Ludwigshafen Ohne Filzhut und Laubkostüm

Die Geschichte von Peter Pan, der in Nimmerland nie erwachsen wird und mit Piraten, Elfen und Indianern Abenteuer erlebt, gehört zu den Kinderbuchklassikern. Seit seiner Erfindung durch James Matthew Barrie 1902 wurde der Stoff viele Male verfilmt und für die Bühne bearbeitet. Das Mannheimer Nationaltheater bringt am 23. November „Peter Pan“ als Familienstück mit Musik auf die Bühne. Inszeniert von einem Regieduo: Cilli Drexel und Tim Egloff.

Sowohl Cilli Drexel als auch Tim Egloff sind am Nationaltheater gut unbekannt. Cilli Drexel war in der Spielzeit 2009/10 Hausregisseurin und inszeniert seitdem regelmäßig im Schauspiel, sie arbeitet aber auch fürs Schauspiel Leipzig und das Deutsche Theater Berlin. Tim Egloff war bis 2010 vier Jahre festes Ensemblemitglied im Mannheimer Schauspiel, bevor er ins Regiefach wechselte. Seine Arbeiten sind beispielsweise in Göttingen, Frankfurt oder Hannover zu sehen. Wie kommt es nun, dass zwei Regisseure gemeinsam inszenieren? Cilli Drexel lächelt und gesteht: „Es gibt nicht so ganz viele Menschen, mit denen ich mir das vorstellen kann.“. Aber weil sie schwanger ist und der Geburtstermin ziemlich nah an der Premiere von „Peter Pan“ liegt, „war eine Absicherung für das Kind und die Produktion sinnvoll“. Kennengelernt haben sich die beiden während ihrer gemeinsamen Zeit in Mannheim. Egloff spielte in Drexlers Inszenierungen „Hamlet ist tot“, „Amphitryon“ und „Norma“. Dabei entstand das für eine Zusammenarbeit notwendige Vertrauen. Der Inszenierung von „Peter Pan“ basiert auf der Bühnenfassung von Erich Kästner, „die allerdings auch Staub angesetzt hat, von dem wir sie befreit haben“, stellt Cilli Drexel klar. Eine Erzählerfigur sei eingefügt, die Passagen aus dem ursprünglichen Roman ins Stück einfließen lasse und einen humorvollen Erwachsenenblick auf die Kindheit eröffne. Tim Egloff verweist darauf, dass auch altertümlich anmutende Sprache den Kindern zugemutet wird, wenn sie als spannend, fremd, aber entschlüsselbar gelten kann. So darf der Bösewicht Captain Hook die Frage stellen: „Wer und wes Art bist du?“. Liebliche Betulichkeit, da sind sich beide Regisseure einig, wird es aber nicht geben, dafür kindliche Kühnheit, anarchische Abenteuer und „geile Musik“. Neben den sieben Schauspielern steht eine Band auf der Bühne, die Geräuscheffekte, atmosphärische Klänge und Songs erzeugt und begleitet. „Die Band repräsentiert die fremde Welt Nimmerland, das Muster der Komposition ist die Freude an der Anarchie kindlicher Abenteuer“, verspricht Drexel. „Es werden auch Bühneneffekte eingesetzt, wir bewegen etliche Bühnenelemente, und die Darsteller verlieren auch mal den Boden unter den Füßen“, ergänzt Egloff. Beide wollen sich auf die Liebe zur Geschichte, einer zeitlosen Reise in eine abenteuerliche Fantasiewelt, verlassen. Wer sich Peter Pan allerdings mit Filzhut im Laubkostüm vorstelle, so Drexel, könne sich von einer neuen Ästhetik überraschen lassen.

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