Ludwigshafen „Neuer Magnet, kein Monstrum“

Interview: Bis zu 15 Meter höher als ursprünglich angekündigt soll das Geschäftshaus „Metropol“ am Berliner Platz in den Himmel ragen. Anwohner hadern mit den neuen Plänen des Investors. Die Kritik zielt auch auf die Stadtspitze. Ein Gespräch mit Dezernent Klaus Dillinger (55, CDU) über umstrittene, unbezahlte und auf Eis gelegte Bauprojekte.

Herr Dillinger, Sie wohnen auf der Parkinsel. Wie würden Sie es finden, wenn man Ihnen ein fast 70 Meter hohes Monstrum vor die Tür baut?

Ich würde das zunächst einmal nicht Monstrum nennen, sondern Hochhaus. Es ist nicht das erste, das in Ludwigshafen entsteht. Hochhäuser sind typisch für Innenstädte. Aber ein Wolkenkratzer direkt vor Ihrer Nase, das würde Ihnen doch auch nicht schmecken, oder? Ich würde erwarten, dass alle relevanten Aspekte abgewogen werden. Und ich würde etwas Neuem grundsätzlich positiv gegenüberstehen. Zahlreiche Anwohner des Berliner Platzes sind jedenfalls irritiert bis verärgert, weil das „Metropol“ nun noch höher werden soll als ursprünglich kommuniziert. Wäre es nicht fairer gewesen, mit ihnen darüber zu reden, bevor man sie quasi vor vollendete Tatsachen stellt? Zu einem Hochhaus in dieser Größenordnung gab es eine breite Zustimmung. Der erste Entwurf wurde im Herbst 2014 von einer Jury einstimmig ausgewählt. Ihr gehörten Vertreter des Stadtvorstands, des Innenstadtmanagements, der Industrie- und Handelskammer sowie Architekten an. Die absoluten Höhen waren damals schwierig nachzuvollziehen. Es gab tatsächlich Aussagen des Investors zu einer Maximalhöhe von 52, 53 Metern. Das Gebäude wird sich aber auch mit etwas höheren Türmen in die Hochhauslandschaft einfügen. Aber die neuen Zahlen mit einer Maximalhöhe von bis zu 67 Metern kamen schon ein bisschen plötzlich. Einerseits ja, andererseits entsprechen die Höhenrelationen den 2014 gezeigten Bildern. Das Gebäude wurde planerisch weiterentwickelt. Zudem wurden Gutachten zur Verschattung oder zu Windeffekten erstellt, die jetzt zur Debatte stehen. Warum gab es keinen Bürgerdialog wie zum Thema Hochstraßenabriss? Die Hochstraße hat eine andere Dimension, außerdem ist das „Metropol“ ein Privatprojekt. Timon-Chef Günther Tetzner hat sich für einen Privatinvestor relativ weit geöffnet. Er hat sich einem Wettbewerb gestellt und nicht alleine entschieden, mit welchem Entwurf er ins Rennen geht. Die Pläne hat er Ende 2014 auch dem Stadtrat präsentiert. Ich halte es grundsätzlich für schwierig, eine Beteiligung bei einem privaten Bauvorhaben ähnlich breit anzulegen wie bei einem öffentlichen. Ist es in Wahrheit nicht so, dass der Investor die Stadtspitze vor sich hertreibt und die Bedingungen diktiert? Nein. Der Entwurf wurde von der Stadtspitze, von einer großen Mehrheit des Stadtrats beim ersten Aufstellungsbeschluss sowie von einem Fachgremium befürwortet. Warum soll denn das Haus höher werden als ursprünglich geplant? Dafür gibt es auch gestalterische Gründe. So ist geplant, die Technikaufbauten hinter einer Kulisse zu verbergen, die sich in der Fassade nach oben fortsetzt. Das alleine sind drei, vier Meter mehr. Natürlich muss man über die endgültige Höhe diskutieren. Dafür gibt es einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan. Viele Anwohner sind dennoch sauer. Ich kann deren Nachfragen verstehen, manche Wortwahl aber nicht. Wenn da von Profitgier die Rede ist, ist das für mich nicht nachvollziehbar. Es ist ein privates Bauvorhaben. Das muss sich am Ende rechnen. Was stimmt Sie zuversichtlich, dass mit dem „Metropol“ neben dem seit Jahren kriselnden Walzmühl-Center nicht der nächste Flop entsteht? Weil das eine ganz andere Konstruktion ist. Da entsteht kein Einkaufszentrum, die Geschäfte werden alle nur von außen begehbar sein und dennoch im Sinne einer Nahversorgung den täglichen Bedarf abdecken – an einem Platz, an dem sich täglich über 40.000 Menschen bewegen. Verändert das „Metropol“ die Strategie für die Innenstadt? Zuletzt war von einer Kompaktierung in L-Form zwischen Rathaus-Center, Bahnhofstraße und Rhein-Galerie die Rede und nicht mehr von einem „Knochen“ zwischen Nord- und Südpol. Der Angebots-Mix im „Metropol“ wird für eine enorme Frequenz sorgen. Insofern muss man die vor sechs, sieben Jahren entworfene Innenstadt-Konzeption zwar nicht völlig umkrempeln, aber doch neu beleuchten. Da entsteht ein neuer Magnet am Südpol. Lagen wie die Ludwigstraße könnten künftig wieder eine größere Rolle spielen. Pläne für ein anderes Hochhaus liegen derzeit auf Eis – wird es einen repräsentativen Ersatz fürs Engelhorn-Hochhaus der BASF geben? Das fordert die Stadtspitze ja vehement. Wir wünschen uns das immer noch. Aber auch das ist eine Privatinvestition. Letztlich muss die BASF entscheiden, wann sie das Projekt realisiert. Aktuell ist die wirtschaftliche Situation des Konzerns wohl nicht so, dass er ein Verwaltungsgebäude in der vorgesehen Größenordnung bauen will. Ich gehe aber nach wie vor davon aus, dass es gebaut wird. Und was sagen Sie zu den Vorschlägen von FDP und Grünen, das Halberg-Gelände als Standort für ein neues Polizeipräsidium zu prüfen? Das Halberg-Gelände ist in Privatbesitz, bis Jahresende wird dort noch gearbeitet. Was der Eigentümer mit dem Areal vorhat, ist völlig offen. Um an das Grundstück zu kommen, müsste man viel Geld in die Hand nehmen. Der Charme einer Lösung auf der Parkinsel ist, dass es sich um Gelände eines Landesbetriebs handelt. Insofern wäre dort eine zügigere Lösung umsetzbar, die wichtig für die Mitarbeiter ist. Die Einladung an Alexander Dobrindt steht. Was wünschen Sie sich von ihm mit Blick auf den Hochstraßenabriss, falls der Bundesverkehrsminister tatsächlich kommt? Dass er ein offenes Ohr für unsere Strategie einer ebenerdigen Stadtstraße hat. Und dass er die Bereitschaft mitbringt, ein verträglicheres Hauptstraßensystem zu unterstützen. Der Bund sollte 60 und mit dem Land insgesamt 85 Prozent der förderfähigen Kosten übernehmen.

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