Landau Kein glasklarer Fall

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„Das Pfand auf Weinflaschen ist ein Schnellschuss der Politik“, sagt Uwe Krapp, Geschäftsführer der Winzergenossenschaft Edenkoben. „Ich würde das in keiner Weise befürworten.“ Jährlich bringt die Winzergenossenschaft 1,2 Millionen Flaschen in den Verkehr. Die meisten davon landen als Leergut im Scherbenrecycling. „30 Prozent davon gehen in den Rücklauf – werden also gespült und wieder befüllt“, erklärt Krapp. „Es bringt die Winzer auf dem Markt nicht weiter, sondern ist ein zusätzlicher Hemmschuh“, sagt er. Frank Jentzer, Sprecher des Vorstands der Winzergenossenschaft Deutsches Weintor, ist mit Krapp einer Meinung: „Wir sind gegen ein Pfand auf Weinflaschen.“ Die Winzergenossenschaft befüllt pro Jahr rund 17 Millionen Flaschen und verkauft sie an den Lebensmittelhandel. Mit einem Pflichtpfand sieht er die Vielfalt der Flaschenformen bedroht. „Sie zeichnet den Weinbereich aus“, so Jentzer. Nicht nur der Inhalt, sondern auch Größe, Farbe und Form der Flaschen beeinflussten die Wahl der Käufer. Außerdem sei das jetzige Recyclingsystem gut eingespielt. Das Leergut werde von der Winzergenossenschaft zurückgenommen und eingeschmolzen. Alexander Bauer vom Weingut Emil Bauer & Söhne in Landau-Nußdorf, bekannt für seine ausgefallenen Flaschenetiketten, hat bereits Erfahrung mit Flaschenpfand gesammelt: „Wir haben ein Pfand von 15 Cent auf unsere Weinflaschen gehabt, haben es vor zwei Jahren aber wieder abgeschafft.“ Der Grund: „Wir haben nicht genügend Leergut zurückbekommen.“ Jetzt gehen alle Flaschen wieder ins Recycling, anstatt gespült und erneut befüllt zu werden. Die erneute Teilnahme am Mehrwegsystem wäre für Bauer technisch möglich, würde aber mehr Aufwand bedeuten. „Wir bräuchten mehr Personal, um die Flaschen zu sortieren“, sagt er. Durch die neue Regelung müsste Bauer nicht nur seine eigenen Flaschen zurücknehmen, sondern auch Flaschen anderer Winzer – in anderer Größe, Form und Farbe. Im schlimmsten Fall könnte es sogar soweit kommen: Wer Pfandflaschen verkauft, muss im Gegenzug auch Leergut anderer Produzenten zurücknehmen, beispielsweise auch Mineralwasserflaschen, und das Pfand an den Verbraucher auszahlen. Dadurch könnten vor allem kleine Familienbetriebe in Existenznot geraten. Darüber hinaus wären die meisten von ihnen auf die Rücknahme und Sortierung der Flaschen nicht vorbereitet. Die Weinkellerei Emil Wissing in Oberotterbach verarbeitet frisch angelieferte Weintrauben von Vertragswinzern. Im Lagerkeller ruhen mehrere Millionen Liter Wein. Die Kellerei beliefert vor allem den Lebensmitteleinzelhandel und den Getränkefachhandel. Gerhard Wissing ist geschäftsführender Gesellschafter und kümmert sich zusammen mit Tochter Anja um den Weineinkauf und -verkauf. Er sagt: „Ich bin schon lange für ein Pfand auf Weinflaschen. Aber das Weinbauministerium und der Deutsche Weinbauverband sind dagegen.“ Wissing lässt seine Flaschen spülen. Er verfügt über einen eigenen Fuhrpark. Mit den Fahrzeugen holt er das Leergut bei Großkunden ab und bringt es zum Spülbetrieb „Glasklar Kurpfalz“ in Offenbach an der Queich, an dem er beteiligt ist. Von dort holt er die sauberen Flaschen wieder ab und befüllt sie erneut. Er weiß aber auch: „Selbstvermarkter nehmen ungern Flaschen zurück.“ Einweg bei Weinflaschen sei vor allem deshalb so weit verbreitet, weil es keine Arbeit mache. Bis zu 50.000 Flaschen spült die Firma „Glasklar Kurpfalz“ täglich. Stefan Fey, technischer Leiter des Unternehmens, heißt ein Pflichtpfand auf Weinflaschen gut. „Mehrweg geht zurück“, berichtet er. Der Grund dafür sei, dass Neuglas zurzeit sehr preiswert ist. „Der Preisunterschied zwischen neuen Flaschen und gespülten Flaschen ist zu gering.“ Die Winzer und Winzergenossenschaften zahlen für eine neue Flasche momentan 20 Cent und für eine gebrauchte 10 Cent. „Ohne uns Spülbetriebe würden die Glashütten den Preis für Neuglas sofort anheben und die Winzer ein Fiasko erleben“, so Fey. Der CO2-Ausstoß auf dem Weg vom Altglas oder vom Gelben Sack bis zur Einschmelze sei sehr hoch und Einweg somit schlecht für die Umwelt. Das Spülen und fünf bis sechsmalige Wiederbefüllen der Weinflaschen dagegen umweltfreundlich.

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