Ludwigshafen Schwarze sehen rot

Mit 34,5 Prozent der Stimmen stärkste Fraktion im Stadtrat, dem Landestrend getrotzt, die CDU in Ludwigshafen bei der Europawahl distanziert, gegenüber 2009 zwei Stadtteile zurückerobert, sechs sind’s sogar im Vergleich zur Bundestagswahl. Und bei den Orstvor-steher-Stichwahlen am 8. Juni stehen die Chancen gut, den bisher zwei Amtsinhabern fünf weitere folgen zu lassen. Dann würde die SPD sieben von zehn stellen. Für Parteichef Wolfgang van Vliet ist das zwar alles kein Grund, um in Euphorie auszubrechen. Aber die Genugtuung, die Nummer eins in der Stadt zu sein, schwingt schon mit, wenn er von einem Erfolg spricht. Zumal der Koalitionspartner sein Wahlziel, die SPD hinter sich zu lassen, klar verfehlt hat. „Ich bin stolz auf unsere Mannschaft, die einen engagierten und sehr bürgernahen Wahlkampf geführt hat“, sagt der 56-Jährige. Bezahlt gemacht hat sich das auch in der Gartenstadt und in Mitte, wo die SPD die CDU überholt hat. Zwar haben die Genossen dort jeweils Stimmen eingebüßt. Die CDU jedoch hat noch schlechter abgeschnitten. Was den Schluss nahelegt, dass da noch eine andere politische Kraft ihre Finger im Spiel hatte, über die van Vliet sagt: „Mit dem Abschneiden der AfD können wir natürlich nicht zufrieden sein.“ Vermutlich genau diese AfD, die auf Anhieb mit fünf Sitzen in den Stadtrat eingezogen ist, war es aber, die der CDU zahlreiche Wähler abspenstig gemacht und der SPD dadurch womöglich die Führungsposition beschert hat. In den 14 Stadtteilen holten die Euro-Skeptiker im Schnitt acht Prozent. „Wir haben mit Sicherheit viele Stimmen an die AfD verloren. Das ärgert mich“, sagt CDU-Vorsitzender Ernst Merkel. „Wird sind doch hier diejenigen, die die beste Politik machen. Das müssen wir den Ludwigshafenern wieder klarmachen.“ Mit den stadtweit 33 Prozent hadert er. Kein Wunder: Vor zehn Jahren jubelte die CDU hier noch über 42,9 Prozent. Merkels erste Verlustanalyse – „die AfD hat überall dort starken Zuspruch, wo wir stark verloren haben“ – bestätigen die Zahlen in den Wahltabellen. In Mitte beispielsweise, wo die Genossen wie erwähnt nun wieder die Nase vorne haben, hat die Union 4,5 Prozentpunkte eingebüßt. Die AfD hat dort mit 9,4 Prozent eines ihrer besten Resultate eingefahren. Auf den Top-Wert von 9,8 Prozent kam sie in Mundenheim, wo die Union 3,3 Prozentpunkte hat liegenlassen. AfD-Spitzenkandidat Jörg Matzat dürfte Merkels Analyse gefallen. Bestätigt sie doch seine These, dass seine Partei „weit ins bürgerliche Lager vorgestoßen ist“. Den Etablierten will der 41-Jährige Dampf machen und beweisen: „Wir sind mehr als eine Protestpartei.“ Längst über diesen Status hinaus sind die Grünen – mit 8,9 Prozent (+3,0) die drittstärkste Kraft im Stadtrat und auch in den Bezirken eine Hausnummer. Vier zweistellige Ergebnisse dienen als Beleg, die 13,4 Prozent in Nord/Hemshof sind das beste Resultat. Künftig werden grüne Politiker in neun von zehn Ortsbeiräten sitzen. Dass die Partei ihre Mitgliederzahl in den vergangenen fünf Jahren von 45 auf 90 verdoppelt hat, zeigt, dass sie in Ludwigshafen weiter auf dem Vormarsch ist. FWG (4,1 Prozent) und Die Linke (4,0) sind davon weit entfernt, aber in Ludwigshafen auf niedrigem Niveau stabil. Die FDP (3,7), die in allen Stadtteilen Verluste hinnehmen musste, stürzt weiter ab. Bedenklich sind die 2,8 Prozent der NPD in der Pfingstweide und die Wahlbeteiligung in West (24,5 Prozent): Dort sowie in der Gartenstadt erzielten die Republikaner ihre Spitzenwerte: jeweils 2,2 Prozent.

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