Landau Gottessehnsucht und Bitte nach Frieden

91-74120610.jpg

Die katholische Pfarrkirche St. Martinus in Lingenfeld hat ihr 175. Jubiläum der Kirchenweihe gefeiert. Mit einem Konzert der beiden Kirchenchöre St. Martinus Lingenfeld und St. Jakobus Germersheim, dem Heidelberger Kantatenorchester und den beiden Gesangssolistinnen Gunda Baumgärtner und Pia Knoll unter der Gesamtleitung von Sabine Nebel feierte die Pfarrei am Sonntag das Ereignis.

Der Schwerpunkt des Programms lag auf kirchenmusikalischen Werken Felix Mendelssohn Bartholdys. Der entstammte zwar einer angesehenen jüdischen Kaufmannsfamilie, wurde jedoch im protestantischen Glauben erzogen und im Alter von sieben Jahren getauft. Die Kirchenmusik macht einen bedeutenden Teil seiner Kompositionen aus. Mit seinem Friedensgebet „Verleih uns Frieden gnädiglich“, gesungen von den beiden Chören und begleitet vom Orchester, begann das Konzert. Ausgesucht hatten die Chöre das Werk anlässlich des Volkstrauertags. Durch die Ereignisse in Paris, meinte der Vorsitzende des Kirchenchors Germersheim, Ansgar Mohr, bekomme es zusätzlich eine aktuelle Bedeutung. Der Text – die Bitte an Gott um den Frieden auf Erden – stammt von Martin Luther, der eine lateinische gregorianische Antiphon nachdichtete. Mit dem wuchtigen Stimmklang der beiden Chöre, die gemeinsam rund 80 Sänger aufboten, und dem Orchester mit mehr als 20 Mitgliedern bekam das Werk eine sehr nachdrückliche Wirkung. Joseph Haydns „Missa brevis in F-Dur“, in zwei Blöcke geteilt, umrahmte das „Laudamus te“ von Antonio Vivaldi. Der Lobgesang war ein schwungvolles Duett mit Streicherbegleitung der beiden Sopranistinnen Gunda Baumgärtner und Pia Knoll. Reizvoll war das Duett durch die zwar in der Stimmlage gleichen, im Stimmklang aber unterschiedlichen Sängerinnen, dem Koloratursopran Gunda Baumgärtners, die auch durch ihre Garderobe reichlich „große Oper“ einbrachte, und dem dunkleren, weicheren Sopran Pia Knolls. Joseph Haydns „Missa brevis“ gilt als Jugendwerk, bei dem er, damals Wiener Sängerknabe, zusammen mit seinem Bruder Michael die Sopranpartien sang. Die drei ersten Sätze der viersätzigen Streichersinfonie „Nr. 7 in d-moll“ von Felix Mendelssohn Bartholdy, gespielt vom Heidelberger Kantatenorchester, gaben den Sängern Gelegenheit, die Stimmen zu schonen, und leiteten über zu den Psalmenvertonungen Mendelssohns. „Hör mein Bitten, Herr“ nach Psalm 55 war gekennzeichnet durch den Wechselgesang von Solosopran, den Gunda Baumgärtner sang, und dem Chor. „Denn in seiner Hand ist, was die Erde bringt“ war wieder ein Duett der beiden Sängerinnen mit Orchester, ein Ausschnitt aus der Vertonung des 95. Psalms. Schluss- und Höhepunkt des Programms war die Kantate „Wie der Hirsch schreit nach dem Wasser“ von Felix Mendelssohn nach Psalm 45. Ein Chorstück zu Beginn, gefolgt von Arie und Rezitativ für Sopransolo (Gunda Baumgärtner), das überging in einen Teil für Sopransolo und Chor, und dann der kraftvolle Schlusschor – das wäre schon fast ein eigenes Konzert gewesen und ist Ausdruck dramatischer Gottessehnsucht. Das Schlusswort hatte der Vorsitzende des Lingenfelder Chors Klaus Fischer, begeisterter Beifall belohnte die Musiker für ihre große gemeinsame Leistung. (adö)

x