Ludwigshafen Im Wohnzimmer von sieben Päpsten

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Auf meiner Weltreise bin ich im Süden Frankreichs einmal den großen Fluss Rhône entlang geschwommen und kam nach Avignon. Dort steht ein großer Palast, der aber eher aussieht wie eine Festung. Im späten Mittelalter war hier einmal der Wohnsitz des Papstes. Zwischen 1309 und 1417 wohnten in dem Palast insgesamt sieben Päpste.

Der Papstpalast ist sehr groß und wie eine Burg geschützt von hohen Mauern mit Türmen. Als ich auf dem großen Platz davor stand, war ich echt beeindruckt und kam mir ziemlich klein vor. Nach seiner Wahl zum Papst ließ sich Clemens V. 1309 hier nieder. Das war kein Zufall, denn er war Franzose und vorher der Erzbischof von Bordeaux gewesen. In Rom wäre es für ihn wohl nicht sehr gemütlich geworden. Dass er überhaupt mit Hilfe französischer Kardinäle gewählt wurde, war dem Einfluss des damaligen französischen Königs Philipp IV., genannt „der Schöne“, zu verdanken. In der Zeit nach Clemens V. standen die Päpste auf französischem Boden in Avignon in starker Abhängigkeit zum französischen Königshaus. In der Zeit zwischen 1309 und 1378 hatten nacheinander immerhin sieben von der gesamten Kirche anerkannte Päpste hier ihren Sitz. Erst im Jahr 1376 kehrte Papst Gregor XI. nach Rom zurück. Als er gestorben war, ging der Streit um den Papstnachfolger so richtig los. Zum Papst gewählt wurde 1378 der Italiener Urban VI. Als dieser 29 neue Kardinäle ernannte, um die Vorherrschaft der französischen Kardinäle im Kreis der hochrangigen katholischen Priester zu beenden, reisten diese aus Rom zurück nach Avignon und wählten dort den Franzosen Clemens VII. zum „Gegenpapst“. Diese Zeit mit zwei gegnerischen Päpsten dauerte übrigens bis zum Konzil von Konstanz, wo sich Vertreter aus vielen Ländern bei einer großen Versammlung 1417 endlich wieder auf einen einzigen Papst einigten. Bis dahin residierte einer der beiden Päpste in Avignon. Obwohl der Palast auf einem Felsen hoch über der Rhône von außen wie eine Festung wirkt, ist er im Inneren wie ein Schloss ausgebaut. Es gibt unzählige Räume, mehrere Innenhöfe, 25 Säle zur Versammlung und natürlich Kirchenräume. Der größte Saal des Palasts mit 48 Metern Länge und 10 Metern Breite war jedoch der Speisesaal. Von der einst prunkvollen Ausstattung und den Möbeln ist heute nichts mehr zu sehen. Während der Französischen Revolution wurden die Räume geplündert. Ab 1810 wandelte man den Palast in eine Kaserne für Soldaten um. Sogar die meisten Fresken und Wandbilder wurden damals abgenommen und verkauft. Trotzdem ist es sehr interessant, sich den Papstpalast anzuschauen und sich vorzustellen, wie das damals wohl gewesen war. Und von dem höchsten Turm, wo es heute ein Café gibt, hatte ich den schönsten Blick über Avignon, die Flüsse in der Nähe und das ganze Land. |büg

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