Ludwigshafen „Schade für Stadt, gut für Autofahrer“

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Mit dem neuen Hauptsponsor SAP-Arena hat sich auch der Verlauf der 42,195 Kilometer langen Strecke geändert, den die Teilnehmer des Dämmermarathons am Samstagabend zurücklegt haben. Führten früher noch 18 Kilometer durch Ludwigshafen, waren es diesmal nur sechs. Wir haben Beobachter entlang der Laufstrecke gefragt, was sie davon halten.

 
„Wenn Projekte wie der Dämmermarathon hauptsächlich von Großsponsoren getragen werden, muss man sich nicht wundern, wenn die auch über den Streckenverlauf bestimmen“, sagt Heike Heß. „Wenn die BASF der Hauptsponsor wäre, würde der Großteil der Strecke wahrscheinlich durch Ludwigshafen verlaufen.“ Die 44-jährige Angestellte aus Süd findet die Idee des Marathons an sich gut. Eine solche Aktion motiviere die Leute dazu, mehr Sport zu treiben und gebe den Teilnehmern ein Ziel, auf das sie hinarbeiten könnten. Helmut Buchholz, ebenfalls aus Süd, sieht sich den Marathon zum zweiten Mal an. Eine Bekannte von ihm läuft mit. „Man hat sich dem Geld zu beugen“, sagt der 54-Jährige. „Ob das gut oder schlecht ist, sollen andere beurteilen.“ Der Architekt ist dafür, gemeinsame Projekte der Schwesterstädte zu fördern, würde den Marathon aber nicht vermissen, sollte er nächstes Jahr nur noch in Mannheim stattfinden. Erika Wendler (63) aus Friesenheim glaubt, dass der Marathon die beiden Städte einander näher bringt. Die ehemalige Kauffrau hat Verständnis für den neuen Sponsor, der die Läufer durch die SAP-Arena führen will, findet die Situation für ihre Heimatstadt aber schade. In den Vorjahren sei entlang der Strecke in Ludwigshafen immer viel los gewesen, was man dieses Jahr nicht behaupten könne. Ihr Mann Jochen (63), der vor der Rente als Informatiker tätig war, ist sich sicher, dass man in Ludwigshafen viele Autofahrer findet, die froh über die Verkürzung der Laufstrecke sind. Martin Fichtner bedauert die Verkürzung der Strecke auf der linken Rheinseite. „Es gab immer nur positive Rückmeldung von Läufern, die durch die Gartenstadt und Rheingönheim gelaufen sind“, sagt der 47-jährige Mitarbeiter der Wohnungsbaugesellschaft GAG. Sein Sohn Mathieu nimmt mit seinen Schulkameraden am Marathon teil. „Es hätte bestimmt auch andere Lösungen als die Verkürzung gegeben“, sagt der Rheingönheimer. Für viele in Ludwigshafen sei der Marathon ein absolutes Glanzlicht. „Ich finde es schön, dass man die Teilnehmer nun öfter sieht, weil sie dreimal an derselben Stelle vorbeilaufen“, sagt Simone Wallner aus Ruchheim. Eine Bekannte und ein Onkel der 43-jährigen Büroangestellten testen dieses Jahr ihr Ausdauervermögen. Sie wäre nicht traurig, wenn der Marathon ab dem nächsten Jahr nur noch in Mannheim stattfindet: „Dann gehen die Ludwigshafener eben über den Rhein und fiebern dort mit.“ Entlang der Strecke in Ludwigshafen sei ohnehin nicht viel los. Jenny Schneider (18) aus Neuhofen beginnt bald eine Ausbildung zur Kauffrau und ist vor vier Jahren beim Team-Marathon mitgelaufen. Jetzt feuert sie ihren Vater an, der zum dritten Mal beim Halbmarathon in Ludwigshafen mitläuft. „In Rheingönheim war früher immer eine super Stimmung“, sagt sie. Sie fände es zwar schade, wenn der Marathon ganz aus Ludwigshafen verschwinden würde. „Vielleicht ist die Stimmung in Mannheim aber besser, wenn er nur noch dort stattfindet.“ Ihre Mutter Manuela (46) stimmt ihr zu. Sie würde den Marathon nicht vermissen: „Man kommt auch gut nach Mannheim“, sagt die Verwaltungsangestellte. Zum dritten Mal als Zuschauerin dabei ist Martina Schalber aus Maudach. Die 42-Jährige, die in einem Labor arbeitet, findet die kurze Strecke sogar besser, weil man die Läufer öfter zu Gesicht bekommt. Zu einem engeren Verhältnis zwischen Ludwigshafen und Mannheim trägt der Marathon ihrer Meinung nach nicht bei. „Ich hätte kein Problem damit, wenn er in Zukunft nur noch in Mannheim stattfinden würde.“ Oliver Casavecchia (44) hat Verständnis für die Änderung des Streckenverlaufs. „Besser finde ich es auch für die vielen Autofahrer“, sagt der technische Sachbearbeiter aus Süd. Die würden gar nicht mehr in die Innenstadt kommen. „Letztes Jahr bin ich nur schwer in meine eigene Wohnung gekommen.“ Dieses Mal ist Casavecchia mit dem Fahrrad unterwegs.

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