Ludwigshafen LSC-Stützpunkt droht der Abpfiff

LUDWIGSHAFEN

. Seit ein paar Tagen ist das Jugend-Förderzentrum beim Ludwigshafener SC geschlossen. Der Stützpunkt „Anpfiff ins Leben“, der in der Gartenstadt wie an zehn anderen Standorten eine ganzheitliche Ausbildung der Jugendlichen betreibt, sieht seine Vorstellungen nicht mehr umgesetzt. „Der Verein steht nicht hinter dem ganzheitlichen Förderkonzept. Es gibt keine Wertschätzung seitens der LSC-Verantwortlichen“, klagt Anton Nagl. Er ist Vorsitzender von „Anpfiff ins Leben“ der Dietmar-Hopp-Stiftung. Auftrag der Stiftung sei es, die Jugend fit fürs Leben zu machen – basierend auf den Säulen Sport, Schule, Beruf, Soziales. Es gebe über 100 Kooperationspartner und 41 hauptberuflich arbeitende Kräfte an den elf Stützpunkten. Jener beim LSC, der das knapp zwei Millionen Euro teure Projekt von der Hopp-Stiftung spendiert bekam, zählt mit dem in Walldorf zu den größten. „Im Mittelpunkt steht die Jugend. Aber es gibt unterschiedliche Auffassungen in der Zusammenarbeit zwischen uns und dem LSC. Deshalb können wir den Betrieb derzeit nicht aufrecht erhalten. Wir wollen ausloten, unter welchen Voraussetzungen es möglich ist, weiterzuarbeiten“, sagt Nagl. LSC-Chef Walter Winkelmann kann das Vorgehen nicht verstehen. „Ich weiß nicht, was wir gemacht haben sollen, das die Arbeit von ’Anpfiff ins Leben’ so massiv behindert oder sogar torpediert hat“, wundert er sich. Für ihn sind die Vorwürfe nicht nachvollziehbar. „Zu sagen, wir würden die Stiftung nicht schätzen, ist absurd. Wir wissen alle, dass der Verein vielleicht nicht mehr bestehen würde, wenn man uns nicht geholfen hätte“, betont Winkelmann. Mit „Anpfiff ins Leben“ selbst, dem Konzept oder handelnden Personen habe er keine Probleme. Der LSC sei keineswegs nur an seiner Ersten Mannschaft interessiert. „Die Jugend ist der Kern des Vereins – und das seit vielen Jahrzehnten. Wir sind ohne Jugendarbeit nicht vorstellbar“, ergänzt Winkelmann. „Es wäre ein großer Verlust, wenn das Förderzentrum, das vor allem für die Jugend eine gute Einrichtung ist, geschlossen bliebe. Mehr als anbieten zu vermitteln, kann man nicht“, sagt Sportdezernent Wolfgang van Vliet (SPD). Laut Nagl soll es zeitnah ein Gespräch geben, an dem Oberbürgermeisterin Eva Lohse (CDU) und Markus Gomer vom BASF-Sportreferat teilnehmen sollen. Die BASF hat einen Großteil der Folgekosten für den Stützpunkt übernommen. „Ich bin enttäuscht. Schade, dass mit der Schließung des Zentrums die bestraft werden, die damit nichts zu tun haben, nämlich die Kinder“, sagt der stellvertretende LSC-Vorsitzende Jakob Brunn. So falle derzeit etwa der Nachhilfeunterricht flach und die Regionalligateams könnten sich am Stützpunkt weder umziehen noch die Einrichtungen dort nutzen. „Der Trainingsbetrieb läuft aber weiter ungestört“, so Brunn. Auslöser für die Unruhen könnte die Person des A1-Junioren-Trainers Selim Öztürk sein. Wie Brunn informiert, hat der Verein sich trotz des sportlichen Erfolgs von Öztürk trennen wollen, weil er nicht zum Klub passe. „Wir sind darauf angewiesen, dass wir Spieler aus der eigenen Jugend in die Erste Mannschaft integrieren. Diese Verzahnung zwischen A-Jugend und Aktivität darf nicht aufhören“, unterstreicht Brunn. Nach derzeitigem Stand bleibt im Sommer maximal ein A-Junior beim LSC. Die Stiftung, die die Trainer bezahlt, habe sich gegen eine Trennung von Öztürk ausgesprochen. Bis zum Saisonende bleibt der Coach auf jeden Fall im Amt. Für Anton Nagl ist das nicht der Grund: „Es geht nicht um personelle Entscheidungen. Ich schließe doch deswegen nicht dieses Zentrum.“ Bei der emotionalen Mitgliederversammlung am Freitagabend hatte Dietmar Pfähler, Sportreferent der Hopp-Stiftung, verkündet, dass Dietmar Hopp dem Verein mit einer Spende von über 50.000 Euro unter die Arme gegriffen habe. Damit und mit dem Erlös aus dem Transfer von André Schürrle von Leverkusen zu Chelsea London ist der rund 800 Mitglieder starke LSC laut Winkelmann schuldenfrei. „Ich glaube, wir haben erstmals in fast 90 Jahren eine Instandhaltungsrücklage in beträchtlicher Höhe“, sagte Winkelmann. Dem steht ein marodes Clubhaus mit hohen Betriebs- und Energiekosten gegenüber. „Wir werden ein Gesamtkonzept für das Clubhaus entwickeln, bevor wir etwas unternehmen“, verdeutlichte Winkelmann. Neben ihm kandidierte der „Anpfiff ins Leben“ nahestehende A2-Trainer Michael Edinger für das Amt des Vorsitzenden. „Es gibt großes Verbesserungspotenzial in den Bereichen Kommunikation, Sponsoring und Zusammenarbeit“, hielt Edinger seinem Konkurrenten vor. Winkelmann bezeichnete die Vorwürfe als „substanzlos“. Bei der von Ortsvorsteher Klaus Schneider (CDU) geleiteten Wahl setzte sich Winkelmann mit 91:40 Stimmen durch. Unmittelbar danach verließ das „Edinger-Lager“ die Versammlung. Zumindest der Unterlegene zeigte sich als guter Verlierer, gratulierte Winkelmann und gab das Versprechen ab, seiner A2, die er über Jahre aufgebaut habe, erhalten zu bleiben.

x