Mörlheim Unternehmen will Wasserstoff produzieren

Die Kläranlage (vorne) und dahinter das APL-Werksgelände.
Die Kläranlage (vorne) und dahinter das APL-Werksgelände.

Im Landauer Gewerbegebiet Am Hölzel soll künftig nach Möglichkeit Wasserstoff produziert werden. Dabei fällt Sauerstoff an. Den kann die Kläranlage des Entsorgungs- und Wirtschaftsbetriebs Landau (EWL) bestens brauchen.

Namen werden nicht genannt, aber die Sachlage ist klar: Ein Landauer Unternehmen betreibt im Gewerbegebiet Am Hölzel zahlreiche Motorenprüfstände für die Automobilindustrie und Zulieferer – so steht es in den Unterlagen für den EWL-Verwaltungsrat. Neben herkömmlichen fossilen Treibstoffen und Strom ist dort eine weitere Energiequelle ein Thema: Wasserstoff. Der kann entweder direkt in Motoren verwendet werden, oder in Brennstoffzellen, die Strom für E-Fahrzeuge erzeugen.

Besagtes Unternehmen, bei dem es sich nur um APL (Automobil-Prüftechnik Landau) handeln kann, sehe einen hohen Bedarf an Wasserstoff. Vorerst wird dieser mit Tanklastwagen antransportiert, doch künftig soll er möglichst vor Ort erzeugt werden. APL erwägt daher den Bau eines Elektrolyseurs, also einer Anlage, die mit Strom Wasser zu Wasserstoff und Sauerstoff aufspaltet. Ökologisch sinnvoll ist das allerdings nur mit „grünem“, nachhaltig erzeugtem Strom. Da davon große Mengen benötigt werden, ist noch nichts entschieden.

Bakterien brauchen Sauerstoff

Normalerweise werde der bei der Elektrolyse anfallende Sauerstoff an die Umgebung abgegeben, sagt Bernhard Eck, EWL-Vorstandschef und damit auch Herr über die Kläranlage am Hölzel. Er findet, der Sauerstoff ist zu schade, um nur einfach die Luft im Gewerbegebiet zu verbessern. Das gilt umso mehr, als der EWL auf der gegenüberliegenden Straßenseite von APL große Gebläse in den Klärbecken betreibt. Damit wird den Heerscharen von Bakterien Luft zugeführt, damit diese genügend Appetit entwickeln und Schadstoffe im Abwasser unschädlich machen. Der Strombedarf der Gebläse sei enorm, er würde für 240 bis 280 Haushalte reichen. Jetzt bietet sich die Chance, mit dem bei APL anfallenden Sauerstoff die Mikroben bei Laune zu halten. Eck schätzt, dass mindestens 40 Prozent des Jahresbedarfs an Luft durch Sauerstoff ersetzt werden könnte. Das bedeutet auch 60 Prozent weniger Strombedarf für die Lüfter. Wenn gerade weniger Abwasser anfällt, könnten die Gebläse sogar ganz abgeschaltet werden.

„Das gibt es noch nicht“, sagt Eck, weshalb der EWL eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben hatte. Das rheinland-pfälzische Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität wird das Projekt möglicherweise fördern. Der Auftrag ging an einen Verbund von mehreren Ingenieurbüros und Forschungseinrichtungen, darunter das Zentrum für innovative Abwassertechnologie an der Uni Kaiserslautern-Landau und das Fraunhofer-Institut Karlsruhe.

Kommt die vierte Reinigungsstufe?

„Die Technik funktioniert“, sagt Eck nun. Das Klärwerk könnte durch eine Zusammenarbeit mit APL künftig also die Gebläseleistung herunterfahren und einiges an Strom einsparen. Da Sauerstoff 21 Prozent der Luft ausmacht, kann ein Teil reiner Sauerstoff annähernd fünf Teile Luft ersetzen. Mehr noch: Die Kläranlagen im Land werden künftig eine vierte Reinigungsstufe einrichten müssen, die Rückstände beispielsweise von Arzneimitteln, Kosmetika, Reinigungsmitteln und anderen Chemikalien aus dem Abwasser holen. Die Queich sei sensibel, die Kläranlage eine große Eintragstelle von Schadstoffen, obwohl dort bereits Projekte laufen, um besagte Chemikalien auszufällen. Auch eine vierte Reinigungsstufe werde Luft beziehungsweise Sauerstoff brauchen, sagt Eck. Da der EWL für den Sauerstoff zahlen werde, könne APL diesen günstiger erzeugen und den Elektrolyseur wirtschaftlicher betreiben.

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