Ludwigshafen Leistungstest im Schnelldurchgang

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Das reformierte Deutsche Sportabzeichen soll bei jungen Menschen gut ankommen. Unser Mitarbeiter Tim Kullmann wollte das einmal genauer wissen und versuchte sich am Samstag beim Last-Minute-Termin. Kein Problem für den Sportstudenten an der Sporthochschule in Köln.

Ludwigshafen. Es war wie jedes Jahr. Wie in den vorigen Jahren hatte ich im Alltagsstress und aus Faulheit versäumt, das Deutsche Sportabzeichen (DSA) abzulegen. Warum also sollte es dieses Jahr anders sein? Das letzte Mal hatte ich mich während meiner Schulzeit an den Anforderungen des Deutschen Olympischen Sportbundes versucht, denn damals waren die kleinen Anstecker aus Metall, die seit 2007 oval sind, noch rund. Von der Möglichkeit, sich das DSA jährlich am 27. Dezember in der Leichtathletikhalle am Südwest-Stadion in Ludwigshafen abnehmen zu lassen, hatte ich erstmals in diesem Jahr gehört. Dabei hatte die Sportabzeichen-Kreisbeauftragte für Ludwigshafen, Ulla Walther-Thiedig, das Ereignis schon 2007 für Spätzünder und Vielbeschäftigte ins Leben gerufen. Also beschloss ich, meinen inneren Schweinehund in diesem Jahr zu überwinden und dem Rumlungern nach den Feiertagen einen Riegel vorzuschieben. Kaum angekommen, ereilte mich direkt ein kleiner Dämpfer am Informationsstand. „Der Nachweis der Schwimmfertigkeit ist notwendige Voraussetzung für den Erwerb des DSA“, klärte mich Marlise Knop, die seit über 30 Jahren als ehrenamtliche Prüferin beim DSA im Einsatz ist, auf. Glücklicherweise stehen am 27. Dezember immer sowohl Prüfer in der Leichtathletikhalle als auch im gegenüberliegenden Hallenbad Süd zur Verfügung. Dummerweise war ich aber schlecht informiert und hatte keine Schwimmsachen dabei, denn schwimmen wollte ich vermeiden. Nun werde ich doch noch ins Wasser müssen, um vor Mittwoch nachzuweisen, dass ich schwimmen kann. Ab einem Alter von zwölf muss der Sportler 200 Meter in weniger als elf Minuten schwimmen. Der Nachweis gilt für fünf Jahre. Die Prüfung selbst besteht aus vier Gruppen (Koordination, Schnelligkeit, Kraft und Ausdauer) aus denen jeder Sportler jeweils eine Disziplin (aus der Leichtathletik, dem Turnen, dem Schwimmen und dem Radfahren) wählt. Ich entschied mich für Hochsprung, 100-m-Sprint, Standweitsprung und 3000 Meter. Seit 2013 sind die möglichen Disziplinen, von denen eine pro Gruppe auszuwählen ist, um eine Vielzahl gewachsen. Zudem ist das DSA seither in die drei Leistungsstufen eingeteilt: Bronze, Silber und Gold. „Kindern und Jugendlichen kommt die größere Auswahl entgegen. Bei Senioren ist die Teilnahme aufgrund des leistungsbezogenen DSA rückläufig“, erklärte Marlise Knop. Ulla Walther-Thiedig sieht das ähnlich: „Vor allem die Alternative Seilspringen kommt bei den jungen Sportlern sehr gut an.“ Dennoch habe sich Alt und Jung diesmal die Waage gehalten, was Walther-Thiedig trotz der gesunkenen Teilnehmerzahl im Vergleich zum Vorjahr auf 60 Sportler (2013 waren es etwa 100) zufrieden stellte. „Die schlechten Witterungsverhältnisse haben uns einen Strich durch die Rechnung gemacht“, vermutete die Beauftragte des DSA. Neben dem „Stammpersonal“ kamen doch zahlreiche Neulinge. Unter ihnen war Yvonne Bartels. „Es ist anstrengend, aber die Atmosphäre gefällt mir. Auf Anhieb Silber – das ist mehr als ich erwartet habe“, freute sich die 46-Jährige. Ihr Mann Michael und die beiden Kinder hatte sie von der Teilnahme überzeugt. „Wir haben im letzten Jahr aus der Zeitung davon erfahren“, verriet der Familienvater vom AC Altrip, den bei seiner zweiten Teilnahme der Ehrgeiz gepackt hat: „Ich habe mich in diesem Jahr vorbereitet und verbessert. Gold wäre für mich die höchste sportliche Auszeichnung.“ Für Gold reichte meine Leistung an diesem Tag: über 1,70 Meter im Hochsprung, 12 Sekunden über die 100 Meter, 2,70 Meter Standweitsprung und 12:10 über die 3000 Meter. Michael Bartels scheiterte in diesem Jahr knapp. Im Hochsprung trennten den 45-Jährigen fünf Zentimeter von seinem großen Ziel.


Zur Sache: Das Sportabzeichen

Das Sportabzeichen ist seit 1958 die bisher einzige gesetzlich anerkannte und geschützte Sportauszeichnung. Jeder, ob alt, jung, behindert oder nicht, kann das Sportabzeichen erwerben, auch wenn er nicht in einem Turn- und Sportverein Mitglied ist. Unter anderem Landessportbünde und Sportvereine informieren über die Anforderungen. Aus vielen verschiedenen Sportarten können die Sportabzeichen-Absolventen auswählen. Dabei werden motorische Grundlagen wie Ausdauer, Schnell- und Sprungkraft sowie Schnelligkeit geprüft. Früher zählten Fechten, Golf, Fußball und Tennis dazu, heute nicht mehr, dafür aber unter anderem Inline-Skaten. Im Grunde gibt es das Sportabzeichen schon seit 1912, doch erst 1921 wird es auch so genannt. Seit 1953 kann das Sportabzeichen auch im Ausland abgelegt werden. Nun wurde das Sportabzeichen reformiert. Es wurde den verschiedenen Altersstufen und dem Trend der Zeit angepasst. (mne)

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