Landau Wochenspiegel:

Immer mehr zufriedene Touristen. Immer pfiffigere Ideen, um Weinbau und Gastronomie an den Mann zu bringen. Immer mehr Lob und Auszeichnungen. Der Verein Südliche Weinstraße eilt von Erfolg zu Erfolg. Entsprechend euphorisch fallen die Pressekonferenzen aus, wenn es um Rück- und Ausblick sowie um neue Prospekte geht. Kreativität an allen Ecken und Enden. Wer das Material aufmerksam dreht und wendet, entdeckt auf der Rückseite eine ganzseitige Werbung für die Winzergenossenschaft Deutsches Weintor. Mit einem großformatigen Foto von Jürgen Grallath, der im Text für seine Verdienste um „ehrliche Weine mit besonderem Charakter“ gepriesen wird. Nur: Der langjährige Kellermeister und Vorstandssprecher ist schon seit zig Monaten freigestellt. Wegen Turbulenzen um das Umstrukturieren von Geschäftsbereichen. Demnächst wird der Fall das Arbeitsgericht beschäftigen. Mal abwarten, wie es ausgeht und ob er nochmals auf einer Pressemappe des Vereins SÜW landet. Eher nicht, vermutet Richter und Mitarbeiter des Verwaltungsgerichtes Neustadt haben am ersten schönen Frühlingstag die Mandelblüte an der Südlichen Weinstraße genossen. Zwei Stunden sind sie in Pleisweiler-Oberhofen mögliche Schulwege abgegangen. Auslöser war die Entscheidung der Kreisverwaltung, das Busticket für die Schüler der Gemeinde nicht mehr zu bezahlen – weil der Weg zur Schule kürzer als vier Kilometer ist und als nicht „besonders gefährlich“ eingestuft wurde. Es war ein entspannter Spaziergang. Zumal eine Delegation von 15 Erwachsenen auch in der engen Weinstraße mit teils kaum vorhandenen Bürgersteigen, auf denen auch noch Mülltonnen standen, selbst bei den Autofahrern für Respekt gesorgt hat. Die Schüler müssen aber, egal welchen Weg sie gehen, bei jedem Wetter um sieben Uhr morgens, oft bei Dunkelheit, mit Schulranzen und Pauken und Trompeten, falls sie in einer Bläserklasse sind, den gar nicht, wenig oder vielleicht „besonders gefährlichen“ Schulweg gehen. Und nach einem langen Schultag wieder zurück. Das Gericht konnte seinen „Schulweg“ zum Ortstermin mit dem Taxi zurücklegen. In der Landauer Kommunalpolitik gibt es derzeit nur ein wirklich wichtiges Thema. Nein, weder Bauland noch B 10, sondern die neue Frisur des Grünen-Fraktionsvorsitzenden Lukas Hartmann. Sehr modisch, nicht mehr so verzopft. Aber nur fast jedem gefällt’s. Fraktionskollege Christian Kolain will beim Pferdeschwanz bleiben, „solange mich der Haarausfall nicht dazu zwingt“. Was unterschwellig eine Unterstellung ist, die Hartmann nicht auf sich sitzen lassen kann. „Wir brauchen ja auch noch ein paar langhaarige Bombenleger“, kontert er. Apropos Bombenleger: Baudezernent Maximilian Ingenthron (SPD) hat ein Paar schwere Feuerwehrstiefel im Dienstwagen. Die zieht er an, wenn er in matschige Baugruben muss, bei Bombenentschärfungen oder archäologischen Funden. Die Botten hat er von Alt-OB Hans-Dieter Schlimmer (SPD) übernommen. So schnell kann’s gehen mit den großen Fußstapfen, die einer erst mal ausfüllen muss. Um noch mal auf die Baulandfrage zurückzukommen: Da werden Ingenthron und Oberbürgermeister Thomas Hirsch (CDU) noch lange brauchen, bis sie auf neuen Grundstücken herumstiefeln können. Es würde sehr verwundern, wenn nicht noch der eine oder andere aus der knappen Ratsmehrheit bei dem Thema kalte Füße bekäme. Die Kritiker formieren sich, die Grünen-Veranstaltungen zu dem Thema sind gut besucht. Und da braucht es gar keine langhaarigen Bombenleger, um für explosive Stimmung zu sorgen. Es wäre unfair, den Grünen ein Anheizen zu unterstellen. Aber sie wissen recht genau, wie man Proteste organisieren kann, ob nun mit oder ohne Zopf, beobachtet

x