Ludwigshafen „Ein Neuanfang ist nie leicht“

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Ludwigshafen. Den Abstieg aus der Handball-Bundesliga nutzte der TuS Nettelstedt-Lübbecke zum Neubeginn. Der gebürtige Ostwestfale Aaron Ziercke ist neuer Trainer und soll den Absteiger wieder ins Oberhaus führen. Ziercke hat den neuformierten Kader schnell auf Kurs gebracht. Nettelstedt ist Zweiter. Heute, 19.30 Uhr, kommt der Aufstiegsfavorit in die Friedrich-Ebert-Halle. Wir sprachen mit Ziercke über die Ziele seines neuen Vereins, seine Rückkehr in die Heimat und über die Ehe mit einer ehemaligen Nationalspielerin.

Herr Ziercke, haben Sie die Rückkehr in die Heimat bereut?

Nein, natürlich nicht. Bei Ihrem Ex-Verein HC Empor Rostock war man traurig, als Sie Ihren Abschied verkündet hatten. Warum das? Wir haben in Rostock mit dem Klassenverbleib unsere Ziele erreicht. Der Verein wollte gerne verlängern, doch ich habe mich für meine Familie entschieden. Sie waren Trainer in Minden und sind jetzt in Nettelstedt. Spüren Sie nach der Rückkehr noch die Rivalität? Nein, die Rivalität spüre ich überhaupt nicht. Ich bin in Lübbecke toll aufgenommen worden und dort herzlich willkommen. Die Aufgabe dürfte dort nach dem starken Aderlass nicht einfacher sein. Das haben wir bereits vor der Saison gesagt. Ein Neuanfang ist nie leicht. Zugleich ist es aber auch spannend, eine neue Mannschaft aufzubauen. Sie sprachen von einem spannenden Projekt in Nettelstedt. Warum? Mit einer neuen Mannschaft zusammenzuarbeiten ist immer ein spannendes Projekt, gerade wenn man auch früh Einfluss auf die Kaderzusammenstellung nehmen kann. Dann sieht man anschließend in der Saison, wie sich die Vorstellungen realisieren lassen und das Zusammenspiel auf dem Feld funktioniert. Ihr Trainerkollege Matthias Obinger aus Rimpar hat zuletzt gesagt: „Da klopft jemand ganz stark an die Tür zum Oberhaus.“ Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation? Wir stehen immer noch am Anfang der Saison. Es sind bislang erst 20 Punkte vergeben. Wenn es uns gelingt, diese Form zu halten, können wir weit oben mitspielen. Jetzt aber schon vom Aufstieg zu reden wäre vermessen und viel zu früh. Mit 17:3 Punkten und Platz zwei nach dem zehnten Spieltag befinden Sie sich jetzt mit Ihrer neuen Mannschaft aber ganz klar auf Aufstiegskurs. Wir haben keinen riesigen Vorsprung. Oben in der Tabelle stehen die Mannschaften dicht beisammen. Bis jetzt hatten wir auch großes Glück, dass sich niemand verletzt hat. Sie hatten nach der deutlichen Kürzung des Etats von 3,2 Millionen Euro betont, ausschließlich mit jungen Spieler arbeiten zu wollen. Dennoch haben Sie einige internationale Spieler in den Reihen. Warum? Ausschließlich mit jungen Spielern eine Mannschaft aufzubauen ist schwierig. Für junge Leute ist es wichtig, dass sie sich an Älteren orientieren können. Ante Kaleb ist mit 23 Jahren noch jung, Lukasz Gierak, ist mit 28 Jahren einer der erfahreneren. Mit welchen Erwartungen reisen Sie zum Spitzenspiel gegen die TSG Ludwigshafen-Friesenheim? Ich erwarte eine aggressive TSG, die versuchen wird, den Anschluss an die vorderen Plätze zu halten. Dennoch möchten wir ein gutes Spiel zeigen und die Punkte gerne mitnehmen. Sie sind einer der ganz wenigen Trainer in der Ersten und Zweiten Liga, der mit einer Nationalspielerin verheiratet ist. Kann Ihre Gattin Anika Ihnen noch manchen Rat geben? Ratschläge brauche ich da glaube nicht. Trotzdem ist es schön, dass man das ein oder andere vielleicht besprechen kann. Ihre beiden Kinder dürften um den Handball und den Sport nicht umhin kommen. Oder? Sport ja, einer der beiden spielt Handball, der andere Fußball. Und für Sie ist das Ausgleich zum Ligageschäft? Natürlich. Das ist auch jetzt sehr schön nach der Rückkehr aus Rostock. Das gibt Halt. Sport

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