Ludwigshafen Weltstar im Wildwasser

Bis zu 100 Kilometer pro Woche paddelt Björn Barthel in der Vorbereitung. Kurz vor Wettkämpfen sind es um die 80 Kilometer.
Bis zu 100 Kilometer pro Woche paddelt Björn Barthel in der Vorbereitung. Kurz vor Wettkämpfen sind es um die 80 Kilometer.

«LUDWIGSHAFEN.» Im diesjährigen Weltcup hatte der LKC’ler eine Top-Ten-Platzierung in der Endabrechnung angepeilt. Mit Platz zehn gelang ihm eine Punktlandung. Damit war er zugleich bester Deutscher. „Danach sah es nach dem ersten Weltcup in Banja Luka nicht unbedingt aus und ich hatte eigentlich auch nicht mehr damit gerechnet“, sagt Barthel. In Bosnien erreichte der 25-jährige Student Rang 12 auf der Langstrecke und Platz 18 im Sprint. In Celje konnte er auf der Langstrecke einen 14. Platz einfahren. Im Sprint war nach den Vorläufen schon zu sehen, dass ihm die Strecke liegt. Im Finale erreichte er einen richtig guten Lauf und fuhr auf den fünften Platz vor. Wie eng und stark die Felder sind, zeigte die Tatsache, dass zwischen dem Sprint-Sieger aus Slowenien und dem Letztplatzierten, dem 15. im Endlauf von Celje, nicht einmal zweieinhalb Sekunden lagen. „Man fragt sich schon manchmal, wo man die Zeit hat liegen lassen und hadert dann auch“, berichtet das LKC-Urgestein. Ein kleiner Fahrfehler und der Traum von einer vorderen Platzierung ist schnell ausgeträumt. Daher reisen die Kanuten in der Regel einige Tage vorher an, um die Strecke kennenzulernen. „Auch in Celje waren wir schon eine Woche zuvor“, erzählt der Modellathlet, der dem A-Kader im Kajak Einer (Wildwasserrennsport) des Deutschen Kanuverbandes angehört. Immer und immer wieder fährt er die Wettkampfstrecken, prägt sich jeden einzelnen Stein, jeden Felsen, jedes Kehrwasser intensiv ein. Und trotzdem kann es bei selbst so erfahrenen Athleten wie Barthel einer ist, vorkommen, dass im Rennen alles anders läuft als geplant. Barthel war direkt von der WM zu den beiden Weltcups angereist, nahm die gute Form von dort mit. Mit dem Team hatte er in der Schweiz die Bronzemedaille gewonnen. „Eigentlich wollten wir den dritten Platz aus dem Vorjahr verbessern, aber auch so können wir zufrieden sein“, meint er rückblickend. Finn Hartstein (Hamburg), Björn Beerschwenger (Köln) und der Ludwigshafener Barthel setzten sich unter anderem gegen die starken Australier und Schweizer durch. Schneller waren nur die Franzosen und Slowenen. Barthel hatte sich für das Team durch seine gute Leistung im Einzelsprint qualifiziert. In einem Herrenfeld von über 60 Startern schaffte er als Neuntschnellster den Sprung ins Finale. Dort unterliefen ihm einige kleine Fahrfehler, so dass der Schützling von Berthold Barthel am Ende Zwölfter wurde. Die Saison ist für Barthel noch lang, allerdings tauscht er jetzt vermehrt das Abfahrts- gegen das Flachwasserboot. Unter anderem startet er vom 10. bis 12. August bei der Studenten-WM in Ungarn. Und natürlich freut er sich riesig auf sein Heimspiel in Ludwigshafen, wenn sich am 25. August die Elite der nationalen Kanuten bei der Hafenfest-Regatta im Sprint ein Stelldichein gibt. Im September wird sich Barthel zudem noch bei den deutschen Meisterschaften mit der Konkurrenz messen. „Kanu – das ist Idealismus“, sagt Barthel über seine Leidenschaft. Geld lässt sich mit der Sportart kaum verdienen. Sponsoren sind rar gesät. Und dennoch kann sich der 25-Jährige, der derzeit nebenher als Werkstudent arbeitet und im Flachwasser für den WSV Sandhofen startet, keinen anderen Sport vorstellen. 100 Kilometer pro Woche paddelt er in der Vorbereitung. Unmittelbar vor den Wettkämpfen sind es immer noch 70 bis 80 Kilometer. Dann natürlich entsprechend intensiver. „Das sind in der Woche 18 bis 22 Stunden“, rechnet er vor. Wildwasserkanu ist nicht olympisch, im Gegensatz zum olympischen Kanu-Rennsport im Flachwasser. „Dort ist aber auch die Konkurrenz nochmals stärker“, sagt Barthel, der sich der Herausforderung stellen wird.

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