Ludwigshafen Ludwigshafen: Reaktionen zu Schwachstellen im Radwegenetz

Radfahren im Stadtgebiet: Das Thema bewegt die RHEINPFALZ-Leser.
Radfahren im Stadtgebiet: Das Thema bewegt die RHEINPFALZ-Leser.

„Wo Radfahrer höllisch aufpassen müssen“ – so lautete am Samstag der Titel einer Geschichte, in der vier Redakteure auf ihrem Weg zur Arbeit Schwachstellen im 182 Kilometer langen Radwegenetz in Ludwigshafen aufgezeigt haben. Leser haben wir dazu aufgerufen, ihre Erfahrungen zu schildern. Die Resonanz war groß. Hier eine Auswahl der Reaktionen.

Innenstadt ist keine Rennstrecke

„Danke, dass dieses Thema für Sie so wichtig ist und die Seite 1 füllt“, schreibt Karin Bandomir. Sie appelliert an alle Radler, die Innenstadt nicht als „Rennstrecke“ zu missbrauchen. „Daran denken viele nicht, wenn sie morgens schnell zur Arbeit fahren und abends schnell nach Hause.“ Bandomir ist täglich mit dem Rad unterwegs und froh, „wenn ich wieder heil zu Hause angekommen bin“. Sie wohnt in Süd und beklagt die vielen Einbahnstraßen im Viertel. „Ich komme auf direktem Weg weder in die Schützen-, in die Rott-, in die Wittelsbach- und auch nicht in die Saarlandstraße. Wobei anzumerken ist, dass Wittelsbach- und Schützenstraße keinen Radweg ausweisen.“ Häufiger schon habe sie bei der Stadt angeregt, Einbahnstraßen für Radler freizugeben, zumal immer mehr Radler verbotswidrig in diese hineinfahren würden. „Bemerkenswert ist auch, dass man bei der Straßenführung erst Parkplätze für Autos einrichtet und daneben kommt dann der Radweg, so dass man ständig Gefahr läuft, gegen eine Autotür zu stoßen.“ Umweltdezernent Klaus Dillinger spreche zwar von Erfolgen bei Investitionen für den Radverkehr und auch von einem neuen Radweg auf der Konrad-Adenauer-Brücke. „Von einem Radweg kann aber nicht die Rede sein, es wurde lediglich die Abfahrt neu gestaltet und dann in der Weise, dass ich jetzt mit dem Fahrrad quer herunterfahren kann, weil so viel Platz ist. Hier haben mal die Autofahrer das Nachsehen. Sollte ein Autofahrer oder ein Radfahrer schneller unterwegs sein, wird er durch den scharfen Knick nach links ganz sicher irgendwo unsanft in oder an der Leitplanke landen.“ Bandomirs Fazit: „Es gibt noch viel zu tun.“ Und Richtung Lokalredaktion: „Bleiben Sie weiter am Ball.“

Radwege sind ständig zugeparkt

„Ich fahre täglich mit dem Rad von Oppau nach Mannheim. Das sind zirka zehn Kilometer einfach“, schreibt Beate Karlein aus Oppau. Und ergänzt: „Es ist nicht schön, was sich auf den Radwegen so tummelt.“ Der Radweg von Oppau stadteinwärts sei durch Baumwurzeln so stark beschädigt, dass es nicht ratsam sei, Gegenstände im Radkorb zu transportieren, die zerbrechlich sind. „Ich kaufe zum Beispiel keine Eier mehr auf dem Heimweg.“ Viel schlimmer seien allerdings die ständig zugeparkten Fahrradwege. „Die Stadt sollte sich hier vielleicht mal mit Mannheim in Verbindung setzen“, rät Karlein, wo Politessen seit dem Vorjahr per E-Bike Radwege abfahren. „Hier kann man den Stadtsäckel mit Sicherheit aufpolstern, um das Geld in bessere Radwege zu investieren. Vielleicht schafft man ein Umdenken, wenn die Verwarnungen von 20 Euro beim Parken auf dem Radweg (mit Behinderung 30 Euro) zu oft eintrudeln. Oder man muss einfach mal konsequent abschleppen.“ Solange diesbezüglich kein Umdenken stattfinde, werde sich nicht viel ändern. „Bei jeder Baustelle wird vor allem darauf geachtet, dass es die Autofahrer einfach haben. Wir Radfahrer stehen manchmal von einem Tag auf den anderen vor einer Absperrung – ohne Hinweis auf etwaige Umleitungen, wie im Vorjahr in der Brunckstraße“, beklagt Karlein.

