Ludwigshafen „Das ist eine Katastrophe“

HOCHDORF-ASSENHEIM. Die Nachricht aus der Zentrale der Handball-Bundesliga (HBL) hat die Verantwortlichen des TV Hochdorf schockiert – und nicht nur diese. Die HBL und der Deutsche Handball-Bund (DHB) haben die vier Dritten Ligen neu eingeteilt. Das ist notwendig geworden, weil der Hamburger SV die Lizenz für die Bundesliga auch in zweiter Instanz nicht bekommen hat. Und nun sieht es so aus, als ob Hamburg bis in die Dritte Liga abstürzt. Dieser Fakt hat die Verbände dazu gezwungen, zu handeln. Das Ergebnis sorgt für Aufruhr. Vereine haben sich zusammengeschlossen und fordern den DHB und die HBL auf, die Einteilung zu überarbeiten. Sie haben sogar neue Vorschläge unterbreitet. Doch der Antrag wird wohl heute bei der DHB-Präsidiumssitzung abgeschmettert. Auf Nachfrage hat Horst Keppler, Leiter der Spielkommission der Dritten Ligen, gestern gesagt, dass er einen Antrag gestellt habe, die Einteilung zu überprüfen. Doch er geht davon aus, dass dieser Antrag schnell abgehandelt werde – sprich: abgelehnt wird. „Wir haben nach geografischen und wirtschaftlichen Vorgaben gehandelt“, sagte Keppler, „aber wir werden immer Grenzfälle haben.“ Einer davon ist der TV Hochdorf. Vier Jahre spielte der Verein in der Süd-Staffel. Kommende Spielzeit soll der TVH nun in der Staffel West antreten. „Das ist eine Katastrophe“, sagt Christian Deller, Vorsitzender des TVH. Statt knapp 4500 Reisekilometern während einer Spielzeit zu den Mannschaften in der bisherigen Staffel Süd werden es künftig fast 10.000 Kilometern sein. Die Kosten zu den Auswärtsfahren werden sich verdoppeln, auch wird der logistische Aufwand durch die langen Reisen auch höher. Deller spricht von 20.000 Euro Mehrkosten. Die längste Reise stünde dem TVH nach Minden mit insgesamt fast 900 Kilometer bevor. Hinzu kommen Spiele in Lemgo (800), Soest (700), Duisburg (620) und Hagen (600). Nicht viel weniger sind auch die Wege nach Krefeld, Ratingen, Schalksmühle-Halver, Neuss, Leichlingen und Gummersbach. In der Staffel Süd waren die längsten Reisen nach Friedberg (604) und Konstanz (600). Noch schwerwiegender als die weiten Fahren wiegt für Deller die Tatsache, dass es die Derbys gegen die SG Kronau-Östringen, TVG Großsachsen, SG Leutershausen und die SG Nußloch künftig nicht mehr geben wird. „Gerade diese Partien haben uns zusätzliche Zuschauer gebracht“, meint Deller. Für den 40 Jahre alten Unternehmer ist die Staffeleinteilung noch nicht endgültig geklärt. Der HSV Hamburg hat nämlich das unabhängige Schiedsgericht angerufen. Das muss nun die Fakten prüfen. An einen Erfolg der Hanseaten glaubt Deller allerdings nicht. Dennoch will er die aktuelle Situation mit Christian Gutland, zusammen mit Deller Gesellschafter der Spielbetriebs-GmbH des TVH, beraten und die Staffeleinteilung juristisch prüfen lassen. Der TVH ist sogar bereit, zusammen mit 20 weiteren Vereinen eine Sammelklage gegen die Einteilung einzureichen. Viele Klubs zweifeln nämlich daran, dass die Einteilung nach §38 III der Spielordnung des DHB nach „geografischen Gesichtspunkten“ erfolgt sei. Vier hessische Vereine haben vielmehr ein eigenes Staffelmodell erarbeitet. Demnach würde der TV Hochdorf in der Süd-Staffel bleiben und müsste in der Summe 2380 Reisekilometer reisen. Außerdem verweisen die Vertreter der vier hessischen Vereine darauf, dass in jeder Staffel nur zwei Aufsteiger aus den Oberligen vertreten sein dürfen. Das ist aktuell nicht der Fall. „Die Staffeleinteilung ist aus der Sicht zahlreicher Vereine verbesserungswürdig, sie mutet den Vereinen überlange Fahrtstrecken und einen nicht darzustellenden Aufwand zu“, meint Michael Blechschmitt, der Teammanager des TV Groß-Umstadt stellvertretend für einige Drittligisten, nachdem er ein neues Modell erarbeitete hatte. Es gibt derzeit noch viele ungeklärte Fragen. So hat Deller wenig Verständnis, dass der DHB ohne vorherige Rücksprache mit den Vereinen eine Staffeleinteilung in die Öffentlichkeit bringt. „Über die Köpfe der Mitgliedsvereine zu entscheiden, macht da wenig Sinn“, schimpft Deller.

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