Ludwigshafen „Ein Udo-Imitator wäre undenkbar “

Pepe Lienhard und seine Band waren bis zu dessen Tod vor zwei Jahren die ständigen Tourbegleiter von Udo Jürgens. Jetzt sind sie ohne ihn unterwegs, im Gepäck Swing-Klassiker aus der großen Zeit der Big Bands von Basie, Ellington, Goodman und Miller. Zum Programm gehört natürlich auch eine Hommage an Udo Jürgens. Am 11. November treten Lienhard und seine Big Band in Mannheim auf.

Herr Lienhard, in Deutschland kennt man Ihr Orchester als ständiger Begleiter von Udo Jürgens. Wie geht es ohne ihn weiter?

Wir haben immer schon eigene Sachen gemacht. Aber gerade in Deutschland war es Udo, der uns bekannt gemacht hat. Er hinterlässt eine riesige Lücke. So fit wie er war, traf uns sein Tod unvorbereitet. Aber wir haben neben der Arbeit mit Udo schon immer Galas und Konzerte gespielt. Und so gehen wir jetzt in Deutschland auf Tournee. Hier zum ersten Mal mit dem Big-Band-Swing-Programm. In Deutschland sind Sie als Jazzer nicht so bekannt – obwohl Sie doch einige Erfahrung haben. Erzählen Sie uns etwas davon? Gerne. Ich habe mit zwölf Jahren schon in einer Band gespielt und das war Dixieland-Jazz. Mit 17 hatte ich dann eine Amateur-Big-Band geleitet. 1969 bin ich Profi geworden mit einem Sextett. Wir haben in Tanzlokalen gespielt – da gab es noch keine Discos. Aber mit deren Aufkommen hatte sich Tanzmusik überlebt. Anfang 1980er Jahre habe ich mir dann meinen Traum erfüllt und ein großes Orchester gegründet. Mit dem Sextett haben sie zuvor am Grand Prix d’Eurovision teilgenommen? Ja, mit dem Titel „Swiss Lady“, der dadurch ein großer Erfolg in ganz Europa wurde. Da haben wir Pop gespielt und auch Sachen nachgespielt. Davon wollten Sie dann weg und sind zum Jazz? Mein Herz hat immer für den Big-Band-Sound geschlagen. Als ich 15 Jahre alt war, habe ich den Komponisten und Arrangeur Quincy Jones kennengelernt. Er war immer mein großes Idol. Wir haben auch öfter zusammen gespielt, zuletzt am 8. Juli beim Jazz Festival in Montreux. Quincy hat uns angesagt und dann zum Schluss seinen „Soul Bossa Nova“ dirigiert, während ich im Orchester mitgespielt habe. Sie und ihr Orchester haben schon mit vielen Größen gespielt? Mit Frank Sinatra, mit Sammy Davis, Harry Belafonte, Manhattan Transfer – wir hatten Glück, dass die dort waren, wo wir auch waren. Wenn Sie mit solchen Stars spielen, geraten dann Sie und das Orchester nicht völlig in den Hintergrund? Das ist so – aber das ist ja auch in Ordnung. Mit dem Pop-Sextett war klar, dass wir alle im Rampenlicht stehen, als ich dann die Big Band gegründet habe, war uns bewusst, dass der Hauptteil unserer Arbeit darin besteht, Sänger zu begleiten. Das haben ja Count Basie und Woody Herman nicht anders gemacht. So ist der Job, aber der macht uns Spaß. Ich muss nicht immer vorne stehen. Können Sie etwas zum Programm Ihrer Deutschland-Tournee sagen? In der Schweiz waren wir damit schon öfter unterwegs. Wir spielen populären Swing. Also keinen Contemporary Jazz, keine abgehobenen Sachen, sondern Swing aus der Ära der großen Big Bands: Count Basie, Glenn Miller, Benny Goodman und so weiter. Neu ist jetzt, dass wir im zweiten Teil eine große Hommage an Udo Jürgens bringen. Das stelle ich mir schwierig vor. Sie haben so lange zusammengearbeitet, waren privat befreundet ... Da haben sie ganz recht, das war wahnsinnig schwierig. Wir haben früher nie Udo-Lieder ohne Udo gespielt, obwohl wir immer danach gefragt wurden. Ich hab dann immer gesagt, wir spielen mit dem Original und wir machen keine billigen Kopien. Jetzt, wo Udo nicht mehr da ist, wollten wir aber auch nicht auf Tournee gehen und so tun, als ob es Udo nie gegeben hätte. Wir verdanken ihm so viel. Aber einfach jemand anderes hinstellen, ging natürlich nicht. Ein Imitator wäre undenkbar! Wie haben Sie das künstlerisch gelöst? Udo war ein toller Komponist, und so haben wir Lieder von ihm, die wir spielen. Für den Gesang haben wir ein Quartett und drei Solisten. Wir haben seit Jahren die Sängerin Dorothea Lorene, sie singt „If I never sing another Song“. Das hat Udo geschrieben und Sammy Davis hat es gesungen, Shirley Bassey hat es aufgenommen. Das witzige „Vielen Dank für die Blumen“ singt das Quartett mit einer Dixie Band. So haben wir uns zu allen Udo-Liedern eigene Versionen überlegt. Es sind Interpretationen seiner Stücke, ohne ihn zu kopieren. Dazu gibt es ein instrumentales Medley mit seinen Hits. Wir haben das alles schon vor ganz harten Udo-Fans ausprobiert, und es ist sehr gut angekommen. Aber der Hauptteil des Abends ist der Swing? Ja, genau. Das muss man wissen. Sie haben viele junge Musiker im Orchester, wo kommen die her? Na, ich bin 70 und unser Schlagzeuger Peter Lübke, der übrigens aus Mannheim stammt, ist auch schon über 30 Jahre dabei. Manche Musiker wollen nicht mehr so viel touren, wenn sie eine Familie gründen, manche aus dem Ausland wollen zurück in ihre Heimat – und da holen wir halt junge Musiker an deren Stelle. Es gibt ja hier sehr viele gut ausgebildete Musiker. Als ich angefangen habe, 1980, war das noch anders. Da waren alle meine Bläser Amerikaner mit Big-Band-Erfahrung. Das gab es hier noch nicht. Hatten Sie selbst eine musikalische Ausbildung? Kein Studium, studiert habe ich Jura. Aber ich hatte als Schüler schon Musikunterricht. Mein Klavierlehrer hat mir die klassische Harmonielehre beigebracht. Saxophonstunden hatte ich am Konservatorium, später an der Jazz Schule Bern. Alles andere war „learning by doing“. Gibt es jemand, mit dem Sie unbedingt mal spielen wollen, mit dem ein Traum in Erfüllung ginge? Ich habe ja viel Glück gehabt und mit vielen Stars gespielt. Aber es gibt eine Sängerin, die ich unglaublich gut finde: Barbara Streisand. Termin Konzert mit Pepe Lienhard und seiner Big Band am Freitag, 11. November, 19 Uhr, im Mannheimer Rosengarten.

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