Ludwigshafen Eine meditative Wellnessreise

Alles eine Sache der Technik, der Mensch tritt in den Hintergrund: Schiller bei dem Auftritt in Mannheim.
Alles eine Sache der Technik, der Mensch tritt in den Hintergrund: Schiller bei dem Auftritt in Mannheim.

Schiller steht für emotionale elektronische Klänge, verbunden mit einer ausgefeilten Lichtshow und beeindruckenden Bildern. Da gliedert sich auch die neue Live-Show „Klangwelten“ nahtlos ein. Eine der ersten Stationen der Tour ist der Mannheimer Rosengarten gewesen. Vor einem enthusiastischen Ü-30-Publikum hat Schiller einen dicht gewebten Klangteppich ausgerollt.

Auf der Bühne, die in blaues Licht getaucht ist, befindet sich eine beeindruckende Anzahl an Synthesizern und elektronischen Perkussionsinstrumenten. Fast schon verloren wirkt da das Trio, das die vielen Tasten, Regler und Klangschalen bedient. Es erklingen sphärische asiatisch anmutende Synthesizer-Klänge mit einem dezenten Beat unterlegt, die Musik schwillt an, dann blitzt auf einmal gleißendes Licht auf und auf der großen Leinwand im Hintergrund erscheint mit gelber Schrift das Motto des Abends: „Klangwelten“. Hinter Schiller verbirgt sich der Hamburger Musiker Christopher von Deylen. Er gründete mit Mirko von Schliffen 1998 das nach Friedrich Schiller benannte Trance-Musikprojekt. Als von Schliffen 2003 ausstieg, setzte von Deylen die musikalische Reise allein fort. Denn genau das ist Schiller – ein Reisender durch musikalische Welten, ein Entdecker neuer Klänge. Schon das im Jahr 2000 erschienene Konzept-Album mit dem vielsagenden Titel „Weltreise“ verarbeitete die Eindrücke einer Reise von London nach Peking. Die Reise hat nie wirklich aufgehört, nur die Reisebegleiter änderten sich. Diesmal sind es Cliff Hewitt an den Perkussionsinstrumenten und Martin Roberts an der E-Gitarre, zu der er aber recht selten greift. Meistens unterstützt er Christopher von Deylen an den Synthesizern. Mit modernster Studiotechnik erweckt der seine Klangvisionen zum Leben. Das Konzept ist dabei stets gleich: eine minimalistische Synthesizermelodie, die meist aus einer einfachen Tonfolge besteht, die wiederholt und darunter ein breiter Klangteppich mit Beats gelegt wird. Das erweitert der Klangvirtuose mit Anleihen aus verschiedenen Genres wie beispielsweise Weltmusik oder 80er-Jahre Pop. Dazu kommen alle möglichen Geräusche wie plätscherndes Wasser, Motorengeräusche und Vogelgezwitscher bis hin zu undefinierbarem Rauschen. Das Faszinierende: Die Monotonie ist nicht langweilig. Bei „Ultramarin“ setzen die Visuals auf der Leinwand ein. Kleine bunte Punkte fügen sich kaleidoskopartig zu allen möglichen Formen zusammen. Jetzt beginnt die eigentliche Reise für das Publikum, das sich nur allzu gern von den akustischen und visuellen Bildern einlullen lässt. Das hat fast schon meditativen Charakter. Es fällt leicht, sich einfach treiben zu lassen, den Stress hinter sich zu lassen. Schiller ist auch immer eine kleine Wellnessreise. Bei der Show treten die Menschen in den Hintergrund. Es geht um Bilder, Farben, Klänge und Licht. Gebirge, Wälder, Meer, Hochhäuser und geometrische Formen wechseln sich auf der Leinwand ab. Nur einmal ist kurz das Bühnengeschehen zu erkennen, und man sieht, wie Mastermind von Deylen an den Reglern dreht. Er hat alles unter Kontrolle: ob es dumpf klingt oder klar, ob die Tonfolgen laut oder leise sind oder gar von einem Rauschen übertönt werden, ob das Tempo schnell oder langsam ist. Klangwelten ist auch eine Reise durch Schillers musikalisches Schaffen. Alte Songs wie „Glockenspiel“, sind ebenso im Programm wie „Sehnsucht“, „Tiefblau“, „Polarstern“ oder „Berlin Moskau“. Als nach gut 90 Minuten der erneut eingeblendete Schriftzug „Klangwelten“ das Ende der Show signalisiert, und von Deylen ankündigt, seine Fans nach einem letzten Song „in die Nacht zu entlassen“, hätten die meisten Besucher im Rosengarten noch gern mehr gehört. Doch diese Etappe ist vorbei, Schillers Reise aber bestimmt noch lange nicht.

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