Ludwigshafen Wochenspiegel:

91-84094643.jpg

Stell dir vor, Miss Lu wird gewählt – und keine will’s werden. Das Szenario einer verwaisten Bühne im Juni beim Parkfest wollte sich die Marketinggesellschaft Lukom wohl ersparen – und hat den ohnehin etwas angestaubten Wettbewerb nach 21 Jahren Ende vergangener Woche kurz und schmerzlos beerdigt. Und siehe da: Ein Aufschrei blieb aus. Weder gab es Beileidsbekundungen aus der Politik noch Reaktionen aus der Leserschaft. Scheint so, als würde niemand die Krönungszeremonie vermissen. Oder das Volk konzentriert sich ganz auf den Spätsommer 2017. Dann nämlich wird garantiert eine neue Repräsentantin der Stadt gekürt: Eva Lohse (60, CDU) oder Jutta Steinruck (53, SPD) – bei der OB-Wahl. Und wer weiß, vielleicht sieht man dann im Juni 2018 eine der beiden divenhaft übers Parkfest flanieren: je nachdem im schwarzen oder roten Abendkleid. Stell dir vor, es ist Festival des deutschen Films – und alle wollen hin. Und stell dir auch noch vor, alle wollen hinfahren – am liebsten bis an den Zelteingang. Um das zu verhindern (vielmehr: es weiterhin den Limousinen für Stars und Sternchen vorzubehalten), hat die Stadt ein Verkehrskonzept ausgetüftelt, das unbefugte Autofahrer während des Festivals vom 15. Juni bis 3. Juli von der Parkinsel verbannt. Die Ortsbeiräte sind zufrieden damit. Auch die der Grünen, die allerdings anderes Unheil wittern: dass das Open-Air-Kino missbraucht werden könnte, um Spiele der Fußball-Europameisterschaft zu übertragen. Das werde nicht passieren, versicherte der Veranstalter umgehend. Um Anwohner in den Abendstunden nicht zu stören, sollen tatsächlich Filme stumm gezeigt werden. Wer auf die Tonspur gesteigerten Wert legen sollte, kann sich Kopfhörer ausleihen. Nein, man muss kein Anhänger der AfD sein. Aber man sollte auch nicht den Fehler begehen, der umstrittenen Partei und ihren Vertretern rein spekulativ am Kittel zu flicken – wie der linke Stadtrat Liborio Ciccarello das in dieser Woche getan hat. AfD-Kreisvorsitzender Timo Böhme habe sich als Populist geoutet, tönte er mit Verweis auf eine Aussage des 52-Jährigen. Der hatte die Website indymedia.org als „linksextrem“ bezeichnet. Und das, obwohl er sich den Auftritt im Internet „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nie angeschaut“ habe – mutmaßt jedenfalls Ciccarello. Damit macht er im Prinzip genau das, was er der AfD vorwirft: Halbwahrheiten auf der Basis von Halbwissen verbreiten. Und outet sich damit selbst – genau: als Populist. Mit der linken Klebe ein klassisches Eigentor erzielt, nennt man das.

x