Ludwigshafen „Ich wär so gerne Philosoph“

Improvisationstheater ist keine einfache Sache: Die Schauspieler reagieren auf Publikumszuruf und müssen sich für jede Szene schnell etwas einfallen lassen. Wenn es dabei um philosophische Gedankengänge geht, liegt die Latte noch einmal höher. Doch die Darsteller der Gruppe Wer wenn nicht 4 meisterten diese Herausforderung beim Auftritt im Ernst-Bloch-Zentrum.

„Freier Geist – Improvisationstheater mit Ernst Bloch“ lautete das Motto des Abends. Bereits im vergangenen Jahr hatte ein solcher Abend beim Ludwigshafener Kultursommer stattgefunden. Aufgrund der Popularität wurde er nun wiederholt. Ein Vorteil des Improtheaters: Man kann eine Vorstellung mit gleichem Motto unzählige Male wiederholen, sie wird doch immer anders werden. Denn immer sitzen andere Menschen im Publikum, die andere Stichwörter geben und so die Darsteller zu neuen Ideen inspirieren. Die Schauspieler Sabine Wulf, Ralf Priemer und Jens Wienand tauchten blitzschnell in jede neue Szene ein, wechselten die Rollen und manchmal sogar die Geschlechter. Musikalisch begleitet wurden sie dabei von dem Pianisten Frank Rosenberger. Ralf Priemer und Jens Wienand machten den Anfang. Auf Publikumswunsch hin spielte die Szene in einem Schwimmbad. Priemer gab den Bademeister mit kaputter Trillerpfeife, Wienand einen 80-Jährigen, der vom Zwei-Meter-Turm springen will. Dann löste Sabine Wulf Priemer ab, und sofort wurde aus der Szene ein Paar, das gemeinsam tapeziert. Das Publikum durfte auch unaufgefordert Wörter dazwischen rufen, welche die Schauspieler integrierten. Ernst Bloch kam schnell ins Spiel: Jeder Zuschauer hatte ein Kärtchen mit einem Zitat des Ludwigshafener Philosophen bekommen. „Die Liebe ist eine Reise in ein gänzlich neues Leben“, lautete beispielsweise einer der Bloch-Sätze. Daraufhin spielte die nächste Szene in einem Reisebüro. Sabine Wulf wollte als Dauersingle wissen, wo sie denn Urlaub machen und dabei auch ganz sicher ihre große Liebe treffen könne. Spontan getextete Lieder gab es ebenfalls. Entsprechend dem Willen des Publikums ging es los: „Ich wär so gerne Philosoph“. Ralf Priemer dichtete weiter: „Dabei kehr ich nur den Hof.“ Das Motiv des Hausmeisters kehrte dann in vielen der improvisierten Szenen als Running Gag wieder. Natürlich ist Improvisationstheater eine Sache der Übung, allerdings erfordert es auch ein wenig Mut, spontan seiner ersten Eingebung zu folgen und diese dann gnadenlos durchzuziehen. Zudem muss man seine Mitspieler gut kennen und ihnen restlos vertrauen. Das ist bei Wer wenn nicht 4 der Fall. Das Ergebnis waren skurril-witzige Szenen – manchmal überraschend intellektuell, manchmal mit überraschendem Ende und manchmal einfach nur zum Brüllen komisch. Die Schlussszene „Einmal zog einer weit aus, das Fürchten zu lernen“ gab es dann gleich viermal: normal gespielt, in Reimform, getanzt und schließlich auch noch gesungen.

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