Ludwigshafen Joblotsen-Projekt an ehemaliger „Pesta“ vor dem Aus

Der Übergang von der Schule in das Berufsleben ist für viele Jugendliche eine Herausforderung. In Ludwigshafen laufen Programme, die sie auf diesem Weg begleiten sollen, seit dem 1. Juli weitestgehend aus. So auch das extrem erfolgreiche Joblotsen-Projekt an der Realschule plus am Ebertpark.

„Ich bin empört darüber, dass wichtige schulflankierende Programme jetzt einfach fallengelassen werden, und zwar bundesweit“, sagt Chris Ludwig, Geschäftsführerin des gemeinnützigen interkulturellen Bildungsträgers Baff. „Es geht nicht darum, dass wir als Träger beleidigt sind, weil wir keine Mittel mehr erhalten. Eine persönliche Betreuung von Jugendlichen, die in die Berufswelt einsteigen wollen, ist einfach notwendig.“ Vor allem Kinder mit Migrationshintergrund seien darauf angewiesen. Das Joblotsen-Programm an der Realschule plus am Ebertpark ging aus dem „Kooperativen Übergangsmanagement Schule - Beruf“ (Küm) der Metropolregion hervor, das im Jahr 2007 an 15 Projektschulen gestartet und vergangenes Jahr zu Ende gegangen ist. Aus Restmitteln finanzierten Land und Kommune daraufhin das Lotsen-Projekt weiter bis zum 30. Juni. Noch bis zu den Herbstferien übernimmt der Verein Baff die Kosten. „Hatten zu Anfang des Küm-Programms noch etwa fünf Prozent der Hauptschüler der ehemaligen Pestalozzischule stabile Berufsaussichten, sind es heute 70 Prozent“, sagt Ludwig. „Ich weiß nicht, ob ich ohne dieses Projekt einen Ausbildungsplatz gefunden hätte“, sagt Tuncay Bilgy. „Die Lotsen haben mich während des ganzen Bewerbungsprozesses begleitet.“ Der 19-Jährige beginnt am 3. November eine Ausbildung bei der Deutschen Bahn. An das Unternehmen sei er nur dank der guten Netzwerkarbeit der Übergangslotsen gekommen. Die 17-jährige Durmaz Sultan hat mithilfe der Lotsen einen Ausbildungsplatz im Theresienkrankenhaus in Mannheim gefunden und will begleitend die Fachhochschulreife erlangen. „Als ich um die Hilfe der Lotsen gebeten hatte, war ich schon gar nicht mehr Schülerin hier“, sagt die junge Frau, die eine „Nachbetreuung“ in Anspruch genommen hat. Chris Ludwig ist verwundert darüber, dass die Wirtschaft und die Migrantenverbände nicht laut werden, wenn es um die Einstellung von Förderprojekten geht. „Gerade kleinere Unternehmen sind doch auf Nachwuchs angewiesen“, sagt sie. „Es kommen Kinder an diese Schule, die mit 13 Jahren nicht schreiben und lesen können. Andere waren in ihrem Heimatland auf dem Gymnasium. Wenn die schnell und ordentlich Deutsch lernen würden, könnten sie richtig loslegen.“ Dass die Beherrschung der deutschen Sprache wichtig für gute Berufsaussichten ist, weiß auch Konrektor Daniel Kirschner. „Da Lotsen ganz andere Zeitkontingente als die Lehrer haben, können sie sich nicht nur ausführlicher mit den Schülern beschäftigen, sondern kommen durch ihren eigenen Migrationshintergrund auch leichter an die Familien ran. “ Viele Eltern seien nicht in der Lage, ihren Kindern zu helfen, weil sie sich mit dem System selbst nicht auskennen würden. Die drei Lotsen bedauern das Ende ihrer Arbeit an der Schule. „Unsere Arbeit hier war deshalb so erfolgreich, weil wir eng mit der Schule zusammengearbeitet haben“, sagt Yasemin Ellek-Aygüler. Die 34-jährige Sozialpädagogin wird die Arbeit mit den Schülern vermissen. Hoffnung, dass es doch noch weitergehen kann, haben sie alle. Konrektor Kirschner erinnert sich noch an die Auftaktveranstaltung zum Küm-Projekt: „Damals hat man uns gesagt, erst würden die Projektschulen unterstützt, dann solle das ganze ’in die Fläche’ gehen.“ Ein Lachen kann er sich nach diesem Zitat nicht verkneifen. (mnx)

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