Ludwigshafen AC/DC hören und Leben retten

Aurelia Baur will Ärztin werden. Hier übt sie unter Anleitung von Daniel Awayes die Herzdruckmassage.
Aurelia Baur will Ärztin werden. Hier übt sie unter Anleitung von Daniel Awayes die Herzdruckmassage.

„Ihr könnt nichts falsch machen, außer ihr macht nichts.“ Das ist die Botschaft von Daniel Awayes an die Zehntklässler des Geschwister-Scholl-Gymnasiums. Im Klinikum haben am Dienstag fast 100 Schüler Erste Hilfe und Reanimation gelernt. Zudem standen Pflege und Hygiene auf dem Stundenplan.

Der Workshop erfüllt die Vorgabe des Landes, Erste Hilfe bereits in den Schulen zu lehren und soll die Schüler zudem auf das Sozialpraktikum vorbereiten, das im Januar stattfindet. Das Workshop-Angebot sei in dieser Form in Rheinland-Pfalz einzigartig, sagen Beate Hertel und Mike Bitsch vom Schulelternbeirat der Schule. „Ich möchte gern Neurochirurgin werden, operieren und forschen.“ Aurelia Baur aus der 10b hat schon klare Vorstellungen, was sie werden möchte. Ihr zeigt Awayes, der stellvertretender Leiter der Medizinischen Intensivstation, die Herzmassage an einer Puppe. Es ist ganz schön anstrengend, 100-mal pro Minute kräftig mit beiden Händen auf den Brustkorb eines Menschen zu drücken. Die Hits „Staying Alive“ von den Bee Gees oder „Highway to Hell“ von AC/DC können helfen, den Rhythmus zu finden. „Es geht auch mit Pippi Langstrumpf, das ist bei der Reanimation mein Lieblingslied“, sagt Awayes. Erste Hilfe und Reanimation ist nicht kinderleicht, aber jeder kann es lernen. „Wer in Skandinavien wiederbelebt ins Krankenhaus kommt, hat viel höhere Überlebenschancen“, berichtet Anselm Gitt, Oberarzt im Herzzentrum. Vor allem in Norwegen ist Erste Hilfe und Reanimation schon lange Bestandteil des Lehrplans an den Schulen. „Wenn Schüler das kennen, haben sie keine Angst mehr“, erklärt Kerstin Koch-Bitsch, Pflegepädagogin am Klinikum. Mund-zu-Nase-Beatmung, die viele Menschen nur mit großem Widerwillen an Fremden anwenden, ist nicht unbedingt erforderlich, meint Jens Zewe, Stationsleiter der Operativen Intensivstation. Auch Awayes macht den Schülern Mut, als Helfer einzugreifen: „Man macht nichts falsch, wenn man bei einem Menschen, dessen Herz noch schlägt, die Herzdruckmassage durchführt. Im besten Fall wacht Herr Müller auf und fragt: Was machst du da?“ Rechtlich habe man in diesem Fall nichts zu befürchten, so Sascha Titz, Leiter der Medizinischen Intensivstation. Wer hingegen nichts tut, könne wegen unterlassener Hilfeleistung belangt werden. Doch nicht nur Wissen über Wiederbelebung nahmen die Schüler mit nach Hause. Sie bekamen auch Einblicke in den Krankenhausalltag, besichtigten einen Operationssaal und den Hubschrauberlandeplatz. Außerdem lernten die Schüler die Arbeit der Pflegekräfte kennen. Das Laken eines bettlägerigen Patienten auszutauschen, übten Seyfulla Talay, Paul Päuser, und Josua Rumpf aus der 10d an Klassenkamerad Sinan Böke. Die Handgriffe saßen nach Anleitung von Matthias Schneider, stellvertretender Stationsleiter der Gastroenterologie. Wie man sich die Hände richtig wäscht, zeigten die Hygiene-Experten. Die Schüler machten engagiert mit. Pflegedirektorin Alexandra Gräfin von Rex war begeistert: „Einer Fortsetzung stehen wir bereits jetzt sehr positiv gegenüber.“

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