Ludwigshafen Böhme wirft den Genossen „Arroganz der Macht“ vor

Spätestens im März will der AfD-Kreisverband bei einer Aufstellungsversammlung einen Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl küren. Das hat gestern ihr Vorsitzender Timo Böhme im RHEINPFALZ-Gespräch bekräftigt. Drei AfD-Männer haben Ambitionen angemeldet. Mit ihnen sollen jetzt Einzelgespräche geführt werden.

Die Namen der Bewerber will Böhme noch nicht nennen. Nur so viel: Einer von ihnen ist gebürtiger Ludwigshafener, zwei der Männer kommen aus Baden-Württemberg. „Wir wollen nun herausfinden, welcher von ihnen die Fähigkeiten mitbringt, das Amt auszuüben.“ Einen Zählkandidaten werde seine Partei nicht ins Rennen schicken. „Wenn wir antreten, dann haben wir auch das Ziel, den OB zu stellen“, sagt der 53-Jährige, der von einem schweren Erbe spricht – mit Blick auf die Nachfolge der Ende 2017 aus dem Amt scheidenden OB Eva Lohse (60, CDU). Und mit Verweis auf die sozialen Probleme Ludwigshafens, die Verschuldung, den Verkehr und Projekte wie den Hochstraßenabriss. Nach wie vor steht Böhme zu seiner bereits vor Monaten getroffenen Aussage, einen Wahlsieg von SPD-Kandidatin Jutta Steinruck (54) unter allen Umständen „verhindern“ zu wollen. Das habe nichts mir der Person Steinruck zu tun, sondern mit ihrer Partei und deren „Arroganz der Macht“. Ihn störe die „einseitige Dominanz“ der Genossen in Rheinland-Pfalz, sagt Böhme. Die SPD habe sich mit den Jahren in allen Gesellschaftsbereichen Führungsposten einverleibt. Zwar betreibe auch die CDU eine „Mainstreampolitik“, doch gebe es zwischen Union und AfD durchaus Schnittmengen. Den OB-Kandidaten der CDU, Peter Uebel (52), kennt Böhme nur aus der Praxis – weil er mal Patient des in der Gartenstadt praktizierenden Internisten gewesen ist. Heftige Kritik übt der im März 2016 in den Mainzer Landtag gewählte Böhme an den Ludwigshafener Abgeordneten Anke Simon (53) und Heike Scharfenberger (55). Während die meisten CDU-Mandatsträger mit den AfD-Kollegen außerhalb des Plenums respektvoll umgingen, würden SPD-Politiker die Vertreter der Alternative für Deutschland bewusst ignorieren oder ihnen etwa den Handschlag verweigern. Einen solchen, „zutiefst undemokratischen Stil“ wirft Böhme auch Simon und Scharfenberger vor. Auch zur Debatte rund um das Treffen der Rechtspopulisten im Europaparlament am 21. Januar in Koblenz äußerte sich Böhme gestern. Wie berichtet, sind einige Medienvertreter dort nicht erwünscht. Böhme zeigt dafür einerseits Verständnis, „weil man manchmal die Nase voll davon hat“, wie negativ und einseitig die Presse über Rechtskonservative berichte. Andererseits, und dieses Argument wiege für ihn schwerer, würden solche Veranstaltungen natürlich auch aus dem Grund einberufen, Öffentlichkeit zu erzeugen. Daher sei eine breite Berichterstattung sinnvoll. Hier „zwischen Freund und Feind“ zu unterscheiden, sei falsch. Insofern teile er die Ansicht des AfD-Landes- und Fraktionsvorsitzenden Uwe Junge. Dieser hatte es – wie berichtet – als „unklug“ bezeichnet, bestimmte Medienvertreter nicht zuzulassen. Ferner deutete Böhme an, dass er den Job des Kreisvorsitzenden mittelfristig abgeben möchte. Gewählt ist er bis September 2018. Perspektivisch wolle er sich voll auf sein Landtagsmandat konzentrieren. „Ämterhäufung führt zur Überforderung“, sagt Böhme. Als mögliche Nachfolger hat er einen seiner Stellvertreter im Blick: Joachim Klingmann (55) oder Timo Weber (38). |ier/Archivfoto: Kunz

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