Ludwigshafen Jazzrock wie früher

Ali Neander war Gründungsmitglied der Rodgau Monotones, die letzten Jahre verfolgte der Gitarrist aber eigene Pläne. Mit Basslegende Helmut Hattler hat er sich für sein erstes Solo-Album zusammengetan, und der war nun auch live dabei beim Auftritt des Ali Neander Projekts im Ludwigshafener Haus. Zu hören war guter alter Jazzrock.

Dass Neander einer der herausragenden Gitarristen im Lande ist, wussten auch schon Moses Pelham, Xavier Naidoo, Edo Zanki und Glashaus, die ihn für ihre Projekte verpflichteten. Mit Hellmut Hattler traf der Gitarrist auf einer All-Star-Tour zusammen und beschloss, mit ihm gemeinsam Musik zu machen. Jazzrock alter Schule gibt es bei den beiden nun im Quartett. Alle Stücke stammen aus der Feder von Neander, etwa „Sweet Confusions“, dessen Titel bestens zur Musik passte. Auch sonst war der Abend eine musikalische Achterbahnfahrt. In allen Kompositionen herrschte süße Verwirrung mit häufig wechselnden Rhythmen, Themen und Strukturen. Hymnische Melodien mündeten in wilde Rockabschnitte oder komplexe Verschachtelungen. Martin Kasper an den Keyboards war da ein ebenbürtiger Partner, der die Herausforderung annahm in virtous-verzweigten Soli und schreienden Synthieläufen. Furios rasende, messerscharfe Tonlinien feuerten Neander und Kasper aus Gitarre und Keyboard. Auch Hellmut Hattler ist natürlich ein Virtuose, auch wenn er anders als in seinen Soloprojekten hier vor allem den Sideman gab. Statt knalligen, stählernen Hochgeschwindkeitsbasslinien gab es einen steten Groove, der die Musik auf Touren brachte. Zusammen mit den komplexen Rhythmen, die der Schlagzeuger Moritz Müller mit der Power eines Rockdrummers auf sein Set trommelte, und mit dem funkigen Groove von Hattlers E-Bass ergab dies eine Musik mit viel Schubkraft. Bei alldem war die Nähe zum Art-Rock ohrenfällig, erinnerte diese Musik an Bands wie King Crimson. Einer anderen seiner Lieblingsband huldigte Neander mit einer Nummer von Procol Harum. Entspannte Instrumentals aus eigener Feder gab es daneben, mit expressiven Gitarrensoli, die aus der Ruhe heraus reich verwirbelte Ornamente entstehen ließen. Unablässig variierte er die Klangfarben mit dem Vibratohebel, dem Ziehen der Saiten oder unterschiedlichen Anzupftechniken. Nach Urlaubsorten hat Neander seine Kompositionen oft benannt. Der „Lobanda Walz“ ist offenbar inspiriert durch einen Stadtteil im spanischen San Sebastian. Er machte daraus eine nostalgisch walzernde Nummer mit gefühlvollen Soli , aber unsentimental.

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