Landau Kleine Schritte zur Berufsfeuerwehr

Die Freiwillige Feuerwehr in Landau ist 150 Jahre alt. Ein Feuerwehrbedarfsplan soll nun ihre Zukunft sichern, denn künftig könnte es schwierig werden, jederzeit die Einsatzbereitschaft mit Freiwilligen sicherzustellen. Stadtfeuerwehrinspekteur Dirk Hargesheimer plädiert schon heute für etwa fünf hauptamtliche Wehrleute.


Der Stadtrat hat sich auf Antrag der SPD einstimmig dafür ausgesprochen, die Notwendigkeit eines Feuerwehrbedarfsplans zu ermitteln. Der soll die Zukunft der Wehr und deren ständige Einsatzbereitschaft sichern. Der am Mittwoch auf zehn Jahre wiedergewählte Feuerwehrinspekteur Dirk Hargesheimer sieht die Landauer Wehr derzeit noch gut aufgestellt, ist aber überzeugt davon, dass der demografische Wandel Probleme machen wird. Herr Hargesheimer, wonach richtet sich eigentlich der Personal- und Fahrzeugbedarf einer Feuerwehr? In Rheinland-Pfalz nach den Risikoklassen in der Feuerwehrverordnung. Die Risiken richten sich nach den Gefahren in den Bereichen Brandschutz, Technische Gefahren und Gefahren durch Naturereignisse, Gefahren durch Gefahrstoffe einschließlich radioaktiver Stoffe und Gefahren auf und in sowie durch Gewässer. Die Stadt Landau ist verpflichtet, gemäß dem Landes-Brand- und Katastrophenschutzgesetz innerhalb von acht Minuten wirksame Hilfe zu leisten. Was bedeutet das konkret, wie viele Wehrleute sind erforderlich? Gemäß der Empfehlung der Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Berufsfeuerwehren ist davon auszugehen, dass bei einem kritischen Wohnungsbrand zu jeder Tages- und Nachtzeit zur Menschenrettung und Brandbekämpfung mindestens 16 Funktionen, also Einsatzkräfte, zur Verfügung stehen müssen. Davon müssen zehn innerhalb der geforderten acht Minuten nach der Alarmierung am Einsatzort zur Verfügung stehen, weitere sechs binnen weiterer fünf Minuten. Haben sie die jederzeit? Zur Zeit können wir das noch leisten, müssen uns jedoch dem Problem der demografischen Entwicklung stellen und entsprechend reagieren. Noch sind wir gut aufgestellt. Im nördlichen Rheinland-Pfalz sieht das stellenweise viel schlechter aus, da müssen kleinere Wehren geschlossen werden, weil es an Personal fehlt. Wie viele Feuerwehrkräfte gibt es in Landau? Insgesamt 213. Aber der demografische Wandel wird auch uns einholen, und dann kann es vielleicht schwierig werden, über Tag die Einsatzsicherheit zu garantieren. Nachts ist das kein Problem. Wir sind auch in der glücklichen Lage, dass bei uns 14 Frauen mitmachen. Da liegen wir sogar über dem Landesdurchschnitt. Woran liegen die Probleme tagsüber? Viele unserer Wehrleute arbeiten nicht mehr in Landau, sondern in Karlsruhe, Ludwigshafen oder Mannheim. Und wer vor Ort in einem Handwerksbetrieb angestellt ist, kann natürlich auch nicht so einfach jederzeit freigestellt werden. Denken Sie an eine kleine Kfz-Werkstatt: Da wird der Kunde wenig Verständnis haben, wenn sein Auto nicht wie abgesprochen fertig wird, nur weil die Mitarbeiter bei der Freiwilligen Feuerwehr im Einsatz sind. Wie steht es denn um die Nachwuchsarbeit der Feuerwehr? Wir haben in jeder Einheit eine Jugendfeuerwehr und in der Stadt sowie in Mörzheim sogar eine Bambiniwehr für Sechs- bis Neunjährige. Da muss man früh ansetzen, sonst sind die Kinder in anderen Vereinen aktiv. Ab 16 wechselt man in den aktiven Dienst. Und wenn auch das nicht mehr hilft? Dann brauchen wir hauptamtliche Kräfte. Ich halte das aber auch jetzt schon für sinnvoll: Mindestens fünf hauptamtliche Kräfte am Tag würden reichen, um sich um Kleinbrände von Mülleimern oder Autos zu kümmern. Dann müssen nicht jedes Mal Wehrleute ihren Arbeitgebern wegrennen. Was kostet das? Das muss die Verwaltung ermitteln, und entscheiden muss die Politik. In allen kreisfreien Städten geht die Entwicklung zur Hauptamtlichkeit. Frankenthal ist schon bei der Umsetzung, Pirmasens bildet gerade Personal aus und Worms hat quasi schon fast eine Berufsfeuerwehr. Dies bedeutet aber keinesfalls, dass wir künftig auf Freiwillige Feuerwehrleute verzichten könnten. Kann die Zusammenarbeit mit Nachbarwehren Engpässe überbrücken? Ja, teilweise, es müssen aber auch jederzeit noch genügend Reserven vor Ort verfügbar sein, falls es zu einem zweiten Einsatz kommt. Wie gesagt: Wir müssen innerhalb von acht Minuten wirksame Hilfe leisten können. Bei Fahrzeugen arbeiten wir schon viele Jahre erfolgreich mit dem Landkreis Südliche Weinstraße zusammen. Wir müssten eigentlich ein zweites Hubrettungsfahrzeug vorhalten. Das fordern wir im Rahmen der überörtlichen Hilfe notfalls innerhalb von 25 Minuten aus Offenbach oder Herxheim an. . Wie ist die Landauer Wehr technisch ausgestattet? Gut, denn gut ausgebildete Feuerwehrfrauen und Männer benötigen auch gutes Handwerkszeug, aber Stillstand ist bekanntlich auch Rückschritt. Wir müssen immer mit der technischen Entwicklung gehen um jederzeit gerüstet zu sein.

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