Nord-Süd-Verbindung fehlt

Auch Monika Theuer fährt jeden Tag mit dem Rad zu Arbeit. Und auch sie sagt: „Eines der größten Probleme in Ludwigshafen sind die ständig zugeparkten Rad- und Fußwege. Ganz besonders schlimm ist es im Bereich Berliner und Frankenthaler Straße.“ Zugespitzt werde das Problem durch die Müllabfuhr und Verkehrsschilder, die ohne Rücksicht auf den Radverkehr dort abgestellt seien. Es sei zwar schön, dass Ludwigshafen über ein großes Netz von Radwegen verfüge. „Wenn diese aber nicht gepflegt werden, sind sie eher eine Gefährdung.“ So habe der Radweg an der Dürkheimer Straße in Oggersheim inzwischen fünf Zentimeter breite Fugen, die bei jedem Regen breiter würden. „Ab Juni darf man dann noch mit den dornigen Zweigen der Sträucher kämpfen, weil in Ludwigshafen nur einmal im Jahr die Sträucher geschnitten werden“, schimpft Theuer. „Wenn die Stadt ihrer Verkehrssicherungspflicht nicht nachkommen will, dann sollte man wenigstens das Radwegeschild an solchen Stellen wegmachen. Auf der Gegenseite steht seit Jahren ein provisorisches Schild, das auf eine Bodenwelle hinweist.“ Diese Bodenwelle habe sie schon Ernst Merkel (bis 2010 Baudezernent) gemeldet. „Natürlich fehlt hier eine Süd-Nord-Verbindung“, bilanziert Theuer. Und moniert: „Seit Jahren hat die Stadt kein Konzept für Radwege.“

Kreuzgefährliche Ecken

„Vielen Dank für die Aufnahme des Themas Radwege und deren Zustand“, schreibt Felix Leinweber. Und nennt Bereiche, die er als „kreuzgefährlich“ für Radler bezeichnet, obwohl sie „mit gutem Willen und ein wenig Geld“ entschärft werden könnten. In die Kategorie 1 (kreuzgefährlich) stuft er die Einmündung des Radwegs Mannheimer- in die Prälat-Caire-Straße und umgekehrt ein (Oggersheim, Nähe Shell-Tankstelle): „Hier endet in beiden Richtungen der Radweg abrupt auf der Straße, stadtauswärts sogar hinter der Abbiegung. Beides ist sehr gefährlich für Radler und gehört umgebaut.“ In der Kategorie 2 (gefährlich) ordnet er den Bereich Prälat-Caire-Straße, Höhe Bahnhof Oggersheim, ein: „Hier verschwindet in beiden Richtungen der Radweg vollständig. Dies ist lästig, weil die Fahrbahnbreite durchaus einen Radweg hergeben würde.“ Zudem macht er auf die Industriestraße stadtauswärts ab der Kreuzung Kopernikusstraße (Friesenheim) aufmerksam: „Hier fehlt der Radweg in beiden Richtungen vollständig, nachdem er bis zur Kreuzung Kopernikusstraße noch in beiden Richtungen vorhanden ist. Somit fehlt der Radweg in dieser wichtigen Ost-West-Achse vollständig.“ Zur Kategorie 3 (mäßig gefährlich und sehr ärgerlich) zählt er die Frankenthaler Straße (West) stadtauswärts: „Hier ist der kombinierte Rad- und Fußweg regelmäßig zugeparkt.“ Leinweber schlägt erstens vor, ein „Schwarzbuch Radwege“ anzulegen: Darin sollten alle Zuschriften gesammelt und an OB Jutta Steinruck (SPD) und deren einstigen Herausforderer Peter Uebel (CDU) übergeben werden. „Schließlich wollten beide im Wahlkampf noch den Radverkehr stärken und ausbauen.“ Zweitens plädiert er für eine interaktive Karte im Netz: „Hier kann für jede Zuschrift ein Punkt auf der Karte gesetzt werden, fehlende Radwege sollten in Rot, ausbauwürdige in Gelb und so weiter markiert werden. Damit kommen Schwerpunkte schnell ans Tageslicht. Das könnte drittens die Grundlage für ein Radwegekonzept bilden – mit den von Nutzern gewünschten Ausbaustufen“, resümiert Leinweber.

