Ludwigshafen „Das wird keine leichte Aufgabe“

„Algerien hat eine sehr erfrischende Vorrunde gespielt. Die Jungs sind lauffreudig und gehen leidenschaftlich zur Sache. Das wird keine einfache Aufgabe“, sagt Kobel. „Das ist eine sehr flexible Truppe mit dem Talent, ein Spiel offenzuhalten“, urteilt van Vliet. Die deutsche Elf ist für ihn dennoch der klare Favorit. „Sie ist eine Turniermannschaft, die sich Stufe um Stufe steigert.“ Kobel plädiert für Klose als echten Neuner in der Startelf. Müller ist für ihn gesetzt. Podolski habe sich zwar seinen Einsatz gegen die USA verdient, aber nicht überzeugt. Entscheidend seien letztlich die Trainingsleistungen. Löw habe seine einstige Sturm-und-Drang-Philosophie inzwischen über den Haufen geworfen und baue jetzt auf eine starke Abwehr sowie ein defensiv gestaffeltes Mittelfeld, bedauert der frühere Südwest-Coach. Pragmatisch sieht’s van Vliet: „Wer letztlich im Angriff spielt, das kann nur der Trainer entscheiden. Der ist am nächsten dran und kann die Form der Akteure am besten beurteilen.“ Ob Mehmet Scholl (ARD) oder Oliver Kahn (ZDF) – Kobel hört beiden Experten gerne zu. Ihre Kommentare seien gleichermaßen ausgewogen und gut, weil sie Beispiele aus der Praxis lieferten und nah dran seien am Geschehen. „Scholl finde ich etwas sympathischer“, sagt der 45-Jährige. „Da die Lebenszeit endlich ist, höre ich mir beide nicht an“, meint hingegen van Vliet. Auch nicht in der Halbzeitpause? „Da hole ich mir lieber Bier aus dem Keller.“ „Das Ausscheiden von England, Italien und Spanien ist natürlich sensationell“, sagt der Politiker, der in den Niederlanden geboren ist und sich daher über die Erfolge der „Elftal“ freut. „Die Mannschaft ist überraschend stark. Robben macht eine bella figura.“ Beeindruckt ist er auch vom beherzten Auftritt der Chilenen. Das hohe Niveau des Turniers imponiert Kobel, der nicht viel auszusetzen hat. „Die Spielweise fast aller Teams ist offensiv, da wird nicht groß taktiert, da ist viel Herz dabei. Und es fallen viele Tore.“ Die konsequente Bestrafung des bissigen Stürmers aus Uruguay halten beide für richtig. „Er ist ein Wiederholungstäter, solche Dinge braucht der Fußball nicht“, sagt Kobel zur nachträglich vom Weltverband ausgesprochenen Sperre. „Da liegen Genie und Wahnsinn wie so oft eng beieinander“, meint van Vliet mit Blick auf den hochbegabten Angreifer. „Fairness ist anders, deswegen ist die Sperre ein deutliches Signal an Nachahmungstäter.“ Von dem mit vier Treffern besten deutschen Schützen sind beide begeistert. „Ein Instinkt-Fußballer, der etwas im Kopf hat, wie man bei Interviews merkt. Da stimmt das gesamte Paket. Müller ist ein Top-Stürmer, hat ein sensationelles Tor gegen die USA geschossen und ist für jeden Trainer ein Hauptgewinn“, rühmt Kobel die Qualitäten des 24-Jährigen auf und abseits des Platzes. „Ein grundsympathischer Mensch, der derzeit einen Lauf hat“, hält auch van Vliet große Stücke auf den Mann mit der Nummer 13. Sollte Deutschland weiterkommen, rechnen beide mit Frankreich als Viertelfinalgegner. „Das wäre die erste Nagelprobe für unser Team“, sagt Kobel, der beim Ensemble von Löw manchmal die Leidenschaft und den direkten Zug zum Tor vermisst. „Beim Umschaltspiel nach vorne waren wir schon besser.“ Für Kober sind Neymar, Benzema, Robben und Müller bisher die herausragenden Akteure in Brasilien. Van Vliet nennt Müller und Robben. „Der spielt die WM seines Lebens.“ „Die ersten Spiele habe ich zu Hause gesehen, das USA-Spiel mit Freunden. Generell habe ich aber lieber meine Ruhe“, sagt Kobel. Van Vliet bevorzugt die heimische Couch. Kobel: 3:1. Van Vliet: 2:0. Kobel: Brasilien Van Vliet: Deutschland oder Holland. „Ich kann nur gewinnen.“

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