Ludwigshafen „Jede Stimme zählt“

Wie heißen die Spitzenkandidaten für den Stadtrat? Wie viele Parteien treten an? Was ist eigentlich der Unterschied zwischen kumulieren und panaschieren? Es war gestern gar nicht so leicht, im Stadtzentrum Antworten auf diese und andere Fragen rund um die politischen Verhältnisse in Ludwigshafen zu bekommen. Nur wenige hatten den Mut, ihr Wissen über Kommunalpolitik unter Beweis zu stellen. Einer von ihnen ist Jürgen Koop. Der frühere BASF-Mitarbeiter hat seine Stimme bereits abgegeben. „Meine Informationen über die Kommunalpolitik bekomme ich aus der Zeitung“, sagt der 72-Jährige aus Gartenstadt. Für ihn spielte die Frage der Sanierung der Hochstraße Nord eine wichtige Rolle bei der Auswahl der Bewerber. Er kann zwar mit Heike Scharfenberger, Hans Mindl und Anke Simon die Spitzenkandidaten der SPD nennen. Bei der Frage nach der Anzahl der aktuell im Stadtrat vertretenen Parteien kommt er allerdings ins Grübeln und liegt mit seiner Antwort daneben. Nicht vier Parteien und Gruppierungen geben dort seit 2009 den Ton an, sondern sieben. Gerda Riegel-Dittman aus Ruchheim haben wir getroffen, als sie gerade die Wahlunterlagen ins Rathaus bringen wollte. Für die 60-jährige ehemalige Verwaltungsangestellte ist der Weg zur Urne eine Selbstverständlichkeit. „Als Schöffin interessiere ich mich sehr für Politik und lese regelmäßig den Regionalteil der Zeitung.“ Kein Wunder also, dass sie nicht nur die Gesamtzahl der zu vergebenen Sitze im Stadtrat nennen kann (60), sondern auch weiß, dass die SPD seit 2009 die stärkste Kraft im Gremium ist und es zehn Ortsvorsteher gibt. Die Stadtteile zählt sie gleich mit auf. Für Hanna Otterstädter aus Friesenheim steht fest: „Jede Stimme zählt.“ Auch sie hat ihre Kreuze schon gemacht. Sie wünscht sich eine Sanierung der Brücken und mehr Geld für den Ausbau der Straßenbahnlinie 10. Die Oberbürgermeisterin und die Spitzenkandidaten von SPD, CDU und FWG kennt sie, die Mehrheitsverhältnisse im Stadtrat dagegen nicht im Detail. Ein 65-jähriger Edigheimer, der nicht mit Namen in der Zeitung stehen möchte, kann sowohl die Anzahl der Ortsvorsteher nennen als auch die antretenden Parteien aufzählen. Der frühere Berufskraftfahrer hält aber fälschlicherweise die CDU für die stärkste Kraft im Rat. Lena Schmitt aus Süd steht noch vor der Entscheidung, welchen Kandidaten sie ihre Stimmen gibt. Sie lasse sich damit noch Zeit bis zum Wahltag. Die 26-jährige Veranstaltungskauffrau hofft, dass sie als Anwohnerin nicht zu sehr von den Bauarbeiten an der Hochstraße in Mitleidenschaft gezogen wird. „Ich werde auf jeden Fall darauf achten, welche Partei sich um die Bürger kümmert, die in der Nähe der Baustellen wohnen“, sagt Schmitt. Wie Gerda Riegel-Dittman kennt auch sie die Bedeutung der Worte „kumulieren“ (das Anhäufen mehrerer Stimmen für einen Kandidaten) und „panaschieren“ (das Verteilen der Stimmen auf Kandidaten unterschiedlicher Wahllisten). Eine 80-Jährige aus der Innenstadt, die 37 Jahre lang als Postbeamtin tätig war und ihren Namen nicht preisgeben will, wünscht sich vor allem ein saubereres Ludwigshafen. Sie ist unzufrieden mit dem Stadtrat, weiß über dessen Zusammensetzung aber herzlich wenig.

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