Ludwigshafen „Ich bin kein Mensch nur fürs Büro“

In dem Wort „Goldschmied“ schwingt einiges mit: Feuer und Hitze, Gold, Reichtümer gar. Doch Birthe Rittmeister aus Ludwigshafen ist nicht deswegen Goldschmiedin geworden. Die gebürtige Niedersächsin steht mit beiden Beinen auf dem Boden, und es war eher ein Zufall, der sie zum Schmuck brachte. Zunächst war der Berufswunsch nämlich ein ganz anderer.

„Eigentlich wollte ich Hutmacherin werden. Meine Mutter hat mich aber zu einem Praktikum bei einem Goldschmied angemeldet und das war’s“, berichtet die 38-Jährige. Der Weg von da bis zum eigenen Laden in Bad Dürkheim ist jedoch lang gewesen: Nach einer Einzelhandelslehre schlossen sich zunächst die Goldschmiedelehre und das Fachabitur in Osnabrück an. Den zwei Gesellenjahren danach in Erlangen verdankt sie viel: „Da habe ich richtig viel gelernt, das waren zwei tolle Jahre!“, sagt Rittmeister und ist darüber bis heute glücklich. Schließlich folgte ein Studium an der Fachhochschule für Edelstein- und Schmuckdesign in Idar-Oberstein. Dort lernte sie auch ihren Mann kennen, einen gebürtigen Ludwigshafener, und wohnt seit acht Jahren mit ihm, den zwei Kindern und den Schwiegereltern unter einem Dach mitten in Mundenheim. Dass Birthe Rittmeister, die zwischenzeitlich fachfremd als technische Zeichnerin arbeitete, immer ihr eigener Chef sein wollte, ist ihr bereits in der Gesellenzeit klar geworden: „Ich bin kein Mensch nur fürs Büro, ich muss mit meinen Händen arbeiten. Das ist mir auch von der Verantwortung her zu wenig. Ich möchte das Gesamtpaket haben, mit Werbung, Buchhaltung, einfach allem.“ Im Jahr 2011 wagte sie schließlich den Sprung in die Selbstständigkeit, Bad Dürkheim schien damals vielversprechender für einen Start-up als Ludwigshafen. Das sieht sie heute anders: „Inzwischen denke ich sehr darüber nach, in Ludwigshafen eine Filiale aufzumachen, wenn ich es mir leisten kann“, gibt Rittmeister zu. Doch aller Anfang ist schwer, die Unterstützung durch die Familie ist sehr wichtig. „Die ganze Familie trägt den Laden mit, ohne das ginge es nicht“. Was macht für sie die Faszination beim Goldschmieden aus? „Das Entstehen von Schmuckstücken, gänzlich meinem Willen unterworfen, aus nichts als einem Klumpen Metall. Und immer wieder die Freude der Kunden, wenn sie ihr fertiges Stück in der Hand halten.“ Ihr Lieblingsmetall ist 750er Gelbgold: „Das Gelb ist einfach toll, und ich mag die Wärme, die es ausstrahlt“, schwärmt Rittmeister. Bei den Steinen sind Turmaline in allen Farben und Diamanten ihre Favoriten. Ihr Lieblingsschmuck sind Ringe, „so simpel das klingt!“. Feuer und Hitze braucht es tatsächlich, aber die meiste Arbeit eines Goldschmieds besteht im Sägen, Feilen, Biegen, Abschmirgeln, zur Not auch Bohren. Das vermittelt Rittmeister in Goldschmiedekursen. „Die Kurse finden an drei Abenden in der Woche statt.“ Auch Trauringkurse bietet sie an: „Das ist dann ein Samstag nur für das Paar alleine. In der Regel sind die Ringe dann am Abend fertig, wichtiger ist aber das konzentrierte Zusammenarbeiten des Paars, das ist ein intensiver Moment für beide“, erzählt Rittmeister strahlend.

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