Melodiefragmente singt. Auf seiner Gitarre spielt er sich auch nicht gerade die Finger blutig, steuerte ein paar Sounds bei, die mit viel Hall durch akustische Räume irrlichtern. Neben dem Sänger stehen Steve Nalepa, Professor für Musiktechnologie in Kalifornien, und Adam Freeland, DJ und Produzent aus England, der mal für einen Grammy nominiert war. Dann sind da die Bässe. Über eine Verstärkeranlage, die wahrscheinlich gegen internationale Verträge zur Rüstungsbegrenzung verstößt, wummern tiefe und tiefste Töne. Der ganze Körper des Hörers wird davon geschüttelt, der Schädel vibriert in Resonanz. „Zorn Gottes“ nannte man in alten Kirchenorgeln extrem tiefe Pfeifen. Den meisten Konzertbesuchern machte das nichts aus, sie tummelten sich munter vor der Bühne. Über dem Bass wurde recht sparsam instrumentiert. Da klickte, klackerte und klopfte elektronische Percussion, synthetische Klangwolken huschten vorbei, stellenweise gab es flächigere Sounds. Das Tempo war meist langsam. Die brüchige Stimme wirkte wie ein zerbrechliches menschliches Wesen inmitten von terminatorartigen Maschinenwesen. Hört man sich die Musik zu Hause an, in einer Lautstärke, die nicht die Anzeigen der Seismographen ausschlagen lässt, wirkt der Gesamtklang transparent, fast schon fragil. Vor knapp zwei Jahren wollte der 41-jährige Adam Freeland nach 20 Jahren als DJ aufhören. Doch als er in Los Angeles seinen alten Kumpel Steve Nalepa wieder traf, hatte er ein paar Ideen und mietete ein Studio. Am Tag vor den Aufnahmen trafen die beiden RY X. Zu dritt nahmen sie Sachen auf, die nach eigenen Aussagen eher improvisiert und roh geblieben sind. Das Versteckspiel um ihre Identität haben die Drei angeblich inszeniert, um wegen ihrer Bekanntheit keine falsche Erwartungen zu wecken. Nach einer EP mit dem Namen „The Acid“ folgte im Juni 2014 das Album „Liminal“. Das wurde von Kennern des Elektronik-Genres bejubelt und so startete das Trio gleich eine US- und Europa-Tour.

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