Ludwigshafen Feine Töne auf großem Instrument

91-88474213.jpg

Constantin Hartwig ist zwar erst 24 Jahre, weiß aber schon sehr genau, wo es für ihn langgeht. Das schwere Gepäck, das ihn dabei begleitet, stört ihn keineswegs. Im Gegenteil: Die mächtige Tuba in seinem Rucksack hat schon für manchen Höhenflug gesorgt – so im März beim Deutschen Musikwettbewerb in Bonn, den der gebürtige Neustadter, der in Rhodt lebt und an der Musikhochschule in Hannover studiert, mit seinem Instrument souverän gewonnen hat.

Wahrscheinlich hat fast jeder, der diese Zeilen liest, den Protagonisten schon mal gesehen und gehört. Denn Constantin Hartwig hat schon so ziemlich überall in der Region gespielt, wo man mit einer Tuba tolle Töne untermischen kann. Und das reicht von der Dorfmusikkapelle über reine Blasorchester bis hin zu klassischen Orchestern. Dabei hat der 1992 in Neustadt geborene Spross musikbegeisterter Eltern erst einmal Schlagzeug gelernt, bevor er sich mit 13 Jahren für ein Blasinstrument und damit für ein Metier wie seine Schwestern Svenja, Hornistin beim Bayerischen Polizeiorchester, und Nicola, Solo-Klarinettistin bei den Münchner Sinfonikern, entschied. Dass alle drei Kinder der Hartwigs so überaus erfolgreich Musik studiert haben, muss an der Musikbegeisterung liegen, die Vater Rainer Hartwig, der 25 Jahre lang das Blasorchester Meckenheim leitete, zum Lodern gebracht hat. Er war es auch, der seinem Filius den ersten Tubaunterricht gab, bevor der als Student zu dem Hambacher Ralf Rudolph kam, Dozent an der Saarbrücker Hochschule für Musik und Solo-Tubist der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz. Vor drei Jahren folgte dann der Wechsel zu Professor Jens Bjørn-Larsen an die Hochschule in Hannover. Während all der Jahre ist Constantin Hartwig der Pfalz treu geblieben, hat mit dem Meckenheimer Blasorchester und in anderen Formationen auf Weinfesten genauso gespielt wie bei noblen Anlässen, wurde Mitglied beim Landesjugendorchester, wo er auf klassisch orientierte Gleichgesinnte traf und beim Rennquintett-Ableger LJO-Brass, wo unter der Federführung von Professor Peter Leiner ein satt swingender Sound gepflegt wird. Dass er schon jetzt, noch während des Studiums, eine Anstellung beim Orchester der Dortmunder Philharmonie hat und auch bei anderen Orchestern, etwa dem Frankfurter Opernorchester, den Münchner Sinfonikern oder der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz aushelfen darf, macht den aufstrebenden Tubisten stolz. Der erste Preis beim Deutschen Musikwettbewerb ist jetzt das Sahnehäubchen auf seiner noch jungen, aber ziemlich steilen Karriere. Zumal damit die Aufnahme einer Solo-CD verbunden ist, die eine Art Visitenkarte für den Einstieg ins Berufsmusikerleben werden soll. Ausruhen will sich Constantin Hartwig auf den Lorbeeren nicht, vielmehr zu einem Hattrick ansetzen. Schon hat er sich die Teilnahme an zwei weiteren hochkarätigen Wettbewerben gesichert, die ihn seinem Traum, Solotubist zu werden, vielleicht ein bisschen näher bringen. Deshalb sind Disziplin und tägliches Üben oberste Pflicht, was den munteren Musiker keineswegs anficht. Die jungen Klassiker sind ohnehin sein Ding, auch wenn er deren Musik „nur“ hört. „Bruckner, Mahler, Strauss, Schostakowitsch – ich fühle mich genau in dieser Zeit daheim, wo die Tuba viel zu tun hat“, strahlt Constantin Hartwig mit seinem glänzenden Blech um die Wette und schlussfolgert: „Deshalb ist es bei mir auch immer ein besonders williges und engagiertes Üben.“ Spaß macht ihm sein Instrument aber auch deshalb, weil er damit so tolle Überraschungseffekte erzielen kann. „Die Leute halten die Tuba, erst recht die besonders große Kontrabass-Tuba, für ein sehr behäbiges Instrument, das Märsche begleitet und Gemütlichkeit suggeriert. Man kann darauf aber auch sehr fein spielen und brillant klingen“, weiß der talentierte Tubist, der es sich zum Ziel gesetzt hat, gegen all die gängigen Tuba-Klischees anzuspielen und neue musikalische Akzente zu setzen.

x