Landau/Mainz Gute Chancen für Wasserstoffprojekt in Landau

In Frankenthal gibt es bereits eine Wasserstoff-Tankstelle.
In Frankenthal gibt es bereits eine Wasserstoff-Tankstelle.

Der Versorger Energie Südwest und der Entsorgungs- und Wirtschaftsbetrieb Landau erschließen neue Technologien. Zusammen mit zwei Partnern wollen sie bei einem Projekt zu Grünem Wasserstoff ein großes Rad drehen.

„Grüner Wasserstoff“ ist ein Hoffnungsträger, wenn Erdgas wegen seiner Klimaschädlichkeit künftig nicht mehr infrage kommt. Mit grün ist gemeint, dass das Gas mithilfe von Strom erzeugt wird, der ausschließlich aus erneuerbaren Quellen stammt. Da werden bisweilen gigantische Projekte in der Sahara ins Spiel gebracht, aber das ist noch Zukunftsmusik und von Rheinland-Pfalz ziemlich weit weg.

Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt (FDP) hat jetzt die erfolgreichsten Projekte eines Wettbewerbs benannt, den ihr Ministerium im Zusammenhang mit dem Kommunalen Investitionsprogramm Klimaschutz und Innovation (Kipki) zum Thema Wasserstoff ausgeschrieben hatte. Nach Ministeriumsangaben hat eine Fachjury aus 24 Projektskizzen die fünf vielversprechendsten Projekte ausgewählt, die nun mit insgesamt 25 Millionen Euro gefördert werden sollen. Der Wettbewerb habe einen wichtigen Impuls gegeben, um die technologische und wirtschaftliche Kompetenz für klimaneutrale Wasserstofftechnologien im Land auszubauen.

Sehr schnell große Pläne geschmiedet

An dem Landauer „Projekt am Hölzel“ haben die Partner erst seit Ende 2023 gearbeitet. Es sieht vor, auf dem Gelände der Kläranlage mit einem Elektrolyseur Grünen Wasserstoff zu erzeugen, diesen an ein Unternehmen für Brennstoffzellen-Testzwecke zu liefern, den anfallenden Sauerstoff in der Kläranlage zur Belebtschlammaktivierung zu nutzen und die frei werdende Wärme im nahen Industriepark in ein Nahwärmenetz einzuspeisen, das ansonsten mit einer Erdgas-Heizung betrieben wird. Wasserstoff- und Wärmeabnehmer ist das Unternehmen Automobilprüftechnik Landau (APL).

Nach Angaben von ESW-Chef Thomas Waßmuth ist der Vierte im Bunde das Schweizer Unternehmen H2 Energy Europe, das die Wasserstoffexpertise liefert. Es hat vor acht Jahren das Schweizer „Ökosystem für Grünen Wasserstoff“ ins Leben gerufen. Seither hat die Firma zwei Elektrolyseure gebaut, betreibt diese mit Partnern und projektiert Anlagen in den Größenklassen 20 Megawatt bis ein Gigawatt. Außerdem hat es 18 Wasserstofftankstellen und versorgt diese mit einem Container-System. Die Schweizer haben sich zum Ziel gesetzt, Wasserstoff aus erneuerbarer Energie zu einem Grundpfeiler des Energiesystems zu machen.

Anlage soll wachsen können

Der Elektrolyseur am Hölzel soll zunächst eine Leistung von fünf Megawatt haben, die Infrastruktur aber so ausgelegt werden, dass sich die Elektrolyseleistung verdoppeln lässt, um auch einen wachsenden Wasserstoffbedarf der Prüfstände, der Tankstelle und gegebenenfalls weiterer Kunden vor Ort zu decken. Der Ökostrom für die Anlage soll vom nahegelegenen Umspannwerk Mörlheim bezogen werden.

Die Partner hoffen nun auf eine Förderung von bis zu neun Millionen Euro, was der Höchstsatz im Wettbewerb wäre. Die finale Antragstellung läuft bis zum 15. Mai, die Förderbescheide werden am 5. August bekannt gegeben. Dann steht auch fest, wie viel Geld nach Landau geht. Das Projekt muss bis Ende 2028 umgesetzt werden.

„Das sind wirklich gute Nachrichten für unsere Stadt“, kommentierte Bürgermeister Lukas Hartmann (Grüne) die Entscheidung der Jury. „Die Transformation unserer Wirtschaft und Wertschöpfungsketten hin zu Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft braucht auch Wasserstoff“, betonte Hartmann. Die Verknüpfung mehrerer Nutzungsmöglichkeiten an einem Ort und die gemeinsamen Nachhaltigkeitsziele seien sicher wichtige Elemente für den Erfolg der Bewerbung gewesen.

Wasserstoff für Lastwagen

Geplant, gebaut und betrieben wird der Elektrolyseur von H2 Energy Europe und ESW. Ein Teil des Wasserstoffs soll zur Brennstoffzellen-Erprobung an APL gehen, ein weiterer Teil von H2 Energy Europe über Tankstellen im Umkreis von 50 Kilometern für den Schwerlastverkehr vertrieben werden. Dafür wird eine Wasserstoff-Verladestation errichtet. Außerdem wird eine Tankstelle in der Nähe des Elektrolyseurs errichtet.

Der EWL spart nach Angaben seines Vorstands Markus Schäfer mit dem Sauerstoff rund 350 Megawattstunden Strom pro Jahr ein. Dies entspricht 20 Prozent des Energiebedarfs der Kläranlage. Dieser Strom würde ansonsten benötigt, um Luft in die Belebungsbecken zur Abwasserreinigung zu blasen und gegebenenfalls auch noch eine vierte Reinigungsstufe zum Abbau von Arzneimitteln, Kosmetika und anderen Chemikalien zu betreiben.

Außerdem gehen die Partner davon aus, mit der Einsparung von jährlich fast 5500 Tonnen Kohlendioxid einen nennenswerten Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Zudem ist der Bau einer Wasserleitung zwischen der Kläranlage und dem Elektrolyseur geplant, um gereinigtes Abwasser als Ressource zu nutzen und somit einen nachhaltigen Kreislauf zu schaffen.

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