Ludwigshafen Ludwigshafener Filmfestival: Die Frau im Hintergrund

Noch bis Sonntag auf dem Festivalgelände gefordert: Daniela Kötz.
Noch bis Sonntag auf dem Festivalgelände gefordert: Daniela Kötz.

Wenn Festivaldirektor Michael Kötz bei einer Pressekonferenz ein Filmtitel entfallen ist oder wann der dazugehörige Regisseur kommt, dann schaut er zu seiner Frau hinüber. Sie weiß die Antwort sofort. Namen, Daten, Zahlen – sie hat alles im Kopf. Daniela Kötz ist die Programmdirektorin des Festivals des deutschen Films und behält stets den Überblick.

Als Programmdirektorin entscheidet Daniela Kötz zwar nicht, welche Filme das Publikum beim Festival zu sehen bekommt, sie leistet jedoch die nötige Basisarbeit. „Ich recherchiere, was für Filme es gibt und ob wir sie für das Festival haben können.“ Deshalb hat sie einen genauen Überblick über die Kino- und TV-Filme, die jährlich erscheinen. Dafür verbringt sie viele Stunden vor dem Computer und recherchiert bei TV-Redaktionen, in Datenbanken, Förderlisten, Produktionsspiegeln und Branchen-Zeitschriften.

Spürt vielversprechende Filmprojekte auf

Interessant sind für die Programmdirektorin dabei nicht nur fertige Filme: „Ich vermerke, was vielversprechend ist, beispielsweise wenn eine interessante literarische Vorlage oder ein Drehbuch von einem renommierten Autor verfilmt wird.“ Sie verfolgt Filme in allen Produktionsstadien, manchmal über mehrere Jahre. Die deutsche Oscar-Nominierung „Toni Erdmann“ aus dem Jahr 2016 hatte die 50-Jährige bereits fünf Jahre vor der Premiere im Blick. „Leider haben wir den Film dann nicht bekommen“, bedauert Daniela Kötz. „Er wurde in Cannes gezeigt.“ Trotzdem sei sie stolz auf ihr gutes Gespür gewesen und habe sich über den Erfolg des Film gefreut.

Ludwigshafener Filmfest hat guten Ruf

Die Konkurrenz zwischen den Filmfestivals ist hoch. Doch mittlerweile hat sich das Ludwigshafener Filmfest einen sehr guten Ruf in der Branche erarbeitet, sodass immer mehr Filmemacher sich mit ihren Werken für das Festival bewerben. Das mache die Arbeit natürlich leichter, sagt sie.

Ehepaar Kötz ergänzt sich

Eigentlich kam Daniela Kötz per Zufall in die Welt des Films. In Mannheim studierte die gebürtige Ulmerin Diplom-Anglistik und nahm 1994 einen Nebenjob beim Internationalen Filmfestival an. Dort lernte sie ihren jetzigen Ehemann Michael Kötz kennen. Etwa zehn Jahre später entwarfen beide gemeinsam das Konzept für das Festival des deutschen Films, das 2005 erstmals auf der Parkinsel stattfand. Dabei ergänzt sich das Ehepaar. Während Michael Kötz das Festival nach außen vertritt, wirkt Daniela Kötz im Hintergrund. „Ich muss nicht an vorderster Front stehen“, sagt sie. Entscheidungen werden gemeinsam gefällt: „Wir sprechen immer alles miteinander ab.“ Dazu gehört auch, wer den Preis für Schauspielkunst erhält, welche Themen bei den Inselgesprächen diskutiert werden oder die Jury-Auswahl.

330 Filme standen zur Auswahl

Zu Daniela Kötz` Aufgaben zählt zudem die Filmakquise. Sie sorgt dafür, dass das Auswahlkomitee mit Michael Kötz an der Spitze die Filme sehen kann – sei es mit einem entsprechenden Link am Computer oder mit einer Sichtungskopie. Für das 13. Festival waren es 330 Filme, aus denen gewählt wurde. „Natürlich sehe ich mir mit meinem Mann einige Filme an oder komme dazu.“ Und nicht selten ist ihre Meinung gefragt. Wenn das Festivalprogramm steht, beginnt die Organisationsarbeit: Die Filmschaffenden müssen eingeladen, es muss festgelegt werden, wann welcher Film gezeigt wird. Dann muss das Material für das Programmheft beschafft und die Reisen der Gäste müssen organisiert werden. Nicht zuletzt ist Daniela Kötz verantwortlich dafür, dass die Jury mit allem Material versorgt ist, das sie braucht.

Fünffache Mutter erledigt viel von zu Hause aus

„Ich finde, ich habe eine sehr schöne Arbeit“, erklärt die fünffache Mutter. Kinder und Beruf unter einen Hut zu bringen, sei nicht so schwer gewesen, zumal sie viel von zu Hause erledigen könne. Zwei Hunde machen die Familie Kötz komplett. Mit ihnen geht Daniela Kötz gern im Odenwald spazieren, wo die Familie lebt, oder – so wie jetzt – auf der Parkinsel. Wenn das Festival beginnt, ist der größte Stress vorbei. Dann ist Daniela Kötz in erster Linie Gastgeberin. „Es ist wichtig, immer mit unseren Gästen in Kontakt zu sein und dafür zu sorgen, dass sie sich wohlfühlen.“

Daniela Kötz organisiert schon für nächstes Festival

Doch Unvorhergesehenes kann immer passieren. So wie im Vorjahr, als der Rhein über die Ufer trat und nur ein paar Zentimeter zum Festival-Abbruch fehlten. „Da war ich schon sehr angespannt“, erinnert sich Daniela Kötz. Dass das Festival deshalb jetzt im September stattfindet, war auch eine gemeinsame Entscheidung. Durch die Verschiebung ist jedoch das Internationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg im November näher gerückt. Deshalb wird jetzt schon fleißig fürs nächste Filmfestival gearbeitet und organisiert. Denn da ist Daniela Kötz ebenfalls die Programmdirektorin.

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