Ludwigshafen „Will auf keinen Fall langweilig sein“

Der historische Marktplatz in Schifferstadt gehört zu den regelmäßigen Spielorten des Festivals „Palatia Jazz“. Dort ist am kommenden Samstag ein außergewöhnlich besetztes Trio zu Gast mit dem finnischen Pianisten Iiro Rantala, dem tschechischen Kontrabassisten Miroslav Vitous und dem deutschen Schlagzeuger Wolfgang Haffner.

Der Finne macht es seinem Publikum nicht allzu schwer. Virtuoses Klavierspiel ist bei ihm mit eingängigen Kompositionen und witzigem Entertainment verbunden. „Ich fürchte immer, dass meine Musik langweilig sein könnte. Wenn ich eine Set-Liste für einen Auftritt erarbeite, denke ich darüber nach, wie ich die Stücke abwechslungsreich zusammenstellen kann“, sagt Rantala. Auf keinen Fall möchte er riskieren, dass man über ihn sagt, er sei gut, aber langweilig. Entsprechend unterhaltsam ist die Musik des 44-Jährigen, ob man sie nun im Konzertsaal hört oder zu Hause vom Tonträger. Aufgewachsen ist er in Helsinki mit klassischer Musik, hat im Knabenchor gesungen und Klavier gelernt, als Teenager kamen Pop und Jazz dazu. Später hat er sowohl Jazzpiano als auch klassisches Klavier studiert und sinfonische Werke komponiert. 1980 gründete er sein erstes eigenes Jazzensemble, das Trio Töykeät, und wurde auch außerhalb Skandinaviens bekannt. Richtig in Schwung kam seine internationale Karriere aber erst, als er beim deutschen Jazzlabel Act unter Vertrag ging und dort das Soloalbum „Lost Heroes“ veröffentlichte. Stilistisch vielfältig lieferte er hier Reminiszenzen an seine großen Vorbilder, Pianisten wie Oscar Peterson, Art Tatum, Michel Petrucciani und Esbjörn Svensson. Auch der finnische Komponist und Spätromantiker Jean Sibelius findet sich unter Rantalas „verlorenen Helden“. Die Platte wurde zum Bestseller und mit Auszeichnungen überhäuft. Auch auf dem folgenden Trioalbum mit dem programmatischen Titel „My History of Jazz“ findet sich die ganze stilistische Bandbreite Rantalas. Stücke von Ellington und Gershwin werden hier neu arrangiert und interpretiert, auch Kurt Weills „September Song“ ist im Programm und Johann Sebastian Bachs „Goldberg Variationen“. Das dritte Act-Album mit dem Titel „Anyone with a Heart“ ist Anfang des Jahres erschienen, Rantala trifft hier auf den jungen polnischen Geiger Adam Baldych und die österreichische Cellistin Asja Valcic. Hier tut Rantala allerdings des Unterhaltsamen zu viel, die in Melodien schwelgenden Kompositionen bewegen sich gefährlich in Kitschnähe. Mit diesem Trio ist Rantala zurzeit auf Tour, in Schifferstadt wird man ihn allerdings in einer klassischen Piano-Trio-Besetzung erleben. Mit Miroslav Vitous und Wolfgang Haffner hat er dabei zwei Musikerpersönlichkeiten an der Seite, die beide ein Stück Jazzgeschichte repräsentieren. Das trifft vor allem auf den tschechischen Bassisten zu, der zusammen mit Joe Zawinul und Wayne Shorter Gründungsmitglied der legendären Fusion-Formation Weather Report war. Daneben hat er mit zahlreichen Jazzgrößen gespielt, darunter Freddie Hubbard, Herbie Hancock, John McLaughlin und Chick Corea. Auch Haffner kann prominente Partner vorweisen, er war er 20 Jahre lang in den Ensembles von Albert Mangelsdorff und trommelte elf Jahre für Klaus Doldingers Passport. Mit Peter Herbolzheimer und den Rundfunk-Big-Bands von NDR und HR hat er ebenfalls gespielt und ist auf dem Swing-Album der No Angels zu hören. Der Mann ist vielseitig. Auf seinem letzten eigenen Album „Heart of the Matter“ arbeitet er mit so unterschiedlichen Musikern wie Götz Alsmann, Thomas Quasthoff, Till Brönner und Dominic Miller zusammen. Dass dieses Trio nun bei einem seiner wenigen Auftritte in Schifferstadt zu erleben ist, ist Ivonne Moissl zu verdanken, der Leiterin des Festivals „Palatia Jazz“. Die hatte den Geiger Adam Baldych bereits für ein eigenes Konzert gebucht und wollte ihn nicht zweimal beim Festival auftreten lassen. Da erfuhr sie, dass Rantala, Vitous und Haffner für ein Konzert zu haben seien und griff natürlich zu. Das Programm wird aus Kompositionen von Rantala bestehen, aber die Handschrift der beiden anderen wird nicht zu überhören sein. Das Konzert auf dem Schifferstadter Marktplatz ist ein Doppelkonzert, im ersten Set des Abends spielt die Mannheimer Saxophonistin Alexandra Lehmler, die gerade mit dem Jazzpreis des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet worden ist. Zu ihrem Quartett gehören der Pianist Oliver Maas, Schlagzeuger Rodrigo Villalon und Bassist Matthias Debus.

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