Ludwigshafen „Authentisch und unverbraucht“

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Vieles ist anders beim diesjährigen internationalen Filmfestival Mannheim-Heidelberg: Das Filmfest dauert länger, es gibt einen neuen Wettbewerb im Bereich Serien, und in Heidelberg ist es mal wieder umgezogen. Die Zeltstadt steht jetzt nicht mehr am Schloss, sondern auf dem Gelände der Campbell-Barracks in der Südstadt. Den Veranstaltern gefällt der neue Standort, wie Festivaldirektor Michael Kötz in seiner Eröffnungsrede betonte.

Es ist nicht der erste Umzug, den Michael Kötz und sein Team in Heidelberg bewerkstelligt haben. Deshalb weiß er aus Erfahrung, dass das Heidelberger Publikum immer ein bisschen Zeit braucht, um sich an einen neuen Ort zu gewöhnen. Immerhin fünf Jahre fand das internationale Filmfestival am Heidelberger Schloss statt. „Erst nach zwei Jahren wurde das angenommen“, erinnerte sich Kötz. „Hier muss es jetzt direkt klappen.“ Die Chancen stehen aber nicht schlecht, zur Eröffnung kamen viele Besucher. Das Schlossgelände war als Standort schon immer kompliziert: Es gibt weder fließend Wasser noch einen direkten Stromanschluss, dafür aber Denkmalschutzauflagen. Als es darum ging, einen neuen Standort zu finden, schlug Heidelbergs Oberbürgermeister Eckhard Würzer die Campbell Barracks vor. Nach einer Besichtigung stimmte Michael Kötz zu. Es war eine gute Entscheidung. Die Architektur der Militärkasernen, und vor allem der Säulenbau, durch den man auf das Festivalgelände gelangt, verleihen dem Spielort eine imposante Atmosphäre. Hier, an der Römerstraße, befand sich von 1948 bis 2013 das Europa-Hauptquartier der US-Streitkräfte. Heidelbergs Bürgermeister Joachim Gerner, Dezernent für Familie, Soziales und Kultur, war sichtlich erfreut, dass nach dem Abzug der US-Truppen das Gelände für eine kulturelle Veranstaltung genutzt wird – und endlich der Öffentlichkeit zugänglich ist. Seit 1994 ist die Stadt Heidelberg Mitgastgeber für das internationale Filmfestival, das vorher nur in Mannheim stattgefunden hat. Er freue sich, dass das sechstälteste Filmfestival der Welt in Heidelberg stattfinde, bekräftigte Gerner. Mannheims Kulturdezernent Michael Grötsch betonte, dass das Festival als Newcomer-Plattform für „authentische und unverbrauchte “ Geschichten und Gesichter aus der ganzen Welt stehe. Der globale Aspekt ist dem Festivaldirektor besonders wichtig. „Wir möchten das Festival von Mannheim und Heidelberg zu einem Reisebüro machen, möchten Sie einladen, wie nie zuvor auf Erkundungsreise zu gehen“, erklärte Kötz. „Dass wir dies sogar als Hauptkriterium bei der Auswahl im Sinn haben, nämlich, dass die Filme dieser jungen Autoren der eigenen Kultur, aus der sie stammen, treugeblieben sind, dass man noch spürt, woher sie kommen, die Landschaften und ihre Menschen atmen und leben spürt.“ Man wolle eben keine Filme zeigen, die überall auf der Welt spielen könnten, so Kötz weiter. „Wir wollen, dass die Filme authentisch bleiben, dass deren erzählte Träume, Wünsche und Sorgen verankert sind in der Kultur, aus der sie kommen.“ Der Eröffnungsfilm „Stubborn – Une Histoire Américaine“ spielt in New York – also einer Stadt, in der viele Filme gedreht werden. Allerdings sind Regisseur Armel Hostiou und Hauptdarsteller Vincent Macaigne Franzosen. Es ist also ein sehr französischer Blick auf den Big Apple und seine Bewohner. Gedreht wurde zudem weniger in Manhattan, sondern in den neuen Trend-Vierteln in Brooklyn, wo die alternative Künstler-Szene erblüht. Vincent (Vincent Macaigne) ist nach New York gekommen, um seine Freundin Barbara (Kate Moran) zurückzugewinnen, doch die hat längst einen anderen. Er strandet in der US-Metropole, die so anders ist als Paris, und verliert sich. Es ist traurig und lustig, dabei zuzuschauen. Info Das Heidelberger Festival-Gelände befindet sich an der Römerstraße 133. Es gibt 230 kostenlose Parkplätze. Wer mit der Straßenbahn kommt, nimmt die Linie 23 oder 24 bis zur Haltestelle „Markscheide“.

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