Ludwigshafen Mutig auf schwierigem Weg

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Ludwigshafen

. 23 Sekunden vor Schluss sorgte er mit dem Treffer zum 29:27 der Friesenheimer gegen den VfL Bad Schwartau für späte Klarheit. Dann stimmte Kai Dippe die bei der TSG Friesenheim nach Siegen Tradition gewordene Humba an. Ein Ritual, das ganz vielen viel Freude macht. Irgendwie findet der Kreisläufer und Hobby-DJ dabei immer den richtigen Ton. Manchmal gibt er auch den Dirigenten und macht die Fans zu seinem Chor. Am Samstag ließ er Gunnar Dietrich, den Mann des Abends, hochleben. Der hatte die Ausrufezeichen gesetzt, fünf Tore geworfen, die Abwehr dirigiert, mit perfekten Anspielen wieder einmal seine große spielerische Klasse demonstriert. Wichtig für die „Eulen“, dass der 30-Jährige nicht zum Nestflüchter geworden ist und seinen Vertrag verlängert hat. So gesehen war die Aufnahme von Verena Dietrich, der Schwester des „Langen“, in Dippes Humba überfällig. Sie hat die Vertragsgespräche mit dem „kleinen“ Bruder ja in aller Ruhe und unaufgeregt in der Spielpause zum erfolgreichen Abschluss gebracht. „Dieser Weg wird kein leichter sein…“ – der Song von Xavier Naidoo schallt aus den Hallen-Lautsprechern, wenn die Gästemannschaften aufs Parkett der Friedrich-Ebert-Halle laufen. Es war an diesem Samstag aber auch kein leichter Weg für die TSG. Der Weg war, wie er besungen wird, „steinig und schwer“. Dass er am Ende zielführend war, war vor allem auch Gunnar Dietrich zu verdanken. Der 2,03-Meter-Mann ist nicht nur wegen seiner Länge eine feste Größe im Kollektiv. „Ja, der Gunnar …“, sagte Trainer Ben Matschke nach dem Arbeitssieg beipflichtend. Ohne große Worte führt Dietrich Regie und lässt am liebsten Taten sprechen. „Wir sind schwer ins Spiel gekommen, hätten früher und höher führen können und müssen. Da war aber auch viel Pech dabei“, sagte Dietrich nach dem knappen Sieg. Auch nach der 13:12-Führung (26.) vermochten sich die „Eulen“ nicht abzusetzen. Der routinierte Gast blieb dran: 18:18 (37.), 21:20 (44.), 23:22 (47.). Und er kam auch nach dem 28:24 (57.) noch einmal zurück und nah dran: 28:27 (59.). „Wir wussten ja, dass sie einen sehr starken Rückraum haben“, sagte Torhüter Roko Peribonio, der gut hielt, aber auch Pech hatte, als ihm nach einer Parade gegen Daniel Pankofer der Ball vom Hinterkopf ins Tor sprang: 9:11 (22.). Künstlerpech ... „Gewonnen – egal wie“, sagte Ben Matschke nach dem Erfolg vor 1429 Zuschauern. „Man muss sehen, wir haben ohne Kevin Klier und ohne Nico Büdel gespielt, Stefan Lex ist nach zehn Minuten raus“, unterstrich der Trainer, der sehr zufrieden mit dem Entwicklungsprozess ist. In der Hinrunde hatten die „Eulen“ sich in Bad Schwartau noch die „Marmelade vom Brot“ nehmen lassen. Dass das nicht wieder passierte, dafür sorgte auch Lex, der noch einmal zurück kam und mit einem unwiderstehlichen Alleingang für das 24:22 sorgte (49.). Diese Kraftakte werden die Fans vermissen, denn Lex wechselt zur nächsten Saison – wie WG-Kamerad Büdel – zum Bundesliga-Anwärter Coburg. Dass die TSG die Punkte einfuhr, lag aber auch am Kapitän: Philipp Grimm, bei Siebenmetern eine Bank, nutzte fünf von sechs. Geht der Linksaußen zum Punkt, nimmt er fast roboterhafte Züge an. Egal wie steinig und schwer der Weg auch sein mag – Grimm geht ihn. Entschlossen. Mutig. Ohne Wenn und Aber.

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