Ludwigshafen Wie im Wohnzimmer

Fatma Yavuz’ Augen leuchten, wenn sie von ihren Plänen für die „Zwettwohnung“ spricht.
Fatma Yavuz’ Augen leuchten, wenn sie von ihren Plänen für die »Zwettwohnung« spricht.

Die kleine Kneipe „Zwettwohnung“ an der Ecke Seydlitz-/Bleichstraße ist Kult im Stadtteil Süd. Über 20 Jahre stand Hans Hick hinter der Theke. Seit Februar gibt es keinen Wirt mehr, sondern eine Wirtin: Fatma Yavuz hat die Gastwirtschaft übernommen. Die 40-Jährige und ihr Mann Ferhat haben die Gasträume frisch gestrichen und einige alte Zöpfe abgeschnitten. Für ihre „Zwettwohnung“ hat Fatma Yavuz viele Pläne.

Der Name der kleinen Kneipe nicht weit vom Theater im Pfalzbau oder vom Kino in der Walzmühle ist Programm. Das Lokal wirkt tatsächlich wie ein ziemlich großes Wohnzimmer: gemütlich und einladend. Links vom Eingang ein großes rotes Sofa unter einem Spiegel mit Goldrahmen, hinten rechts ein großer Ecktisch für eine größere Runde. An die Stelle, wo derzeit noch ein ziemlich großer Fernseher steht, wünscht sich Fatma Yavuz ein Klavier. Ihre Augen leuchten, wenn sie von ihren Plänen für die „Zwettwohnung“ spricht. Nachdem sie die Gaststätte von Hans Hick übernommen hatte, haben sie und ihr Mann Ferhat zwar einiges erneuert und verändert, viel Geld und Arbeit investiert, berichtet die kurdischstämmige Frau. Grundsätzlich verändern wollen sie das Konzept aber nicht: „Die ,Zwettwohnung’ soll eine deutsche Kneipe bleiben. In der Stadt gibt es schon genug Shishabars und Dönerläden“, findet Fatma Yavuz. Zwar läuft der Laden erst seit Kurzem unter ihrer Regie. Trotzdem hat die neue Wirtin schon manche schöne Stunde in ihrem Gasthaus erlebt. Am 8. März zum Beispiel, dem Weltfrauentag, sei eine „wilde Party mit Liveband und vielen wilden Frauen“ gefeiert worden. An einem anderen Abend habe ein Gast sein Akkordeon mitgebracht und alle hätten spontan gemeinsam Seemannslieder angestimmt. Fatma Yavuz liebt das sehr, sie will „mit Menschen zusammen sein, singen, lachen, tanzen“. Ab mittags um 12 Uhr ist die Eckkneipe geöffnet. Zweimal wöchentlich kocht Fatma Yavuz traditionelle kurdische Gerichte. Auf der kleinen Speisekarte findet sich ansonsten vor allem traditionell deutsche Kost. Immer mittwochs steht ein Bingoabend auf dem Programm. Ab Mai will die Wirtin einen kleinen Biergarten draußen eröffnen. Die 40-Jährige lebt schon seit ihrer frühen Kindheit in Deutschland. Als Zweijährige übersiedelte sie zunächst mit ihrer Familie nach Bayern. „Mein Vater war schon früh als Gastarbeiter nach Deutschland gegangen und hat uns dann später nachgeholt“, erzählt sie. Seit knapp 20 Jahren ist Fatma Yavuz mittlerweile in Ludwigshafen zu Hause. Nachdem sich ihr Bruder hier selbstständig gemacht hat, ist die ganze Familie aus Bayern in die Pfalz gezogen. Der Wechsel sei nicht leicht für sie gewesen, berichtet die gelernte Zahnarzthelferin. Aber inzwischen fühlt sie sich hier heimisch, kann sich nicht mehr vorstellen, woanders zu leben. Während sie ihre Lebensgeschichte zusammenfasst, kommen zwei ältere Frauen in die „Zwettwohnung“, setzen sich fröhlich an einen der kleineren Tische. „Hallo, Leni, bist Du wieder gesund?“, erkundigt sich die Wirtin. Sie kennt ihre Stammgäste. „Ja, es geht, wir müssen endlich mal wieder eine Schorle trinken“, antwortet die Befragte gut gelaunt. Dass an der Decke der Kneipe eine Discokugel glitzert, hat einen guten Grund: Musik spielt für Fatma Yavuz eine große Rolle. Egal ob Rock, Jazz oder auch der Discosound der 70er-Jahre: „Ich liebe das“, schwärmt sie. Livemusik steht daher immer wieder auf ihrem Programm. Das nächste Mal schon morgen, Samstag, ab 20 Uhr. Dann soll „Sebi“ die „Zwettwohnung“ rocken. Für Samstag, 5. Mai, hat sich Peter Arnold angesagt. Noch Fragen? Weitere Infos zum Musikprogramm und den Räumen der Gaststätte in Süd gibt es auch im Netz: www.zwettwohnung.de.

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