Ludwigshafen Dickes Lob vom Weltmeister

DENKENDORF. Es war ein Aha-Erlebnis in der proppenvollen Turnhalle der Albert-Schweitzer-Schule im schwäbischen Denkendorf nahe Stuttgart. Vor so vielen Leuten, einem grandiosen Fachpublikum, waren Lena und Lisa Bringsken, die beiden Schwestern aus Rödersheim-Gronau, noch nie gefahren. Genau wegen dieser Gänsehaut-Atmosphäre hatten sie so sehnsüchtig auf den vierten Platz in der Qualifikation am frühen Morgen gehofft, denn dieser berechtigte zu einem zweiten Start beim Finale der besten Vier am Abend. Mit 125 Punkten am Morgen und 119 Punkten am Abend, ohne Sturz und ohne Wehwehchen haben sie mit ihren Eltern die Halle verlassen. Erhobenen Hauptes und auch mit ganz viel Lob in der Tasche. Bis es am Freitag allerdings so weit war, mussten sie viel Geduld aufbringen. Denn über sechs Stunden brauchten sie am Tag zuvor für die Anfahrt, standen zwei Stunden im Stau, ohne sich auch nur einen Meter vorwärts zu bewegen. Eine Geduldsprobe. Dabei hatten sie eine sogenannte Wertungsfahrt mit den Kampfrichtern ausgemacht, die sie aber am späten Donnerstag Abend nachholten. Auch von Mama Katja Elmer, ihrer Trainerin, war nach den beiden Auftritten alle Anspannung abgefallen, zumal die beiden Töchter den wichtigen Platz im B-Kader behielten. Der bedeutet nämlich auch, dass Bundestrainer Dieter Maute die Bringsken-Schwestern recht dick in seinem Notizbuch angestrichen hat. Mit Recht übrigens. Die beiden haben sehr viel Potenzial. Von der Pike auf und mit sehr viel Geduld haben sie den Kunstradsport beim RCV Böhl-Iggelheim gelernt. Erst bei Gerhard Blümmel, dann bei Felix Blümmel. Aber längst hatte sich Katja Elmer ganz intensiv in die Materie eingearbeitet, nun trainiert sie ihre Töchter allein. Und das geht sogar ganz gut, was ja nicht immer so sein muss. Töchter in diesem Alter können ja schon mal zickig sein … „Jetzt müssen wir nur noch dran bleiben.“ Und gesund bleiben. Lena (19) bringt es auf den Punkt. Sie weiß, wovon sie spricht. Vor über einem Jahr hatte sie sich in Kanada einen komplizierten Knöchelbruch zugezogen. Der aber ist ausgeheilt. Nun haben sie in ihrem Lernjahr in der Eliteklasse den Durchbruch geschafft. Weil sie enorm viel trainieren, sehr sauber und konzentriert fahren, aber auch ziemlich entspannt und mit viel Freude. Da muss man sich nur mal Lisa (17) anschauen, wie sie mit einem Lächeln im Gesicht auf den Schultern ihrer Schwester steht, wenn diese sie im Steuerrohrsteiger über die Fahrfläche trägt. Katharina Wurster, mit Jasmin Soika die amtierende Weltmeisterin, hat zu Lena gesagt: „Wir sind begeistert von euch. Bleibt dran.“ Ein tolles Signal. Katharina betonte auch noch mal: „Wir hören in diesem Jahr nach der WM auf.“ Lena und Lisa sind dazu berufen, irgendwann einmal in die Lücke zu stoßen. Ihr Traum ist eine WM-Teilnahme. Und noch viel mehr.

x