Ludwigshafen BASF-Hauptversammlung: Der Wunsch nach Stabilität

Während der Rede von Kurt Bock waren im Mozartsaal alle Plätze belegt. Das Geschehen innen wurde auch nach außen in andere Räume
Während der Rede von Kurt Bock waren im Mozartsaal alle Plätze belegt. Das Geschehen innen wurde auch nach außen in andere Räume übertragen, so dass alle knapp 6000 Aktionäre ihm folgen konnten.

Zur Hauptversammlung der BASF sind gestern 5900 Aktionäre in den Mannheimer Rosengarten gekommen. Sie sind neugierig, was der Wechsel an der Konzernspitze mit sich bringt. Viele hoffen auf Kontinuität für die Anteilseigner. Einige Stimmen.

„Irgendwie hat man noch so einen Stallgeruch“, sagt Harald Imbeck lachend. Vor 40 Jahren hat der heute 68-Jährige seine Ausbildung bei der BASF begonnen, dann zwar später woanders gearbeitet, aber: „Die Verbindung bleibt“, sagt der Aktionär aus der Nähe von Heidelberg, der inzwischen Rentner ist. Gemeinsam mit seiner Frau Elfriede steht er an diesem Freitagmorgen vorm Eingang zum großen Mozartsaal. „Die BASF ist wie eine deutsche Eiche“, sagt Imbeck und ergänzt erklärend: „Stabil.“ Das soll sie auch weiter bleiben, hört man bei ihm heraus. Trotz des Wechsels an der Konzernspitze vermutet er, dass sich an der grundsätzlichen Fahrtrichtung der Firma nichts ändert. Mit Ablauf der Hauptversammlung legt Kurt Bock (59) sein Amt als Vorstandsvorsitzender der BASF nieder. Der 57-jährige Martin Brudermüller übernimmt. „Es hat Spaß gemacht“, sagt Bock am Ende seiner Rede vor vollem Haus. Es sei eine große Freude und ein großes Privileg gewesen, das Unternehmen zu führen, so Bock weiter. Aufsichtsratschef Jürgen Hambrecht ergänzt, dass wohl nur wenige in diesem Raum nachvollziehen könnten, „welche Anpassung, welche Selbstdisziplin bis zum Verzicht“ ein solches Amt bedeute. Anerkennender Applaus für Bock, die Damen und Herren auf der Bühne stehen geschlossen auf. Auch im Publikum erheben sich einige. Bock geht nun also, nach sieben Jahren an der Konzernspitze. Die Aktionäre bleiben. So wie Hans-Peter Tolles aus Grünstadt. Zwischen Würstchen und Kartoffelsalat berichtet er, seit acht Jahren regelmäßig zur Hauptversammlung zu kommen. Im Mozartsaal habe er sich seinen Stammplatz gesichert, verrät er grinsend. „Herr Brudermüller ist einer, der auf die Menschen zugeht“, ist Tolles’ Eindruck. Trotzdem vermutet auch er, dass „die Kontinuität im Unternehmen weitergepflegt wird“. Warum er hierher komme? „Die ganze Atmosphäre“, sagt der 76-Jährige. Und natürlich interessiere ihn auch die Dividende, die 2017 erneut gestiegen ist. Knapp sechs Prozent der gesamten BASF-Aktien werden laut Chemiekonzern von Aktionären aus der Rhein-Neckar-Region gehalten. Das merkt, wer bei der Versammlung mit Menschen ins Gespräch kommt. Die meisten „ganz normalen“ Kleinanleger sind aus der Umgebung. Dem Vorurteil, nur wegen des Essens hier zu sein, widersprechen sie lachend – und kauend. „Das gehört dazu, aber ich bin nicht deshalb hier“, sagt Karl-Heinz Beck (73) aus Nußloch. Er steht in seiner Mittagspause an einem Tisch mit Manfred Schneider (65), den er bis eben gar nicht kannte und der zum ersten Mal hier ist – in Vertretung für seinen Sohn. Die beiden plaudern. Den Wechsel an der Vorstandsspitze haben sie zur Kenntnis genommen, allerdings eher abwartend. Man wisse ja noch nicht, was genau kommt. Es sind viele Aniliner im Ruhestand, die man hier trifft. Aber auch viele, die einfach nur irgendwann einmal BASF-Aktien gekauft haben. Hier sind eher ältere Menschen. Es sind Leute, die an einem Freitagvormittag Zeit haben, einige, die einfach mal schauen wollen. So wie ein junger Mann aus Mannheim, der zum ersten Mal hier ist und sich nicht weiter für die BASF interessiert – vom Aktienkurs abgesehen. Es gibt aber auch die, die genau wissen wollen, was mit ihrem Geld geschieht. „Es geht um den Erfolg der BASF. Und dass man sieht, dass man sich an der Firma beteiligt“, nennt Egon Schantz (63) als Grund für seine Anreise aus Mutterstadt. Seine 61-jährige Ehefrau Margit ergänzt: „Man sieht, ob die Firma das Vertrauen wert ist, das man in sie legt.“ Die meisten hier sind Beobachter, teils kritische. „Ich erwarte schon, dass sich ein bisschen was ändert“, sagt der Ludwigshafener Peter Suck zum Chef-Wechsel. Der 52-Jährige würde sich wünschen, dass die BASF künftig mehr in Entwicklung investiert, statt nur andere Firmen oder -teile aufzukaufen. Spannend an der Hauptversammlung findet Suck die Fragen der Aktionäre. Das ist der Programmpunkt, der letztlich die meisten Stunden der bis in den Nachmittag dauernden Veranstaltung füllt. Jeder anwesende Aktionär, der möchte, kann sich an der „Wortmeldestelle“ registrieren und wird dann aufgerufen. Dass Aufsichtsratschef Hambrecht deren Redezeit erst auf zehn Minuten, schnell auf fünf eingrenzt, zeigt das große Interesse – es sollen möglichst alle zu Wort kommen können. Kurt Bock antwortet. Ein letztes Mal in seiner Funktion als Vorstandsvorsitzender. Dann geht er. Für die Aktionäre ändert sich erst mal nichts. Hoffen die meisten. Wirtschaft

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