Ludwigshafen Per Du mit Auerochsen und Eseln

Margarete Heim zeigt den neugierigen Kindern einen Wildschweinschädel.
Margarete Heim zeigt den neugierigen Kindern einen Wildschweinschädel.

Die Blätter der riesigen alten Bäume rauschen sachte im Wind. Der Kiesboden knirscht mit jedem Schritt leise unter den Schuhsohlen. Entfernt hört man Kinder spielen und das Brummen eines Hubsteigers. Tierpfleger Ralf Rauth und Parkleiter Alfred Beck treffen sich am Eingang des Wildparks Rheingönheim zu einem Rundgang, um in den Gehegen nach dem Rechten zu sehen. Der Arbeitstag von Tierpfleger Ralf Rauth hat schon um 6.30 Uhr im Futterhof begonnen. Einen Tag vorher hat er dort das Futter für die Tiere gerichtet. Mit seinen Kollegen beginnt er morgens beim Rotwild. Danach sind Wisente, Auerochsen, Tarpane, Esel und weitere Tiere an der Reihe. Die Tiere lassen sich mit Futter anlocken und ablenken, damit in Ruhe ihr Gehege sauber gemacht werden kann. Außerdem werden die Tiere dabei abgezählt, um festzustellen, ob es in der Nacht Nachwuchs gegeben hat. Einige Schulklassen tummeln sich an diesem Morgen im Park. Die Rucksäcke stapeln sich auf einem Bollerwagen, der tapfer von einem Mädchen hergezogen wird, während andere Kinder einer Entenfamilie folgen. Auch Familien mit Kinderwagen sind unterwegs und beobachten die großen und kleinen Tiere. Ralf Rauth hat Brotkrümel dabei, die er den Gänsen zuwirft. Besucher sollten jedoch nur das Futter verteilen, das es an der Kasse zu kaufen gibt. Die kleinen Papppäckchen seien begehrt, um die Tiere anzulocken, so der Pfleger. Das Futter holt Rauth bei Bauern in der Umgebung. „Eine Tonne Kartoffeln reicht für ungefähr zwei Tage“, schildert er. Das Nahrungsbedürfnis der Wildparkbewohner ändert sich je nach Jahreszeit. Im Winter fressen die Tiere mehr, da ihnen die Nahrung Energie gibt, die in Wärme umgewandelt wird. Eichhörnchen halten Winterschlaf und wachen nur manchmal auf, um ihre Vorräte zu plündern. Doch sie sind die Ausnahme, was den Winterschlaf im Wildpark betrifft. Die meisten Tiere im Park sind das ganze Jahr über aktiv. Auf einem Rastplatz in der Nähe des Barfußpfades hat sich eine Gruppe niedergelassen. Die Schüler sitzen auf dem aus Holz gebauten Mobiliar und lauschen aufmerksam Margarete Heim. Sie zeigt den Kindern einen Wildschweinschädel. Heim erklärt anhand des Gebisses, dass die Wildschweine, genau wie die Schüler, einen Zahnwechsel durchmachen. Margarete Heim ist eine von vier externen Mitarbeiterinnen, die für die naturpädagogischen Angebote und Führungen zuständig sind. Vor dem Wildpark-Besuch hat sie mit der Lehrerin ein passendes Thema ausgesucht und die Führung besprochen. Ralf Rauth macht keine Führungen mehr. Die Pflege der Tiere nehme seine Zeit voll in Anspruch, sagt der humorvolle Mitfünfziger. Aber er betreut das Eselreiten und ist für die Kutschenfahrten mit den zwei Ponys zuständig. Dafür muss er die Huftiere täglich putzen und striegeln: Das Winterfell muss runter, und das dauert eine Weile. „Da haben wir dann eigentlich schon wieder Winter“, witzelt er. Nicht nur beim Striegeln der Esel bekommt Ralf Rauth Hilfe von seinen Kollegen, sondern auch bei den Fütterungen, beim Ausmisten und bei kleineren Reparaturen, etwa dem Flicken der Zäune. Im Tierpark arbeiten drei Tierpfleger. Insgesamt gibt es sieben Mitarbeiter der Stadt Ludwigshafen und vier externe, wie Margarete Heim, die bei Führungen helfen. Alle arbeiten daran, dass ungefähr 100.000 Besucher im Jahr hier schöne Stunden erleben können. Einige Bäume tragen ein gelbes Farbzeichen. Davor stehen Helfer, die Stamm und Krone begutachten. Ein Mann scheint hoch über dem Boden zwischen den grünen Blättern des Baums in der Luft zu schweben. Er steht auf einem Hubsteiger, einer mechanischen Plattform, die ihn nach oben hebt. Mit Werkzeugen bearbeitet er die markierten Bäume und befreit sie von einigen Ästen. „Die Sicherheit steht an oberster Stelle“, meint Parkleiter Alfred Beck. Keiner soll durch herabfallende Äste verletzt werden. Auch die zwei Zäune, die den Park eingrenzen, müssen sicher sein, damit kein Tier entkommen kann. Die Arbeiten mit dem Hubsteiger waren früher geplant, doch Hochwasser kam dazwischen. Auf fast noch wackeligen Beinen drückt sich das Fohlen an seine Verwandten im Gehege. Papa Tarpan frisst Heu aus der Traufe. Eigentlich waren die Unpaarhufer längst ausgestorben, doch in Zoos und Wildparks wurden sie rückgezüchtet. Ralf Rauth schaut stolz zu dem kleinen Neuling. „Es gibt nix Schöneres als ein neugeborenes Tier. Man sieht, dass man alles richtig gemacht hat!“ Für den Tierpfleger, der seit 1985 im Wildpark arbeitet, hat sich die harte Arbeit und Fürsorge damit gelohnt.

Mit Futter lassen sich die Tiere locken. Besucher können es an der Kasse kaufen.
Mit Futter lassen sich die Tiere locken. Besucher können es an der Kasse kaufen.
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