Ludwigshafen Lebhafte Geschichte

In eine glanzvolle und elegante Epoche des kurfürstlichen Hofes haben die Musiker von I Ciarlatani die Zuhörer beim Konzert im Schlosshof von Fußgönheim entführt. Die Veranstaltung war ausverkauft.

Kurfürst Friedrich V. lebte 1596 bis 1632 und ging mit seinem Spottnamen „Winterkönig“ in die Geschichte ein. 1619, zu Beginn des Dreißigjährigen Kriegs, nahm er selbstbewusst die Königswürde von Böhmen an, die ihm geboten wurde. 1620 verlor er nicht nur das Königreich Böhmen, sondern auch die Kurpfalz und seine Kurwürde, wenn auch nicht sein Leben. Er lebte im Exil und glaubte bis zuletzt an seine Zukunft als König. Vor seinem Fall stand jedoch erst ein glanzvoller Aufstieg. Dazu gehörte die Heirat als Sechzehnjähriger mit der gleichaltrigen Elisabeth Stuart, einziger Tochter des englischen, schottischen und irischen Königs Jakobs I. Sie war die wohl begehrteste Braut ihrer Zeit. Und sie zu gewinnen, obwohl nicht königlichen Geblüts, muss dem jugendlichen Kurfürsten einen bedeutenden Schub in Sachen Selbstbewusstsein gegeben haben. Die historischen Hintergründe, die Feierlichkeiten erst in London und dann in Heidelberg übermittelte der Historiker Peter Bilhöfer als Moderator in historisierend barock ausgeschmückter Sprache, dabei auch den Humor nicht vergessend. Das Hallbergsche Schloss, obwohl erst etwa 100 Jahre später gebaut, gab einen barocken Rahmen für das Konzert, das mit der Musik auf historischen Instrumenten zu einer Zeitreise einlud. Zunächst war Leitfaden des Programms nicht nur die Zeitreise, sondern die reale Reise des Kurfürsten 1613 nach England, um sich dort mit der Braut erst zu verloben und dann zu vermählen. Nach der Hochzeit am Valentinstag, also am 14. Februar 1613, ging es zurück über den Kanal, sobald es die Frühjahrsstürme erlaubten, und dann in einer Art sich steigernden Triumphzugs nach Heidelberg. Um der kostbaren Ehefrau dort den rechten Rahmen zu geben, wurde das Schloss in Heidelberg eleganter ausgebaut, und Elisabeth stand einem wahren Musenhof vor. I Ciarlatani unter Leitung von Klaus Winkler haben Originalmusik aus Bibliotheken hervorgeholt und mit historischen Instrumenten zum Leben erweckt. Da waren nicht nur Barockviolinen, Gamben als Vorläufer des Cello, eine Violone als Vorläufer des Kontrabass, sondern auch die Theorbe, eine Langhalslaute, dazu Pommer und Zink. Gespielt wurde nach dem Geschmack der Zeit viel Tanzmusik, wie sie in England in den „Masques“, frühen Vorläufern des Musiktheaters, zu hören war. Dazu gehörte auch Vokalmusik der drei Sänger, den beiden Sopranistinnen Kerstin Bruns und Ute Kreidler und Tenor Rüdiger Linn. Sie sangen als Trio, Duo oder als Solisten, sanft begleitet von Streichern und Theorbe. Die beiden Sopranistinnen, strahlend und eher dramatisch Kerstin Bruns, eher sanft und lyrisch Ute Kreidler, unterschieden sich genug, um ein lebhaftes Klangbild abzugeben, dazu kam die ausgleichende Tenorstimme Rüdiger Linns.

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