Ludwigshafen Böhme baut auf neues Spitzenduo und Le Pen-Effekt

Die Parteiflügel einen und die AfD im September mit einem satten Ergebnis in den Bundestag führen – das müsse fortan das Ziel des am Sonntag in Köln auf dem Bundesparteitag gewählten Spitzenduos Alexander Gauland (76) und Alice Weidel (38) sein. So sieht das Timo Böhme, Vorsitzender des Ludwigshafener AfD-Kreisverbands.

„Ruhig und gelassen, im Großen und Ganzen vernünftig“ – so fasst der 53-Jährige seine Eindrücke von der Stimmung auf dem Bundesparteitag zusammen, zu dem er als einziger Vertreter der Ludwigshafener AfD mit aktuell über 50 Mitgliedern am Sonntagmorgen gestoßen war. Ökonomin Weidel („Eine hochintelligente Frau“) und Parteivize Gauland hätten das Potenzial, die eher liberaleren und die national-konservativen Strömungen in der AfD zu kanalisieren sowie interne Querelen auszuräumen. Zwei Drittel der Delegierten hätten beiden den klaren Auftrag erteilt, das Programm der AfD konsequent umzusetzen, in dem unter anderem eine Mindest-Abschiebequote von Flüchtlingen gefordert wird. Ferner spricht sich die AfD darin gegen einen Familiennachzug aus. Als gutes Omen wertet es Böhme, dass ihn sowohl Weidel als auch Gauland bei zwei Ludwigshafener Auftritten im Landtagswahlkampf 2016 unterstützt haben. Am Ende zog Böhme überraschend ins Mainzer Parlament ein. Wichtig sei es nun für die Partei, Konflikte beizulegen, geschlossen in den Wahlkampfmodus überzugehen, Missstände offenzulegen, die politischen Gegner zu attackieren und damit die Schwachstellen der „Altparteien“ aufzuzeigen. Dann, so Böhme, könne es gelingen, im Herbst mit einem zweistelligen Resultat erstmals in den Bundestag einzuziehen und dort „vernünftige Oppositionsarbeit“ zu leisten. Der Dämpfer, den Parteichefin Frauke Petry in Köln erhalten habe, sei zwar nicht wegzudiskutieren. Sie scheiterte mit ihrem Anliegen für eine realpolitische Ausrichtung der Partei. Das Votum dokumentiere aber auch, dass die AfD nicht von oben „durchregiert“ und Positionen nicht gegen den Willen der Basis „durchgepeitscht“ würden. Eine von ihm befürchtete Spaltung der Partei sei verhindert worden, Gauland habe Petry die Hand gereicht. Diese versöhnliche Geste stimme ihn optimistisch, auch wenn er wegen des abgelehnten Antrags des Petry-Lagers „ein Déjà-vu “ mit Blick auf den Sommer 2015 hatte, wie Böhme einräumt. Damals jagte die AfD ihren Mitbegründer und Vorsitzenden Bernd Lucke vom Hof. Inzwischen dirigiert der 54-Jährige die Liberal-Konservativen Reformer (LKR) und tritt für sie als Spitzenkandidat an. Seine angezählte AfD-Nachfolgerin Petry werde dieses Schicksal nicht ereilen, ist Böhme überzeugt. Die 41-Jährige bleibe „eine wichtige Persönlichkeit“ innerhalb der AfD. Dass Gauland, den Böhme durchaus kritisch beäugt, weiter zu Björn Höcke steht („Er gehört zur Partei“), irritiert den 53-Jährigen nicht. Maßgeblich für den AfD-Kurs sei das Programm. „Die Partei ist nicht Gauland, und Höcke ist nicht die AfD.“ Die umstrittenen Äußerungen des Thüringer AfD-Chefs zum Berliner Holocaust-Mahnmal am 17. Januar in Dresden hatte auch der Ludwigshafener AfD-Vorsitzende verurteilt. Als positives Signal wertet es Böhme, dass Marine Le Pen vom rechtsextremen Front National in die Stichwahl um die französische Präsidentschaft einzieht. Von einem Erfolg der 48-Jährigen am 7. Mai könne auch die AfD profitieren. „Ich hoffe, dass die Wahl zu ihren Gunsten ausfällt“, sagt Böhme. Das würde in Deutschland den Druck auf die „Altparteien“ erhöhen, deren „gesellschaftsdurchdringende Macht“ nicht einfach zu brechen sei. „Typisch für das Klammern ans Amt“ ist für Böhme die gestrige Nachricht aus Bayern, derzufolge Horst Seehofer (67) über 2018 hinaus CSU-Chef und Ministerpräsident bleiben will. |Archivfoto: Kunz

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