Auch Fußgänger leben gefährlich

„Nicht nur Radfahrer schweben in Ludwigshafen in Gefahr, auch Fußgänger leben sehr gefährlich“, finden Hagen und Corina Kühner aus Süd – und kritisieren „Radfahrer, die rasen wie die Irren“. Kürzlich wurde das Paar Zeuge, als ein Radler in der Bleichstraße (Mitte) beinahe eine Fußgängerin erfasst hat, wäre diese nicht fix zur Seite gesprungen. „Und dies ist kein Einzelfall!“

Fußgängerzonen öffnen

Als „eine bedingt fahrradfreundliche Stadt mit vielen ungenutzten Möglichkeiten“ erlebt der im Hemshof lebende Bernhard Wadle-Rohe Ludwigshafen. „Seit über 40 Jahren erlebe ich nun die halbherzigen Beschlüsse eines Stadtvorstands (…). Dieses Gremium kennt die Nöte der Radfahrer nicht, und zwingt sie in die Grenzbereiche des Erlaubten und Verbotenen“, kritisiert er. Für ihn ist es überfällig, öffentliche Plätze, die Fußgängerzonen wie auch Einbahnstraßen generell für Radler zu öffnen. „Der mörderische Autoverkehr mit blinden Linksabbiegern und bedrohlichen Lkw und ihren toten Winkeln sind lebensbedrohliche Begleiterscheinung jeder Fahrt mit dem Rad.“ Am Vorplatz des Hauptbahnhofs beispielsweise gebe es keine ordentliche Radspur in Richtung Westausgang und in die Innenstadt unter der Lorientallee hindurch. „Oft enden die Radwege plötzlich und unerwartet, man wird in die Irre geführt oder in die Illegalität oder man landet im abgesperrten Bereich einer Baustelle“, bemängelt der 65-Jährige. Von der Politik fordert er „neue Leitlinien für eine fahrradfreundliche Stadt“.

Praxistest für Kontrolleure

„Ich freue mich, dass die RHEINPFALZ die Möglichkeit bietet, aus der Sicht des Radfahrers Erfahrungen zu teilen“, schreibt Peter Weber aus Rheingönheim. Wer Polizeiberichte verfolge, erhalte den Eindruck, dass die meisten Unfälle auf defekte Lichter und Klingeln an Rädern zurückzuführen seien. „Meiner Meinung nach machen es sich die Ordnungshüter zu leicht, indem sie sich etwa in die Mundenheimer Straße stellen und das schwächste Glied, den Radfahrer, kontrollieren und dabei die Technik der Räder unter die Lupe nehmen. Ich selbst fahre mehrmals die Woche von Rheingönheim über die Mundenheimer Straße nach Mannheim. Daher würde ich den Ordnungskräften den Tipp geben, sich selbst mal für eine Woche aufs Rad zu setzen und die Strecke abzufahren“, schreibt er. Schnell würden die Kontrolleure dann feststellen, „dass es markante Stellen gibt im Verlauf Kaiserwörthdamm und Mundenheimer Straße, an denen es für Radler täglich zu gefährlichen Situationen durch Autofahrer kommt, die rücksichtslos drauflosfahren. Von der Beschaffenheit des Radwegs möchte ich an dieser Stelle nichts erwähnen. Dies wurde schon mehrfach getan“.

Radfahrer auf Gehwegen

Radfahrer, die Gehwege benutzen, statt ihr Rad zu schieben, verärgern Gerhard H. Wagner aus Edigheim. Er fragt sich: „Wer kümmert sich eigentlich um die diesbezügliche Sicherheit von älteren Fußgängern und Anwohnern im Bereich von Baustellen?“ Als aktuelles Beispiel nennt er die Kanalsanierung in der Deichstraße, wo die Fahrbahn über eine größere Strecke gesperrt ist und die beidseitigen, nicht übermäßig breiten Bürgersteige ziemlich „frei“ sind. „Frei aber eben auch für radfahrende Schüler jeden Alters, für Erwachsene und selbst Mopedfahrer“, berichtet er. „Niemand schiebt.“ Die Deichstraße habe zwar zwei Parallelstraßen. „Die liegen aber ganz offensichtlich nicht auf dem gewohnten Weg. Offensichtlich fühlt sich hier niemand zuständig. Ein oder zwei Tage dort Dienst tuende Polizisten (bitte in Zivil), die auch konsequent Knöllchen verteilen, würden ganz sicher Eindruck und diese Gefahr sehr schnell die Runde machen. Entsprechende Schilder, auch wenn sie prinzipiell gar nicht notwendig wären, würden vielleicht auch etwas helfen“, glaubt Wagner. „Oder soll man wegen Personalknappheit erst einen schweren Unfall abwarten?“

Radweg auf der Adenauer-Brücke.
Radweg auf der Adenauer-Brücke.
Radwege enden abrupt: Prälat-Caire-/Mannheimer Straße.
Radwege enden abrupt: Prälat-Caire-/Mannheimer Straße.
Sind oft zugeparkt: Radwege in der Frankenthaler Straße.
Sind oft zugeparkt: Radwege in der Frankenthaler Straße.
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