Landau Neue Pflegeschule eröffnet

Im „SkillsLab“ der Pflegeschule üben Azubis Behandlungen an lebensgroßen Patienten-Puppen.
Im »SkillsLab« der Pflegeschule üben Azubis Behandlungen an lebensgroßen Patienten-Puppen.

Für rund eine Million Euro hat das Klinikum Landau-SÜW auf seinem Gelände eine neue Pflegeschule eingerichtet. Die Auszubildenden empfinden das als Wertschätzung. Reicht das, um alle Plätze zu besetzen?

Im Wettbewerb um junge Azubis für Pflegeberufe möchte das Klinikum Landau – Südliche Weinstraße jetzt mit modernen Kursräumen und einem Skills-Lab (Fähigkeitenlabor) punkten. Am Dienstag, 14. Mai wurde die neue Pflegeschule auf dem Klinikgelände offiziell eröffnet. Dort sind auf 650 Quadratmetern im obersten Stockwerk des neuen Personalwohnheims drei Kursräume mit digitalen Tafeln und Tablets, eine Küche und Azubi-Lounge sowie besagtes Skills-Lab entstanden – alles innerhalb von drei Monaten. Baubeginn war Anfang Dezember 2023, in der Woche nach Ostern konnte die Schule einziehen.

Vorher befanden sich auf der Etage genau wie im restlichen Gebäude vereinzelte Personalwohnungen und Büros der Verwaltung. Mit den neuen Räumen ändert sich auch der Kursplan der Azubis. Vorher haben sie nur die Praxisphasen in Landau absolviert, der theoretische Unterricht fand am Pfalzklinikum in Klingenmünster statt. Seit Anfang April erfolgt die Theorie ebenfalls in Landau. Somit entfällt der regelmäßige Standortwechsel und bei Fragen ist der Weg ins Klinikum umso kürzer. „Wir fühlen uns jetzt viel zugehöriger und sehr wertgeschätzt dadurch, dass die Schule so schön gestaltet und dafür so viel Geld investiert wurde“, erzählt die Auszubildende Maja Theisinger (28). Kein Wunder: in Klingenmünster fand der Unterricht teilweise in Containern statt. Rund eine Million Euro hat das Klinikum in Landau jetzt für den Ausbau der neuen Pflegeschule aufgebracht.

Pflege-Ausbildungen sollen attraktiver werden

Angesichts des allgemeinen Fachkräftemangels, der bundesweit auch im Bereich der Pflege herrscht, müsse die Ausbildung attraktiver gestaltet werden. Außerdem wolle man die Pflegekräfte kliniknäher ausbilden, um sie nach ihrem Abschluss direkt zu übernehmen, so Geschäftsführer Guido Gehendges. Dazu wird ab diesem Jahr auch das Ausbildungsangebot erweitert. Neben der dreijährigen Ausbildung zur Pflegefachperson (Beginn 1. Oktober) ist jetzt auch die einjährige Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpflegehelfer (Beginn 1. August) möglich. Bei Bedarf kann die Ausbildung auch in Teilzeit absolviert werden. Insgesamt bietet die neue Pflegeschule jährlich Platz für 96 Azubis. Der seit Anfang 2023 amtierende Schulleiter Marvin Milius träumt davon, alle diese Plätze vergeben zu können. Bisher habe es aber immer weniger Bewerbungen als Ausbildungsplätze gegeben. Ob die modernen Räumlichkeiten ausreichen, um diesen Traum zu erfüllen, zeigt sich diesen Herbst.

Die aktuellen Azubis scheinen jedenfalls begeistert zu sein. Unter anderem vom neuen Skills-Lab, das es vorher nur provisorisch im Klinikum gab. Simulatives Lernen ist hier das Stichwort. Während der Theoriephasen kann in dem originalgetreu nachgebauten Patientenzimmer der praktische Klinikeinsatz geprobt, gelerntes Wissen also direkt angewendet werden. Die beiden lebensgroßen Puppen bekommen unter anderem Katheter gelegt oder werden im Patientenbad geduscht. Azubi Franz Doleschal (19) braucht diese Übungen als gelernter Rettungssanitäter eher weniger, doch vielen Mitschülern helfen sie, in einem geschützten Raum Ängste und Hemmungen abzubauen, bevor es an die realen Patienten geht. Dabei werden die Azubis von ihren Ausbildern durch ein einseitig verspiegeltes Fenster beobachtet, wie man es beispielsweise aus Verhörräumen kennt – zumindest sobald das Fenster in die richtige Richtung spiegelt, es wurde nämlich falsch herum eingebaut. Einem Verhör gleicht die Ausbildungsatmosphäre hier eher nicht. Dadurch, dass sich die Büros der Lehrkräfte und der Schulleitung auf derselben Ebene wie die Kursräume befinden, sei man sehr miteinander auf Augenhöhe, so Theisinger und Doleschal. Als weiteren Vorteil der neuen Schule benennen die beiden angehenden Pflegekräfte die digitale Lernumgebung, welche das Nacharbeiten von zu Hause erleichtert, und die Azubi-Lounge samt Kaffeemaschine und Sofa. Dort haben die Azubis einen Raum nur für sich, können sich zurückziehen, gemeinsam essen, lernen oder einfach „chillen“.

Klinikum plant Bau von Personalwohnungen

Als nächstes möchte die Klinikleitung eigenen Wohnraum für Azubis und Mitarbeitende schaffen, möglicherweise ebenfalls auf dem Klinikgelände. Ihr scheint bewusst zu sein, dass neben einem modernen Lernort auch finanzielle Faktoren wichtig sind bei der Wahl einer Ausbildung. Und dazu zählen bezahlbare Wohnungen. „Bei Mitarbeitenden ist die Nachfrage auf jeden Fall da“, so Eva-Maria Lanzet, Personaldirektorin des Klinikums. Konkrete Pläne stehen allerdings noch aus, erstmal müsse die Finanzierung geklärt werden. Und davor gilt es noch den Aufzug ins Gebäude der neuen Pflegeschule einzubauen. Der soll laut Geschäftsführer Gehendges im Juni fahren und sei bereits im Budget mit einberechnet sowie beim Bau des Gebäudes in den 60ern schon eingeplant gewesen, wie man an dem quadratisch angeordneten Treppenhaus und dem darunterliegenden Hohlraum im Boden erkennen kann.

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