Ludwigshafen „Hässlichste Stadt“-Touren gehen weiter
Angefangen hat das Ganze, als das Satiremagazins „Extra 3“ Ludwigshafen 2018 den fragwürdigen Titel „Hässlichste Stadt Deutschlands“ verpasste. Die „Ugliest City Touren“ waren eine selbstironische Reaktion der Stadt darauf. Mittlerweile haben über 1000 Leute daran teilgenommen. Kritikern, die das Angebot gerne eindampfen würden, weil es dem Stadtimage vermeintlich schadet, entgegnet der gebürtige Hannoveraner van der Buchholz: Das Angebot abzuschaffen, würde der Stadt am meisten schaden. Und wer einen Blick ins Programmheft werfe, der wisse auch, dass attraktive Plätze nicht zu kurz kommen.
Im Stadtrat haben die Touren mittlerweile nicht nur Fans. CDU-Fraktionschef Peter Uebel oder Forum-Sprecher Raik Dreher wäre es lieber, diese Art Stadtmarketing würde eingestellt. „Irgendwann ist doch mal gut“, meint Uebel. Und auch Dreher kann den Touren nur noch wenig abgewinnen: „Unsere Stadt sollte diesen Titel nicht von selbst immer weiter tragen.“ Seine Fraktion hatte das städtische Kulturbüro aufgefordert, diese Art von Tourismus nicht mehr zu unterstützen. Die Grünen im Rat merken wiederum an, dass eine lebendige Stadtgesellschaft auch so ein satirisches Projekt aushalten könne. Es sei nicht Sache des Stadtrats, Kulturförderung nach dem Geschmack einzelner Fraktionen zu betreiben. Auch kritische Kunstprojekte müssten Unterstützung finden. Es schade nicht, wenn man sich auch weiterhin mit den Ludwigshafener Planungs- und Bausünden der Vergangenheit auseinandersetze.
Neues Programm
Van der Buchholz ficht das nicht an. Er legt jetzt sein neues Programm vor: Die kostenlosen sieben Touren (vier Mal zu Fuß und drei Mal mit dem Fahrrad) sind jeweils auf knapp zwei Stunden angelegt. Sie werden im Rahmen des Ludwigshafener Kultursommers und von Wow-City-Tours nun zum sechsten Mal angeboten und sollen bei (fast) jeder Witterung stattfinden.
Die ersten fünf Jahre dienten einer Bestandsaufnahme, bilanziert van der Buchholz. Im Mittelpunkt dabei hätten Fragen gestanden: „Wie entstehen Begriffe wie schön und hässlich in unseren Köpfen, warum ist das alles so geworden, wo in der Stadt gibt es Handlungsbedarf, warum hat die Stadt so wenig Selbstbewusstsein - oder ist das alles eine Verschwörung von Mannheimern , bei denen es auch nicht besser ist?“ Aber es gebe auch andere Fragen: Wo in Ludwigshafen gebe es bereits Punkte, auf die man aufbauen kann? Ob und wie könne es die Stadt schaffen, aus dem Schlamassel der ständigen Krisen herauszukommen. Seine Touren würden auf die Einzigartigkeit der Stadt hinweisen und Ludwigshafen aus dem Einheitsbrei deutscher Innenstädte deutlich herausheben.
Er führt zum „Loch“ (die „Metropol“-Baugrube) auf den Berliner Platz, will die vielen Leuten unbekannte Kulturmeile durch die Innenstadt zeigen, Statuen, Plastiken und Skulpturen in der City sowie den Hackgarten. Außerdem erinnert er an „Leuchtturmprojekte - Erinnerungen an die Zukunft “. Fest steht jetzt schon: Es dürfte wieder unterhaltsam werden, wenn der Architekt seine Heimatstadt zeigt.
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Alle Touren sind auf www.ludwigshafen-wow.de und www.helmutvan.de zu finden. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich aber möglich unter E-Mail helmut@helmutvan.de.